Geschäftsbericht Brose hat Probleme mit der Rendite

Die größte Einzelinvestition der Brose-Gruppe im Jahr 2022 war eine Montageanlage elektrischer Kältemittelverdichter in Würzburg für Mercedes-Benz. Foto: Brose

Das Unternehmen befindet sich in schwierigem Fahrwasser. Die Ertragssituation sei unbefriedigend. Und erstmals in der Firmengeschichte mussten Bankkredite „in erheblichem Ausmaß“ aufgenommen werden.

 
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Auf der Versammlung der Gesellschafter und des Beirats der in Familienbesitz befindlichen Brose-Gruppe mit Stammsitz in Coburg hat die Geschäftsführung den Jahresabschluss 2022 vorgelegt. Nach mehreren Jahren der Stagnation ist der Umsatz, vor allem durch die Konsolidierung des Joint Ventures von Brose mit der Volkswagen-Tochter Sitech, auf 7,5 Milliarden Euro angewachsen. Davon wurden 52 Prozent in Europa, 27 Prozent in Amerika und 21 Prozent in Asien erzielt. Das teilte Brose jetzt mit.

Allerdings lagen die Umsatz- und Kapitalrendite des Automobilzulieferers mit 1,1 beziehungsweise 1,7 Prozent auf einem absolut unbefriedigenden Niveau, heißt es in der Mitteilung. Dies lasse die Eigenfinanzierung des Familienunternehmens erstmals nicht mehr zu. Deshalb hätten Bankkredite „in beachtlichem Ausmaß“ aufgenommen werden müssen. Die Eigenkapitalquote liege dennoch über 50 Prozent. Als künftige SE werde Brose außerdem kapitalmarktfähig.

Die Europäische Gesellschaft, häufig auch Europäische Aktiengesellschaft (SE), ist eine Rechtsform für Aktiengesellschaften in der Europäischen Union und im Europäischen Wirtschaftsraum. In Coburg hat der Kompressoren-Hersteller Kaeser die Rechtsform der SE.

Probleme in der Logistik hätten bei Brose zu einem durchschnittlichen Lagerbestand von 32 Arbeitstagen geführt. Ein Tag binde rund 20 Millionen Euro Liquidität, berichtet die Unternehmensgruppe .

Sorgen bereite Gesellschaftern, Beirat und Geschäftsführung außerdem die Motivation der inzwischen auf über 31 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsenen Belegschaft an 69 Standorten in 25 Ländern. Sie mache sich durch eine außerordentlich hohe Fluktuation bemerkbar. Viele Beschäftigte wünschten sich wieder die persönliche, unbürokratische und pragmatische Arbeitsweise eines Familienunternehmens.

Obwohl Brose an den deutschen Standorten seit vier Jahren kein positives Ergebnis erwirtschaftet habe und an den großen Standorten Coburg und Bamberg nicht tarifgebunden ist, sei der Abschluss der Metallindustrie in vollem Umfang übernommen worden. Die Brose-Gruppe beschäftige im Gegensatz zu Wettbewerbern in der Automobil-Zulieferbranche fast ein Drittel der Gesamtbelegschaft an deutschen Standorten. Eine Kompensation der damit verbundenen Kostennachteile könne nur durch eine deutlich überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit erreicht werden. Deshalb hätten Gesellschafter und Beirat die Geschäftsführung aufgefordert, die Entscheidungsabläufe und die Aufbauorganisation deutlich zu verschlanken.

Sie seien sich zudem einig, dass zur Verbesserung der unbefriedigenden Ertragssituation nicht nur die Kosten in Produktion, Logistik und Administration gesenkt werden müssten, „sondern bei Akquisitionen von Aufträgen mehr als bisher auf die Rendite zu achten ist und unrentable Geschäfte beendet werden“. Welche das sind, erläutert Brose nicht.

Im laufenden Jahr erwarte die Geschäftsführung einen Gruppenumsatz von 8,6 Milliarden Euro und eine Stabilisierung der weltweiten Fahrzeugnachfrage. Nach Investitionen von 332 Millionen Euro im Jahr 2022 hätten die Gesellschafter – die Familien Stoschek und Volkmann – und der Beirat für das laufende Geschäftsjahr Investitionen in Höhe von 422 Millionen Euro genehmigt. Damit würden weitere Kapazitäten in Produktion und Verwaltung im europäischen Ausland, in China, Nordamerika und Deutschland geschaffen.

Brose-Gruppe

Familienunternehmen
Brose ist der viertgrößte Automobilzulieferer in Familienbesitz. Jeder zweite Neuwagen weltweit ist mit mindestens einem Brose Produkt ausgestattet. Inklusive des Joint Ventures Brose Sitech beschäftigt das Unternehmen mehr als 31000 Mitarbeiter an 69 Standorten in 25 Ländern. 2022 erwirtschaftete die Brose Gruppe einen Umsatz in Höhe von rund 7,5 Milliarden Euro.

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