Haiforscher betonen, dass die Zahl der Angriffe im Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre liegt
Die Haiforscher am Florida-Naturkundemuseum legen aber Wert auf die Feststellung, dass auch die 2023 gestiegenen Zahlen innerhalb des Durchschnitts der letzten zehn Jahre liegen – obwohl die Todesfälle „etwas beunruhigend“ seien, wie es Gavin Naylor formuliert, der Direktor des Haiforschungsprogramms des Museums. Er erklärt auch, warum es gerade bei Weißen Haien so gefährlich werden kann: Die seien üblicherweise hinter Robben her, aber wenn die Robbe das wisse, habe der Hai keine Chance. Dies sei anders, wenn die Robbe munter an der Wasseroberfläche herumtolle. Und genauso sehe ein Surfer in den Augen eines Hais aus.
Die gestiegene Zahl an Haiattacken führen die Forschenden auf die insbesondere nach Corona wieder zunehmenden Aktivitäten von Menschen im Wasser zurück – was zu mehr Begegnungen mit den Tieren führt. Daher nahmen auch über die vergangenen Jahrzehnte betrachtet die Angriffe stark zu. Seit zehn Jahren schwanken sie allerdings erheblich. Während es 2016 mit 98 besonders viele Attacken gab, wurden in den Pandemiejahren 2020 und 2022 jeweils nur 57 registriert.
Auch der Klimawandel spielt eine Rolle, glauben australische Forscher. Zum einen, weil durch das anhaltend warme Wasser die Badesaison verlängert wird, zum anderen, weil sich Haie länger in den von ihnen bevorzugten warmen Küsten- und Hafenregionen aufhalten. Beides erhöht die Chance für gefährliche Begegnungen.
Strände werden überwacht, Haie mit Sendern ausgestattet
Um die Gefahr von Angriffen zu senken, werden in den meisten von Menschen intensiv besuchten Küstengebieten mit Haien Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Ob USA, Australien oder Südafrika: Beliebte Strände werden von speziellen Haibeobachtern überwacht. Mancherorts trennen zudem Netze die Badebucht so vom Meer ab, dass keine Haie in Strandnähe gelangen können. Außerdem werden Haie mit Sendern versehen, um so ihre Wege verfolgen und gegebenenfalls rechtzeitig Alarm geben zu können. So hat ein Team um die australische Haiforscherin Amy Smoothey seit 2009 auf diese Weise 264 Bullenhaie markiert. Dank der Sender kam auch heraus, dass die Tiere am liebsten an trüben Tagen, in der Dämmerung und bei Nacht in die flachen Hafengebiete schwimmen, um dort auf Beutejagd zu gehen.