Fichtelgebirge Selberin singt "Lied für Hutschenreuther"

Von Gisela König
Vor Schlickerbehältern des ehemaligen Weißbetriebs der Hutschenreuther B singt Conelia Voigt ihr "Lied für Hutschenreuther. Foto: privat

Cornelia Voigt hat bis zum Schluss für den Erhalt des Werkes B gekämpft. Auf Youtube stellt sie ihre klingende Hommage, für die sie auch die Melodie selbst komponiert hat.

 
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Selb - Sie hat für den Erhalt des Selber Hutschenreuther-Werkes B gekämpft bis zum Schluss - mit Leserbriefen in der Heimatzeitung, Appellen an die Bevölkerung, mit Briefen beispielsweise an Horst Seehofer, Markus Söder oder die Regierung von Oberfranken. Gebracht hat es letztendlich nichts. Die Fabrikgebäude sind inzwischen komplett abgerissen. "Das war's dann halt", sagt Cornelia Voigt im Gespräch mit der Frankenpost. Doch neben vielen Fotos und Dokumentationen von der stattlichen Fabrik, erinnert jetzt auch Cornelia Voigts "Mein Lied für Hutschenreuther" an das einst stadtbildprägende Werksareal.

Cornelia Voigt hat das Lied selbst komponiert, gesungen und ohne Hinweis auf Youtube gestellt - eine klingende Hommage an das ehemalige Werk Hutschenreuther B in Selb, in dem bis Ende des Jahres 2010 gearbeitet wurde. Kurz vor Beginn des zweiten Abbruchabschnitts nahm die Selberin ihr Lied im vierten Obergeschoss des Betonbaus, vor Schlickerbehältern im Weißbetrieb, auf. Sie singt dabei a cappella, also ganz ohne Musikbegleitung. Und dabei wird eines deutlich: Cornelia Voigt kann nicht nur für ein Ziel engagiert kämpfen, sondern auch singen.

Die Melodie von "Mein Lied für Hutschenreuther" ist sehr eingängig. Cornelia Voigt hat sie nicht irgendwo "geklaut", sondern selbst komponiert. Für die Selberin ist es nicht das erste Lied. "Ich mache das schon seit Jahrzehnten und habe etwa 100 Lieder selbst geschrieben und komponiert", erzählt sie. Ihre gute Singstimme habe sie nicht sonderlich ausgebildet. "Ich war zwar im Schul- und später im Kirchenchor, aber sonst singe ich nur ganz privat", sagt Cornelia Voigt. Doch sie bekennt, dass sie auch gerne mal Karaoke betreibe. Für das Werk B habe sie aber eine Ausnahme gemacht und mehr oder weniger öffentlich gesungen, "um ein letztes Zeichen zu setzen und meine Erinnerung und Wertschätzung für diese beeindruckende Fabrik zum Ausdruck zu bringen".

Mit ihrem Kampf für den Erhalt des Hutschenreuther-Werkes sei sie häufig angeeckt, deshalb ist Cornelia Voigt verblüfft, dass es bisher wenig Resonanz auf ihr "Lied für Hutschenreuther" gibt. Einige Bekannte hätten sich überrascht, aber positiv geäußert. "Wieder andere bewundern meinen unerschütterlichen Mut, habe ich mich doch, denke ich, aufgrund meiner Aktionen bei zahlreichen Menschen in Selb und darüber hinaus unbeliebt gemacht." Aber das ficht Cornelia Voigt nicht an, die von ihrem Zuhause direkt auf das Areal der Hutschenreuther B blicken kann und mit dem Lied keinerlei Selbstdarstellung verfolgt.

Sie und ihr Sohn Dominik, der stets an ihre Seite kämpfte, haben ihr Anliegen unter anderem auch im Fernsehen thematisiert und ihre Konzepte, die sie für das Hutschenreuther B erstellt hatten, dem Selber Oberbürgermeister und Stadtrat vorgestellt. Für Cornelia Voigt und ihren Sohn stand und steht noch fest, dass einige Fabrikgebäude, speziell die Tunnelofenhalle und der Betonbau, auf dem das Drehlogo stand, bautechnisch in Ordnung waren und problemlos nutz- und sanierbar gewesen wären.

Auch dem Argument, der Kritik am Abbruch Taten folgen zu lassen, habe man entsprochen. "Mein Sohn hat angeboten, die Gebäude zu übernehmen." Leider sei kein politischer Wille vorhanden gewesen. "Und so mussten wir zusehen, wie alles dem Erdboden gleichgemacht wurde. Und nach der Räumung wird jetzt überlegt, was mit dem Areal geschehen soll", merkt Cornelia Voigt ironisch an.

Für sie war die Hutschenreuther B eines der imposantesten Gebäude in Selb und entlang der Porzellanstraße. "Der Verlust dieser Fabrik ist ein Verlust für die ganze nordostbayerische Region. Die Tragweite wird vielen wohl erst in einigen Jahren bewusst werden", sagt die Selberin, die ihrem Schmerz, aber auch ihrer Wut über den verlorenen Kampf in ihrem Lied sehr emotional Ausdruck verleiht.

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Der Verlust dieser Fabrik ist ein Verlust für die nordostbayerische Region. Die Tragweite wird vielen wohl erst in ein paar Jahren bewusst werden.

Cornelia Voigt

Der Liedtext

So lautet der Text von "Ein Lied für Hutschenreuther":

Dies ist mein Lied für Hutschenreuther,

eine Fabrik, die's nicht mehr gibt.

Denn grade wird sie abgerissen,

denn die Dummheit hat gesiegt.

Sie gab so vielen Menschen Arbeit

und hätte so viel zu erzähl'n,

doch ihre Mauern müssen schweigen,

denn keiner will sie reden hör'n.

Noch steh' ich hier und darf hier singen,

kann sie euch zeigen, seht sie an!

Sie war so schön, so unvergleichlich,

ihr Panorama weltbekannt.

Vielleicht gibts keinen Grund zu weinen,

denn niemand würde das versteh'n.

Doch ich schäm' mich nicht meiner Tränen,

denn der Abschied tut so weh.

Um sie gekämpft und doch verloren;

es ist zu spät, hab's nicht geschafft.

Doch jetzt zu seh'n, wie sie zerstört wird,

das kostet mir unendlich Kraft.

Jetzt bleibt mir nur, "Leb wohl" zu sagen,

doch ich vergess' sie sicher nie,

denn sie bleibt stets in uns'ren Herzen,

und die Erinn'rung lebt in mir.

Text und Melodie: Cornelia Voigt


Das komplette Video sehen Sie hier >>>

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