Gumpertsreuth Zehn Millionen Euro für neues Werk

Uwe Faerber

Das Hofer Unternehmen IME-DC GmbH baut auf dem vormaligen SMP-Gelände. Der Produzent für Diabetikerzubehör holt so einen Teil der Fertigung aus China zurück nach Oberfranken.

 
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Die englische Abkürzung IME-DC steht für „Internationale Medizinische Ausrüstung – Diabetes-Versorgung“. Und diesem Zweck dient die Investition im Gattendorfer Ortsteil Gumpertsreuth: Das Hofer Unternehmen IME-DC errichtet eine Produktionshalle, in der Blutzucker-Teststreifen hergestellt werden sollen, wie Vize-Geschäftsführer Jürgen Friedrich erklärt.

Und so funktionieren die Produkte: Die Hightech-Teststreifen werden in ein Messgerät eingespannt, ein Bluttropfen trifft auf einen im Streifen platziertes Enzym. Das ruft eine Reaktion hervor, die über Leitungsbahnen im Streifen („Elektrokarbon-Bedruckung“) in das Messgerät gelangt. Die Anzeige liefert Antworten auf Fragen des zuckerkranken Patienten wie: Was und wie viel darf ich essen? Wann muss ich Medikamente nehmen?

Die Halle wird laut Friedrich 36 mal 70 Meter groß und soll 2023 in Betrieb gehen. Mit dem Produktionsstart entstehen 14 neue Arbeitsplätze. Bei voller Kapazität, berichtet der Friedrich, werde sich die Zahl der Beschäftigten verdoppeln. Dann können 70 000 Diabetes-Patienten mit Teststreifen aus Gumpertsreuth versorgt werden. Das sind zehn Prozent des Bedarfs in Deutschland.

Bisher werden die Streifen im Ausland hergestellt. Friedrich freut sich, dass es gelingt, die Produktion aus China nach Oberfranken zurückzuholen. „Corona hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, systemrelevante Produkte in der Heimat herzustellen. Trotz hoher Personalkosten ist die Produktion in Deutschland sinnvoll – und sie rentiert sich.“ Zumal es bereits Anfragen aus Skandinavien gebe, wo die Gesetze dazu verpflichten, Produkte aus Europa zu kaufen.

Der in Marktredwitz geborene Serif Kamalak hat die Firma 2008 in Oberkotzau gegründet, heute befindet sich der Firmensitz in Hof, wo 50 Leute arbeiten. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben weitere 150 Beschäftigte: in Taiwan 100 und weitere in Rumänien und der Türkei. Hergestellt werden Blutzuckermesssysteme und Produkte für die Diabetes-Therapie. Die Kunden befinden sich mittlerweile in 30 Ländern.

Wie zu erfahren ist, fließt die Investitionssumme von zehn Millionen Euro in den Hallenbau, in den Maschinenpark und den Kauf des Grundstücks samt dreier Verwaltungsgebäude: Es handelt sich um das ehemalige Gelände einstigen Finanzdienstleisters SMP, der seine Bauten in höchster (und teuerster) Qualität errichten ließ – in einer Straße, die so heißt wie die teuerste im Monopoly-Spiel: Schloßallee.

In den drei Verwaltungsgebäuden sollen auch Schulungen stattfinden, um über Diabetes-Produkte zu informieren. Wie das Unternehmen betont, ist das Interesse daran groß, von Kliniken, Alten- und Pflegeheimen, von Ärzten, Apothekern und Privatpersonen. Der neue Eigentümer hat auch eine Lösung gefunden, wie mit der Abkürzung SMP umgegangen wird, die in viele der Fliesen aus Marmor graviert ist: Das Objekt heißt künftig „Science Medical Park“ – Wissenschafts-Medizin-Park. Das 2,2 Hektar große Areal bietet, wie Friedrich betont, auch Platz für Erweiterungen.

Warum führt das Unternehmen einen Löwenkopf im Logo? Friedrich: „Wir wurden 2008 mit dem Mittelstands-Löwen geehrt.“

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