Gefährliches Gefährt auf der A 73 Zu schnell mit kaputten Bremsen - Polizei stoppt "tickende Zeitbombe"

An der A 73 bei Lichtenfels wurde dieser Lkw aus dem Verkehr gezogen. Er war an vielen Stellen defekt. Außerdem waren die Fahrer viel zu schnell und lange am Stück unterwegs. Foto: Polizei

Die Schwerlast-Spezialisten der Coburger Verkehrspolizei haben auf der A 73 bei Lichtenfels eine "tickende Zeitbombe" aus dem Verkehr gezogen, wie es im Bericht der Beamten heißt. An einem Kühlzug war unter anderem die Software des Kontrollgeräts manipuliert worden, mit dem Ruhe- und Lenkzeiten aufgezeichnet werden. Zudem stellte eine Fachwerkstatt erhebliche Mängel an den Bremsen fest. Auch war die Lenkschubstange, welche die Lenkbewegung des Lenkrades auf die Lenkachse überträgt, locker und drohte jeden Moment abzufallen.

 
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Am Dienstagnachmittag kontrollierten die Polizisten den Lkw, der von Blumenrod auf dem Weg nach Spanien war. Während der Kontrolle stellten die Beamten fest, dass aktuell keine Fahraufzeichnungen im Kontrollgerät festgehalten wurden. Zudem war der Fahrer wegen eines nicht angetretenen Fahrverbotes in Deutschland zur Fahndung ausgeschrieben - er war in der Vergangenheit erheblich zu schnell unterwegs gewesen.

Zusammen mit den engagierten Kfz-Meistern einer hiesigen Renault-Fachwerkstatt konnte schließlich nach zweitägiger Untersuchung der Zugmaschine eine Software-Manipulation des digitalen Kontrollgerätes ermittelt werden. Das Kontrollgerät ist für die ordnungsgemäße Aufzeichnung der Lenk- und Ruhezeiten der Lkw-Fahrer verantwortlich. Zeitgleich schreibt es auch die gefahrene Geschwindigkeit des Lkws mit und versieht diese Aufzeichnungen mit Warnhinweisen, wenn diese einen gewissen Wert übersteigen.

Hintergrund für diese Art der Manipulation des Betriebssystems, die generell nur schwer nachzuweisen ist, war, dass ein vorheriger Fahrer der Firma drei Wochen zuvor von der Polizei in Frankreich mit einem Magneten am Tachographensystem dieses Zuges erwischt wurde.  Die Nutzung eines Magneten ist auch ein Versuch die Signale des Tachographensystem zu stören oder ganz zu unterdrücken, damit entsprechende Betrügereien nicht nachgewiesen werden können.

Die dortigen Beamten ließen daraufhin das System in einer Fachwerkstatt wieder reparieren, bevor der Fahrer seine Tour fortsetzen konnte. Dieser allerdings konnte das Betrügen einfach nicht lassen und ließ seinen Zug kurzerhand in Spanien wieder „zurückmanipulieren“ - dieses Mal aber mit Software anstatt eines Magneten. Zum Unglück des jetzigen Fahrers wurde aber nicht eben jener Fahrer, sondern er, von den Coburger Spezialisten aufgehalten.

Interne Auswertungen ergaben, dass der Zug mit erheblich überhöhten Geschwindigkeiten gefahren wurde. So verzeichnete der Tachograph Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h. Erlaubt sind maximal 80 km/h in Deutschland, in anderen europäischen Ländern maximal 90 km/h. Eine Auswertung der tatsächlichen Lenk- und Ruhezeiten war jedoch zu keinem Zeitpunkt möglich, da die Schadsoftware das komplette Betriebssystem des Kontrollgerätes außer Funktion gesetzt hatte und die internen Zeit- und Tätigkeitsaufzeichnungen durcheinanderwirbelte.

Als wäre das allein nicht schon genug, zeigten sich in der Fachwerkstatt erhebliche Mängel an den Bremsen und der Lenkung. So war die sogenannte Lenkschubstange, welche die Lenkbewegung des Lenkrades auf die Lenkachse überträgt, locker und drohte jeden Moment abzufallen. Dieser Mangel, zusammen mit den bereits beschrieben Schäden beziehungsweise der Manipulationen, hätte im Falle eines Unfalls zu unvorhersehbaren Sach- und Personenschäden führen können.

Deshalb wurde der komplette Zug nun gänzlich stillgelegt und darf von der Firma nur noch mit einem Tieflader in eine andere Werkstatt verbracht werden. Bis zur Ableistung seines Fahrverbotes darf der Fahrer nicht mehr in Deutschland fahren.

Den Fahrer und der Firma erwarten nun mehrere Strafverfahren.

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