Die närrische Zeit steuert auf ihren Höhepunkt zu. Vielerorts finden derzeit Prunksitzungen und Umzüge statt. Was hat es aber mit Fasching, Fasnet und Karneval auf sich? Fragen und Antworten zu dem Thema:
Ohne Ostern würde es keine Fasnacht geben. Die christliche Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch (in diesem Jahr am 14. Februar) und endet am Ostersonnabend, also 46 Tage später. Vor der Fastenzeit war es üblich, weil Lebensmittel schlecht haltbar waren und gelagert werden konnten, Fleisch und andere verderbliche Lebensmittel – beispielsweise auch Bier – zu verzehren. Und das am besten bei einem großen gemeinsamen Fest. Bis heute wird Karneval hauptsächlich in katholisch geprägten Regionen in Deutschland gefeiert.
In diesem Jahr ist Karneval relativ früh – das liegt daran, dass auch Ostern auf einen relativ frühen Termin fällt. Das Osterfest findet jedes Jahr nach dem ersten Vollmond im Frühling statt. Das Auferstehungsfest wird seit dem Jahr 325 nach Christus zwischen dem zwischen dem 22. März und dem 25. April begangen.
Die eigentliche Saison beginnt aber schon früher. Sie wird immer am 11. November (11.11) um 11.11 Uhr eingeläutet. Warum die Zahl Elf bei den Närrinnen und Narren eine solch zentrale Rolle spielt, ist nicht eindeutig geklärt. Der Faible dafür bestand aber schon im 14. Jahrhundert, dafür gibt es auch Belege.
Eine Theorie: Die 11 symbolisiert die Gleichheit aller Menschen unter der Narrenkappe. Die 11 als wichtige Zahl, spiegelt sich beispielsweise auch im „Elferrat“ wieder, der den Prunksitzungen vieler Karnevalsvereine vorsitzt.
Ab dem 11.11 finden Sitzungen mit Tanzgruppen, Reden und Musikbands statt. Der Höhepunkt wird im Frühjahr beim Straßenkarneval erreicht: Sechs Tage lang, von Donnerstag bis Dienstag, wird gefeiert. Kleinere Umzüge und Sitzungen gibt es oft schon in den Vorwochen.
In der Nacht zum Aschermittwoch endet die närrische Zeit, aber auch das in der Regel nicht sang- und klanglos oder gar still. In Köln etwa wird eine Strohpuppe, der „Nubbel“, als Verantwortlicher für die Ausschweifungen während des Karnevals verbrannt, in Düsseldorf und am Niederrhein der „Hoppeditz“ zu Grabe getragen. Auch in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht gibt es den Brauch, dass die „Fasnet“ – meist in Form einer Strohpuppe – verbrannt wird.
Mancherorts wird auch der Narrenbaum, ein weiteres Symbol für die Fastnacht, ein Opfer der Flammen. Teils beenden die Vereine die Odyssee – nichts anderes ist die Kampagne mit zig Umzügen und anderen Veranstaltungen innerhalb kürzester Zeit – mit einem gemeinsamen Essen. Oft kommt dabei Hering oder anderer Fisch auf den Tisch.
Wie die fünfte Jahreszeit genannt wird, hängt von der Region ab:
Auch die einzelnen Tage werden unterschiedlich benannt. Die Fastnachtswoche beginnt im schwäbisch-alemannischen Raum mit dem schmotzigen Donnerstag, im Rheinland dagegen mit der Weiberfastnacht und im Harzer Land mit dem Fetten Donnerstag. Es folgen der Nelkensamstag, der Orchideen- oder Tulpensonntag, der Rosenmontag und schließlich der Veilchendienstag, der auch Fastnachtsdienstag genannt wird.
Im Rheinland und dem dortigen Karneval spielt der Straßenkarneval eine zentrale Rolle – mit Kostümen und den berühmten Umzügen in Köln, Düsseldorf und Mainz. In der schwäbisch-alemannischen Fastnacht behalten die Träger ihre Masken eigentlich ein Leben lang. In manchen Gegenden wird auch von „Häß“ gesprochen.
Eine Tradition: zu Beginn der Faschingszeit werden die Masken „abgestaubt“, der Start in die Saison. Oft ist es üblich, die meist grusligen, manchmal auch lustigen Masken von Generation zu Generation zu vererben. Beide Formen stehen im bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes.
Cowboy, Indianer, Prinzessin: bei Kindern finden sich diese Kostüme seit jeher unter den Favoriten. Was gerade sonst in de Pop-Kultur en vogue ist, beeinflusst die Kostümwahl bei vielen von Jahr zu Jahr. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ursprünglich ging es aber weniger ums Kreativwerden, sondern vielmehr darum, in eine andere Rolle zu schlüpfen, um damit die Machtverhältnisse auf den Kopf zu stellen. Im 19. Jahrhundert ließen sich auf diese Weise Kontakte über Klassen- und Standesgegensätze hinweg knüpfen.
Heute gibt es eher Debatten darüber, welche Kostüme und Verkleidungen noch vertretbar sind: Wann wird es sexistisch oder rassistisch? Wo beginnt kulturelle Aneignung? Sind Verkleidungen als Winnetou oder Old Shatterhand noch okay? Ob ein falscher Papst oder eine aufreizende Nonne die Kirche verunglimpfen könnten, wird dagegen kaum noch diskutiert. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann als Tier, Blume oder Fabelwesen gehen – oder als Süßigkeit.
Der klassische große Sitzungskarneval ist eine bürgerliche Tradition. Nach Einschätzung mancher Experten wird er sich stark verändern und eher einen Party-Charakter bekommen - oder sogar ganz verschwinden. Unterdessen gibt es weiterhin unzählige kleinere, oft sehr individuelle Sitzungen. Dazu gehören eigene Veranstaltungen von Immigranten, Frauengruppen oder Kirchenchören, und Vereine und Karnevalsgesellschaften richten auch besondere Sitzungen für kranke oder arme Menschen aus.