Fichtelgebirge Sanierung rückt in greifbare Nähe

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Der Milchhof wird bald in neuem Glanz erstrahlen. Ein Erfolg des Förderkreises mit (von links): Bürgermeister Jürgen Hoffmann, Arnold Reger, Gerhard Wilhelm, Alfred Friedrich, Karl Lippert, Walter Rädel, Birgit Kastl, Karl Döhler, Dieter Schwedt und Volkmar Braun. Foto: Gerd Pöhlmann Quelle: Unbekannt

Der Nutzungsplan steht, die Finanzierung auch. In Hohenberg erwacht der historische Milchhof aus dem Dornröschenschlaf. Der Förderkreis hat viele Fürsprecher gefunden.

 
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Hohenberg - Es geht vorwärts mit dem Milchhof in Hohenberg. In der Jahreshauptversammlung am Wochenende konnte der Förderkreis zum Erhalt historischer Baudenkmäler in Hohenberg nicht nur ein Nutzungskonzept vorstellen, sondern auch eine detaillierte Kostenschätzung. Und noch wichtiger: Dem Verein liegen - momentan zwar nur mündlich - die Zusagen aller wichtigen Fördergeber vor. Angefangen beim Landrat, über die Landtagsabgeordneten bis hin zum Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Regierungspräsidenten hat das Projekt Milchhof viele Fürsprecher gefunden. "Obwohl es auch in Hohenberg einige gibt, die meinen, wir sollten das alte Gemäuer einfach wegschieben", sagte der Vereinsvorsitzende Karl Lippert.

Um den Milchhof, eines der geschichtsträchtigsten Häuser in Hohenberg, wieder nutzbar zu machen, rechnet der Verein mit Kosten in Höhe von 1,1 Million Euro, inklusive Haustechnik, Außenanlagen und Honorare. "Der größte Teil davon entfällt auf die Sanierung", erklärte Dr. Gerhard Wilhelm, der stellvertretende Vorsitzende des Förderkreises. Wichtig dabei ist der denkmalpflegerische Mehraufwand von rund 635 000 Euro, an dem sich der Freistaat Bayern beteiligt. Abgesehen davon strebt der Verein eine möglichst hohe Förderung des Projektes an. "Wir haben sehr viele Förderanträge gestellt", sagte Wilhelm. "Und so kommt dann auch ein richtiges Konglomerat an verschiedenen Summen zusammen." Äußerst erfreulich verlief in diesem Zusammenhang ein Gespräch bei der Regierung von Oberfranken, das laut Gerhard Wilhelm auf Betreiben des Wunsiedler Landrats Dr. Karl Döhler zustande gekommen war. "Uns war klar, dass unser Projekt ,Milchhof' mit diesem Gespräch steht oder fällt", sagte Wilhelm. In Bayreuth zeigten sich alle Förderstellen gut informiert über das rund 350 Jahre alte Anwesen. "Wir haben so lange darüber gesprochen, bis ein Schuh daraus wurde", meinte Landrat Karl Döhler dazu nur. Der einzige Knackpunkt sei die Städtebauförderung gewesen. Und auch die wurde schließlich der Stadt Hohenberg bewilligt. "Wir haben gespürt, dass uns alle helfen wollen. Das war wie ein Weihnachtsgeschenk", sagte Wilhelm. Dennoch bleiben, wenn es wie geplant läuft, noch 110 000 Euro, die der Verein zu schultern hat. Dank einiger großzügigen Spenden von Hohenberger Firmen und Privatleuten sei da ein guter Grundstock geschaffen, sagte Gerhard Wilhelm. Außerdem könne der Anteil des Vereins um gut 28 000 Euro Eigenleistung reduziert werden. Trotz allen Rückenwinds bleibt die Sanierung des Milchhofs für Gerhard Wilhelm und Karl Lippert ein "fünf-vor-zwölf-Projekt". Denn bereits im dritten Jahr ist das Dach des alten Gemäuers in der Hirtengasse nur notdürftig gedeckt.

