Filmteam zurück Marktredwitz rollt roten Teppich aus

Ein Filmteam bedankt sich in Marktredwitz mit Sekt, Popcorn und einer exklusiven Vorstellung. Der israelisch-deutsche Thriller „Plan A“ wurde zu großen Teilen im Fichtelgebirge gedreht. Im Publikum finden sich hauptsächlich Komparsen.

 
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München, Berlin, Marktredwitz. Wie klangvoll hätte sich doch vor etwas mehr als einem Jahr die nordostoberfränkische Stadt die Premierentour für den Kinofilm „Plan A“ eingereiht. Doch Corona machte der Filmcrew, der Stadt und den Komparsen aus der Region zunächst einen Strich durch die Rechnung. Am Donnerstag war es soweit.

Mit einer exklusiven Aufführung des israelisch-deutschen Thriller-Dramas bedankten sich die Filmschaffenden bei den Mitwirkenden aus Oberfranken. Tatsächlich lag ein wenig Premieren-Atmosphäre in der Luft. Die Stadt hatte den roten Teppich ausgerollt, auf dem sich die Gäste vor den Filmplakaten fotografieren lassen konnten. „Wir haben wahnsinnig viel Unterstützung aus Marktredwitz und der Umgebung erfahren“, sagte Produzentin Skady Lis. „Deswegen haben wir gesagt, dass wir eine Runde Sekt und Popcorn ausgeben und den Film gemeinsam ansehen, sobald er fertig ist.“ Dass es nun erst im dritten oder vierten Anlauf klappte, tat der Sache keinen Abbruch.

Viel Lob der Produzentinnen

„Der Dreh hier war die reinste Freude“, stimmte Produzentin Minu Barati ein. Filmcrews sperren Straßen und nehmen Gebäude in Beschlag, sorgen kurzum für erhebliche Beeinträchtigungen. Sie sind daher nicht immer und überall wohl gelitten. „Wir sind oft laut und lästig“, gab Minu Barati zu. „Aber wir wurden in der Region total nett aufgenommen. Und wir haben unfassbar offene und unterstützende Menschen getroffen.“ Insbesondere das Team im Rathaus um Susanne Menzel, Claudia Hiergeist, Kerstin Brunner und Roland Sommer hatte es Lis, Barati, den Regisseuren Doron und Yoav Paz sowie Regieassistent Hellmut Fulss angetan. „Die kennen wirklich jeden Winkel und haben uns Orte vorgeschlagen, die dem Film Authentizität geben“, sagte Skady Lis.

Und schließlich waren da die „vielen tollen Gesichter“, wie Minu Barati sagte. Komparsen, die laut Fulss variabel eingesetzt werden konnten. „Wir haben ja jede Menge Leute ,erschossen’. Für solche Szenen nimmt man oft Stuntleute“, sagte er und erinnerte an die Auswahl: „Das waren ganz herausragende Castings.“ Manche Komparsen waren nur für Augenblicke zu sehen, anderen war mehr Filmzeit vergönnt, aber alle hatten das Abenteuer „Filmdreh“ genossen.

Frank Mösbauer Foto: Gerd Pöhlmann

Einer, der bei den Castings sogar eine kleine Sprechrolle ergattert hatte, ist Frank Mösbauer. Aus Spaß an der Freude hatte sich der filmbegeisterte Marktredwitzer im Rathaus zu den Castings angemeldet. „Ich bin von einer kleinen Rolle im Hintergrund ausgegangen“, sagt Mösbauer. „Dann war es doch ein bisschen mehr.“ Bei einem der Castings wurde er gefragt, ob er sich eine kleine Sprechrolle zutraue. „Da sagt man natürlich nicht nein.“ Es folgten weitere Castings, bei denen er unter anderem auch improvisieren musste. Für die Dreharbeiten nahm der Marktredwitzer extra einen Tag Urlaub. „Das war sehr spannend. Die Dreharbeiten fanden im Wald statt. Ich wurde eineinhalb Stunden geschminkt, bevor es soweit war.“ Aus verschiedenen Blickwinkeln wurde die Szene mehrmals gefilmt. Etwa eine Stunde dauerten die Dreharbeiten für die am Ende etwa 15 Sekunden lange Szene, in der Erich, der Nazi – Mösbauers Rolle – hingerichtet wird. Das Kuriose dabei: „Plan A“ wurde in Englisch gedreht. „Die Stimme im Film ist also gar nicht meine“, sagt Frank Mösbauer. Den Film findet er prima: „Er ist gut gemacht und das Thema ist außerordentlich interessant.“

Warten auf den Abspann

Nicht unwesentliche Rollen spielen Landschaft und Gebäude. Die Fichtelgebirgswälder sind im Film unschwer als solche zu erkennen. Ortskundigen fallen vielleicht noch andere Orte im Steinwald und Fichtelgebirge ins Auge, sie erkennen möglicherweise das Brander Schloss oder den alten „Fränkische Hof“ in der Dörflaser Hauptstraße 10 in Marktredwitz wieder. „Ich bin gespannt, wen und was wir alles entdecken“, sagte Oberbürgermeister Oliver Weigel vor Filmbeginn. Er bedankte sich bei den Produzentinnen und dem Rathaus-Team mit Blumensträußen. „Wir stehen jederzeit gerne wieder zur Verfügung“, gab er den Filmemacherinnen mit auf den Weg.

Dann war es endlich soweit: Das Licht ging aus und Komparsen, Motivgeber und sonstige Mitwirkende kamen in den Genuss ihrer Plan A-Sondervorstellung. Nach 110 Minuten löste langer Applaus die Stille während der Vorstellung ab. Sogar den Abspann verfolgte das Marktredwitzer Publikum mit Spannung – schließlich tauchte da der ein oder andere bekannte Name auf.

Plan A – Was würdest Du tun?

Wahre Geschichte
„Plan A“, der in Deutschland den Untertitel „Was würdest Du tun?“ trägt, ist ein toller Film, aber sicher kein Feel-good-Movie. Die Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, berührt und schockiert zugleich. Es geht um eine Gruppe Holocaust-Überlebender, die die größte Racheaktion der Geschichte starten: Für jeden ermordeten Juden soll ein Deutscher sterben. Das Drehbuch ist in Zusammenarbeit mit Professorin Dina Porat, Chefhistorikerin der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, entstanden und basiert auf Interviews der damals Beteiligten. „Der jüdischen Gemeinde war es wichtig, auch einmal aus einem anderen Blickwinkel, in einer wehrhaften Position, dargestellt zu werden“, erklärt Produzentin Skady Lis. „Plan A“, der wegen Corona in schwierigen Kinozeiten gestartet ist, war von Japan, Australien und Mexiko, den Benelux-Staaten, Polen und Großbritannien bis Kanada und den USA auf Festivals zu sehen. „Er mag kein Feel-good-Movie sein, aber er hat eine lebensbejahende Botschaft“, sagt Produzentin Minu Barati.

Im TV
Der Film ist derzeit noch auf Sky zu sehen und soll dann im BR-Fernsehen und auf Arte gezeigt werden.

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