Hofer Filmtage Stefan Paul erhält den Filmpreis der Stadt Hof

Der Dokumentarfilmer erinnert sich an „wilde Filme“ und seine Zeit am Grenzzaun.

 
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Stefan Paul ist der Preisträger. Foto: Frank Wunderatsch

Diese Tage, Ende Oktober in Hof, sind für Stefan Paul seit dem Jahr 1969 eine „liebe Pflicht“. So sagte er es einem Reporter dieser Zeitung im Jahr 2011. „Ich habe dem Heinz Badewitz immer wilde Filme geliefert.“ Badewitz gründete 1967 die Internationalen Hofer Filmtage. Er starb 2016.

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Pauls Liebe zu Hof ist auch heute noch stark. Und sie beruht auf Gegenseitigkeit. Am Donnerstagabend hat die Stadt Hof den gebürtigen Leipziger mit ihrem Filmpreis geehrt, der seit 1986 vergeben wird und als Preis für das Lebenswerk zu verstehen ist.

Die Laudatio hielt Stefan von Moers. Er ist Rechtsanwalt in der Medien-, Entertainment- und Pressebranche und seit mehr als 25 Jahren in diesem Bereich tätig. Wie Stefan Paul ist auch von Moers ein langjähriger Begleiter der Hofer Filmtage und des Filmtage-Fußballspiels, das Paul an der Seite von Werner Herzog immer wieder nutzte, um die gegnerischen Reihen das Fürchten zu lehren.

Stefan Paul, Jahrgang 1948, machte sich als Dokumentarfilmer einen Namen, insbesondere durch seine faszinierenden Werke über Ikonen wie Bob Marley und Rio Reiser. 1952 zog seine Familie nach Stuttgart, wo er sein Abitur ablegte. Anschließend studierte er Germanistik und Amerikanistik an der Tübinger Universität.

Bereits während seines Studiums organisierte er Filmabende und Rockkonzerte und war gleichzeitig als freier Mitarbeiter des Südwestdeutschen Rundfunks tätig. Im Jahr 1974 eröffnete Paul das Kino „Arsenal“, gefolgt von der Gründung des Arsenal Filmverleihs im Jahr 1975. 1979 erwarb er das renommierte Stuttgarter Kino „Lupo“, im Jahr 1984 erweiterte er sein Portfolio um das Kino „Atelier“.

1991 brachte Paul erstmals einen eigenen Film nach Hof mit. Der Tübinger besuchte nach dem Fall der Mauer im Jahr 1989 seine alte Heimatstadt Leipzig, „um der Wende zuzuschauen“, wie er sagt. In der Musikszene, unter Künstlern und auf der Straße hat er dem Aufbruch nachgespürt. So entstand der Film „Hotel Deutschland“.

2011 folgte „Hotel Deutschland 2“, mit dem er zum zweiten Mal in all den Jahren gleichsam in eigener Mission nach Hof kam. Für den 90 Minuten langen Dokumentarfilm reiste Paul – 20 Jahre später – abermals mit seiner Kamera in den „alten Osten“: nach Berlin, Leipzig, Dresden und Halle. Herausgekommen, sagt er, sei ein „Roadmovie mit viel Musik“.

Paul erinnert sich, wie er mit den US-Regisseuren – ob John Waters oder Monte Hellman („Cockfighter“, 1974; „China 9, Liberty 37“, 1978) – aus Hof immer auch nach Mödlareuth gefahren ist, sich an die Mauer gestellt und gesagt habe: „Dort drüben sind die Bösen.“

Der Filmpreis der Stadt Hof gilt in der deutschen Filmszene als eine der begehrtesten Auszeichnungen. Die bisherigen Preisträger waren: 1986 Doris Dörrie, 1987 Hans Noever, 1988 Laurens Straub, 1989 Josef Rödl, 1990 Herbert Achternbusch, 1991 Uwe Brandner, 1992  Wim Wenders, 1993 Werner Herzog, 1994 Christian Rischert, 1995 Detlev Buck, 1996 Werner Schroeter, 1997 Sönke Wortmann, 1998 Tom Tykwer, 1999 Andreas Kleinert, 2000 Joachim Król, 2001 Hans-Christian Schmid, 2002 Redaktion „kino kino“, BR, 2003 Dominik Graf, 2004 Laura Tonke, 2005 Christoph Schlingensief, 2006 Dr. Alexander Kluge, 2007 Peter Lohmeyer, 2008 Rosa von Praunheim, 2009 Christian Petzold, 2010 Caroline Link, 2011 Peter Kern, 2012 Jessica Schwarz, 2013 Barbara Albert, 2014 Chris Kraus, 2015 Katharina Marie Schubert, 2016 Aylin Tezel, 2017 Wolfgang Ettlich, 2018 Alfred Holighaus, 2019 Max Riemelt, 2020 Axel Ranisch, 2021 Julia von Heinz, 2022 Aelrun Götte.

Hofer Filmtage 2023
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