Da die Finanzen nun aber weitgehend geregelt sind, stehe einem vorzeitigen Baubeginn - die Erlaubnis der Fördergeber vorausgesetzt - nichts mehr im Wege, sagte Architekt Volkmar Braun, der das Projekt von Anfang an begleitet. Die Zeit könnte für vorbereitende Arbeiten genutzt werden. Statiker müssten die Konstruktionen nochmals überprüfen, Holzbauteile müssten stichpunktartig untersucht werden. Parallel dazu könnten die Werk- und Detailplanung erstellt und erste Arbeiten ausgeschrieben werden. "Ich wünsche mir einen Baubeginn Anfang Mai, mit dem Ziel, das Dach bis Oktober fertiggestellt zu haben", sagte Volkmar Braun. Gleichzeitig gelte es, die westliche, einsturzgefährdete Giebelwand abzubrechen und wieder aufzubauen. "Was erhalten werden kann, soll bleiben", erklärte der Architekt. Das gelte nicht für das Stallgewöbe hinter der Westwand. Das müsse weichen, um den Raum überhaupt nutzbar zu machen. Von der Ostseite her würden Fundamente untersucht, Drainagen gelegt und der Dachfuß repariert. Werde der Zeitplan eingehalten, stelle sich die Frage, ob mit dem Innenausbau vielleicht schon im Winter begonnen werden könnte. "Unser Ziel ist es, den Bau in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 abzuschließen", sagte Volkmar Braun. "Das ist ehrgeizig, aber nicht unrealistisch."

Der sanierte Milchhof rückt also in greifbare Nähe. So sah dann auch Förderkreisvorsitzender Karl Lippert das vor einem Jahr gesteckte Ziel, Planung und Finanzierung abzuschließen, als erreicht an. Er und Gerhard Wilhelm bedankten sich bei den Vereinsmitgliedern, allen Freunden, Gönnern und Behörden. "Wir merken, dass sich so viele Menschen für uns einsetzen, und zwar mehr als man von ihnen verlangen kann", freute sich Gerhard Wilhelm.

"Wichtig ist der Wille des Förderkreises", sagte Landrat Karl Döhler. Er habe nicht nur Gefallen am Milchhof gefunden, sondern sei ebenso beeindruckt vom Engagement des Hohenberger Förderkreises. Bürgermeister Jürgen Hoffmann bescheinigte dem Förderkreis "die notwendige Luft zum Durchhalten". Dem Milchhof komme eine wichtige Bedeutung zu, da er zentral gelegen sei. Er hoffte, dass die Sanierung positiven Einfluss auf die Nachbarschaft nehmen kann. Nur eine Formalie waren die Neuwahlen beim 84 Mitglieder zählenden Förderkreis. Vorsitzender bleibt Karl Lippert, sein Stellvertreter ist weiter Gerhard Wilhelm. Walter Rädel bleibt Schriftführer, Jürgen Hoffmann Kassier. Im Beirat sind Dieter Schwedt, Sabine Schläger, Arnold Reger, Hartmut Gallmeier und Georg Kaiser. Die Kasse prüfen Birgit Kastl und Alfred Friedrich.

Ein fünf-vor-zwölf-Projekt.

Gerhard Wilhelm zur Sanierung

des Milchhofs

Die Nutzung

Im Obergeschoss des Milchhofs soll das Stadtarchiv, das momentan im Keller der ehemaligen Schule untergebracht ist, einen neuen Platz finden. Eine medial unterstützte Ausstellung zeigt Hohenberg als Grenzstadt über die Jahrhunderte, die Kontakte und grenzüberschreitenden Verbindungen und Flüchtlingsbewegungen. Ein "Lernort Heimat" wird sich mit Natur, Kultur und Wirtschaft in der Umgebung beschäftigen; auch die Ökologische Bildungsstätte Burg Hohenberg kann die Ausstellungsräume nutzen.

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