Gemeinderat Berg Feuerwehrleute sind sauer

Sandra Hüttner
  Foto: picture alliance/dpa/Matthias Rietschel

Der Gemeinderat entscheidet über das neue Fahrzeug für die Feuerwehr Gottsmannsgrün. Die Emotionen gehen hoch.

 
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Die Gottsmannsgrüner Brandschützer hatten sich für ihr neues Einsatzfahrzeug ein Lkw-Fahrgestell gewünscht – doch die Entscheidung im Gemeinderat Berg fiel nach einer emotionalen Diskussion für eine kleinere Variante aus, denkbar knapp mit acht zu sieben Stimmen. Einige Feuerwehrleute waren in der Sitzung zugegen, und sie waren danach enttäuscht, ja wütend. „Dann sollen sie doch selbst den Brandschutz übernehmen“ – „Man sollte ihnen einfach das Auto hinstellen und fertig“ – „Sie hätten sich ja bei der Fahrzeugführung mal reinsetzen können, um die Unterschiede zu erleben“ – so lauteten drei der erbosten Aussagen.

In der vorherigen Sitzung hatten die Gemeinderatsmitglieder die Entscheidung vertagt. Kostenschätzungen für die Fahrgestellvarianten waren eingeholt worden, die Gottsmannsgrüner Wehr hatte dazu Zahlen zu ihrer personellen Aufstellung geliefert.

Als Schätzwerte nach Rücksprache mit dem Ingenieurbüro Dittlmann verlas Bürgermeisterin Patricia Rubner folgende Kosten zu möglichen Fahrgestellen: ein Iveco-Fahrgestell für 67 000 Euro, ein Iveco Allrad für 100 000 Euro, ein größeres MAN-Fahrgestell für 120 000 Euro, wobei bei diesem wegen des Gewichts keine Allradlösung möglich ist. „Hinzu kommen geschätzte Kosten für den Aufbau je nach Ausstattung und Hersteller von 125 000 bis 160 000 Euro“, teilte Rubner mit.

„Der Gemeinderat hat wirklich ein gute Entscheidungsgrundlage“, stellte die Bürgermeisterin fest. Eine Entscheidung sei notwendig, da die Haushaltsberatungen unmittelbar bevorstünden. Rubner dankte den Ehrenamtlichen für die Zuarbeit und betonte, dass es angesichts der Dimensionen wichtig sei, Zahlen und Fakten für eine objektive Beurteilung heranziehen zu können. Auch verlas sie die Pro- und Kontraliste für ein MAN- oder ein Iveco-Fahrgestell.

Wieland Spörl (CSU) war für die Anschaffung eines kleineren Fahrzeugs, eines Iveco Daily. Dies stehe für ihn wegen der Zusammensetzung der Ortswehren, deren Zusammenarbeit und der bevorstehende Anschaffung weiterer Fahrzeuge in den kommenden Jahren außer Frage.

Moritz von Künsberg-Langenstadt (CSU) wies dagegen darauf hin, dass Gottsmanngrün eine starke Mannschaft habe und bei der Beschaffung eines größeren Fahrzeuges keinerlei Umbauten am Feuerwehrhaus nötig wären. Auch merkte er an, „dass alle bei Wahlen immer betonen, das Ehrenamt müsse gestärkt werden“ . Auf die Feuerwehr sollte gehört werden. „Es muss ja kein MAN-Fahrgestell sein, es ist auch ein Lkw-Fahrgestell eines anderen Anbieters möglich.“ Florian Müller (SPD) lenkte den Blick auf die kommenden Jahre, in denen in den anderen Wehren die Beschaffung von fünf bis sechs Einsatzfahrzeugen anstehe. „Wenn wir jedes Mal über 10 000 bis 20 000 Euro an Mehrkosten entscheiden, reden wir über eine Summe im sechsstelligen Bereich.“ Müller betonte, dass die Gemeinde Berg für die Feuerwehren viel Geld ausgebe – und dies in den kommenden Jahren zunehmen werde. „Es geht nicht immer größer und mehr, wir müssen ein gesundes Augenmaß bewahren, zumal auch die Unterhaltskosten immer mehr werden.“

Andreas Ernst (JBW) betonte: „Die Gemeinde müsste für die Gottsmannsgrüner Wehr keine Lkw-Führerscheine bezahlen, und auch die Räumlichkeiten sind vorhanden.“ Deshalb sprach er sich für ein Anschaffung eines hochwertiges Einsatzfahrzeuges aus, auch mit Blick auf die steigende Zahl von Brandeinsätzen in Wäldern und auf Feldern. Dort sei ein Lkw-Fahrgestell besser geeignet. Michael Grosch (ÜWG) merkte an, dass ein größeres Fahrzeug immer das schönere sei, aber: „Wir müssen auf unsere Finanzen schauen. Die Feuerwehr ist nur ein Teil der Anforderungen an die Gemeinde.“ Mareike Herrmann (JBW) erinnerte an den „vorgeschalteten Arbeitskreis mit Tendenz zum größeren Fahrzeug. Eben auch, weil die räumliche Infrastruktur gegeben ist und die größere Fahrerkabine Vorteile für den Atemschutz bietet. Jeder von uns ist dankbar, dass die Feuerwehr kommt, wenn es brennt.“ Sebastian Kant (ÜWG), als stellvertretender Kommandant ein direkt Betroffener, betonte, dass aufgrund des jungen Durchschnittsalters die Leistungsfähigkeit der Wehr über viele Jahre sichergestellt sei. „Die Mehrinvestition ist auf Jahre gesehen gerechtfertigt, auch mit Blick auf unsere Alarmierungsgemeinschaft mit Bug-Bruck.“ Hans Zeeh (CSU) merkte an, dass sich wegen der verzögerten Entscheidung die Feuerwehr Schnarchenreuth in der Warteschleife für ihre Fahrzeugbeschaffung befinde.

Der Beschluss fiel schließlich für die kleinere Fahrzeugvariante.

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