Gefrees Kleine Gruppen und weniger Lernstoff

Wie kommen die Schulen unbeschadet über den Winter? Das war eine der zentralen Fragen beim Bezirkstreffen der Bildungsgewerkschaft GEW in Gefrees.

 
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Gefrees - Die Folgen der Corona-Krise im Bildungsbereich standen laut einer Pressemitteilung im Mittelpunkt des oberfränkischen Bezirkstreffens der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in der Konzertscheune Gefrees - einem besonderen Tagungsort in besonderen Zeiten. GEW-Bezirksvorstand Roland Dörfler aus Bayreuth, ehemals Schulleiter in Hollfeld, sprach über die Erfahrungen, die Schüler und ihre Lehrkräfte seit März dieses Jahres machten. Die Wochen völliger Schulschließungen waren allen Teilnehmern in schlechter Erinnerung. Die anschließenden Monate verliefen für die Beteiligten allerdings unterschiedlich: "Wie gut der Wechsel des Lernens in der Schule und zu Hause gelang, hing einerseits von der Qualität der digitalen Ausstattung und Lernsoftware an den Arbeitsplätzen ab und andererseits von der persönlichen Routine der Beteiligten im Umgang damit", sagte Dörfler.

Schulverwaltung und Kommunen forderte er auf, "endlich überall datenschutzkonforme Nutzungsmöglichkeiten zur Verfügung" zu stellen. In der Diskussion waren sich die Teilnehmer einig, dass sie vor allem mit dem Lernen in kleinen Gruppen beste Erfahrungen machten. Die Konzentration der Schüler sei dadurch erfreulich gestiegen, was sich auch in besseren Ergebnissen bei den Abschlussprüfungen zeigte. Ebenso einhellig wurde berichtet, dass digitales Lernen Unterstützung bei einzelnen Lernschritten bieten könne, der persönliche Kontakt zwischen Lehrkräften und Schülern jedoch selbst durch beste Programme nicht zu ersetzen sei.

Wenn nach Aussage der verantwortlichen Politiker vermehrte Infektionszahlen zu befürchten seien, dann kämen die Schulen "nur mit kleinen Lerngruppen und entrümpelten Lehrplänen unbeschadet über den Winter", hieß es. Außerdem müsste in kurzen Abständen gelüftet und in allen Unterrichtsräumen Luftreinigungsgeräte mit hochwertigen Filtern betrieben werden, so Andreas Hartmann, Vorsitzender der GEW Forchheim.

Parallel zu diesem schulischen Schwerpunkt beriet Peter Weiß aus Weiden Kollegen über ihre Rechte in Kindertagesstätten, an Hochschulen und in der Weiterbildung. Dabei ergaben sich auch Fragen zur aktuellen Tarifrunde im Öffentlichen Dienst, bei der die GEW gemeinsam mit der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di 4,8 Prozent Gehaltserhöhung, mindestens jedoch 150 Euro fordert. Dass die Arbeitgeber nach zwei Verhandlungsrunden noch kein Angebot vorgelegt hätten, bezeichneten Teilnehmer als Widerspruch zu den Reden über die "Systemrelevanz" der Kitas. Es sei nicht lange her, "da wurden die dort Beschäftigten noch mit Lobeshymnen für ihre Arbeit unter Krisenbedingungen überhäuft - von den Politikern, die bei den Tarifverhandlungen auf der Bremse stehen".

Am Nachmittag des GEW-Bezirkstreffens stand die Frage auf dem Programm, wer denn die Haushaltslöcher stopfen solle, die vor allem durch Steuerausfälle, Kurzarbeitergeld und durch "Aber-Milliarden an staatlicher Unterstützung für Großkonzerne" gerissen wurden.

Nach einer Einführung des Kollegen Reinhard Meringer aus Hof entwickelte sich eine intensive Diskussion darüber, wie die Regierungen dies bewältigen wollen, "wenn sie weiterhin das Horten von Billionen Euros in Steueroasen dulden, wenn sie keine Sonderabgabe von Milliardären und Multimillionären einziehen, wenn sie keine Vermögenssteuer kassieren und wenn sie nicht einmal die Erbschaftssteuer sozial angleichen".

"In diesen Punkten erwarte ich viel stärkeren Druck unserer Gewerkschaften, damit die Schuldenlast nicht auf die unteren und mittleren Einkommensgruppen abgeladen wird", betonte Ernst Wilhelm, Vorsitzender der GEW Bamberg. red

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