Nicht passende Organe: Schwierig wird es, wenn Organspenden aus medizinischen Gründen nicht möglich sind und die Niere abgestoßen werden könnte. Denn für eine Transplantation müssen Faktoren übereinstimmen, wozu eine kompatible Blutgruppe gehört. Bis zu 40 Prozent der Nierenspenderinnen und -spender seien aber mit ihren vorgesehenen Empfängerinnen und Empfängern inkompatibel, heißt es im Entwurf. Dann hätten Betroffene nur noch die Option, sich auf Wartelisten zu setzen.
Mehr Lebendspenden sollen möglich werden
Neue Ausrichtung: Generell möglich werden sollen mit den Gesetzesplänen mehr Lebendspenden. Dafür soll zum einen die Vorgabe aufgehoben werden, dass sie nur zulässig sind, wenn kein Organ eines Gestorbenen verfügbar ist. Abweichend von den Vorgaben zum "Näheverhältnis" von Spender und Empfänger sollen Spenden lebender Personen auch in zwei zusätzlichen Konstellationen ermöglicht werden.
Überkreuzspenden: Geregelt werden soll zum einen das Übertragen einer Niere, wenn es unter Organspendepaaren medizinisch nicht möglich ist. Dabei geht die Niere nicht an die vorgesehene nahestehende Person, sondern "über Kreuz" an eine passende Empfängerin oder einen passenden Empfänger, die mit einem geplanten nahestehenden Spender ebenfalls nicht kompatibel sind. Im Gegenzug geht die Spenderniere des anderen Paares an die Empfängerin oder den Empfänger des ersten Paares. Solche Kombinationen können auch mehr als zwei Paare umfassen.
Extrapunkte für Spender, wenn sie selbst eine Niere brauchen
Anonyme Spende: Kommen soll als zweite neue Möglichkeit eine uneigennützige Nierenspende, ohne dass die Person den Empfänger oder die Empfängerin kennt. Die Niere kann dann an ein nicht passendes Organspendepaar gehen oder an jemanden auf der Warteliste. Die Vermittlung richte sich nur nach medizinischen Kriterien, heißt es im Entwurf. Das solle einer möglichen Kommerzialisierung vorbeugen. Diese anonymen Spenden sollen einen geplanten nationalen "Pool" ergänzen, der miteinander kompatible Spender und Empfänger ermitteln soll.
Schutz und Aufklärung: Geregelt werden sollen eine umfassende Aufklärung und Beratung der Spenderinnen und Spender vor einer Spende und eine individuelle Betreuung im Transplantationszentrum über den gesamten Prozess. Dazu soll es in den Zentren verpflichtend mindestens eine Vertrauensperson geben. Besonderer Schutz sei geboten, da dies kein Heileingriff sei, sondern für Spender Risiken und oft eine emotional belastende Lage bedeute. Spender sollen auch mit Extrapunkten auf der Warteliste berücksichtigt werden, wenn sie selbst einmal eine Niere brauchen.
Effekte: Wie viele zusätzliche Nierenspenden zu erwarten sind, kann mangels Erfahrungswerten in Deutschland nur grob überschlagen werden. Nach ersten Expertenschätzungen werden nach dem schrittweisen Aufbau eines nationalen Programms jährlich rund 100 Überkreuzspenden als realisierbar angesehen - und bei den nicht an spezielle Empfänger gerichteten anonymen Nierenspenden drei. Die Zahl der Nieren von lebenden Spendern könnte so von 600 auf 700 im Jahr steigen.
Register: Im Blick steht auch ein gerade gestartetes Online-Register, in dem man ein grundsätzliches Ja oder Nein zu einer Organspende nach dem Tod eintragen kann. Kommen soll die Möglichkeit, dass - neben Entnahmekliniken für Organe - auch Einrichtungen das Portal abrufen können, wenn es um Gewebespenden geht, etwa Augenhornhaut, Herzklappen oder Blutgefäße. Gestrichen werden soll auf Wunsch der Länder eine 2020 vom Bundestag beschlossene Vorgabe, dass digitale Einträge ins Register auch in Ausweisstellen und Passämtern ermöglicht werden sollen.