Eine Studie des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) an der Uni Hamburg hat denn auch ergeben, dass Kinder und Jugendliche (bis 17) trotz aller Verbote „in nicht geringem Umfang“ am Glücksspiel teilnehmen. Anders als bei Alkohol und Tabak nehme der Konsum bei jungen Leuten deutlich zu. „Die Problematik wird von Lehrkräften nur teilweise wahrgenommen und selten im Unterricht thematisiert“, so Philipp Hiller vom ZIS. Auch Eltern unterschätzten meist die Gefahren.
Eigenständige Krankheit
Glücksspielsucht ist in Deutschland als eigenständiges Krankheitsbild innerhalb der psychischen Störungen anerkannt. Es besteht somit ein Anspruch auf von den Kassen und Rentenversicherungen finanzierte ambulante, stationäre und Nachsorgeleistungen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Spielsucht inzwischen als Krankheit eingestuft. Die Betroffenen haben keine Kontrolle mehr über ihr Spiel, verstricken sich in Lügengeflechte und zerstören so Beziehungen. Oft endet die Sucht im finanziellen Ruin – und mit sozialer Isolation.
Der Staat versucht zwar seit Jahren, das Glücksspiel gesetzlich zu regeln, doch auch am aktuellen Staatsvertrag üben Experten Kritik. Etwa daran, dass der Staat kräftig mitverdient. 2022 kamen durch Lotterie-, Sportwetten-, Online-Poker- und virtuelle Automatensteuern 2,56 Milliarden Euro zusammen – zehn Prozent mehr als 2021. Was vor allem an der Zunahme des Onlineglücksspiels liegt.