Haffner meets Landgren Es funkt auf der Luisenburg

Alte Hasen und junge Hüpfer: Zum Gipfeltreffen des Jazz holen sich Wolfgang Haffner und Nils Landgren Verstärkung. Es wird ein mitreißendes Konzert.

 
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Das hat richtig Spaß gemacht! Wie gut Jazz auf der Luisenburg funktionieren kann, hat das Konzert „Haffner meets Landgren“ am Mittwochabend gezeigt. Viel Groove, tolle Melodien, ein bisschen Pop, viel Swing, viel mehr Funk. Auf der einen Seite Wolfgang Haffner, einer der gefragtesten Schlagzeuger Deutschlands – sein Spiel ist auf mehr als 400 Alben zu hören. Auf der anderen Seite der schwedische Posaunist Nils Landgren, der als junger Musiker schon mit Abba im Studio stand. Zwei, die richtig Druck in ihre Musik legen können, aber genauso Freude an der Ruhe haben. Dank dieser Dynamik bekommt das Publikum ein mitreißendes Konzert zu hören, an dessen Ende ein großes Versprechen steht.

Wolfgang Haffner macht genau da weiter, wo er im vergangenen Jahr auf der Luisenburg aufgehört hat: mit seinem Trio. Die ersten Stücke des Konzerts in Wunsiedel stehen dem Schlagzeuger lediglich Simon Oslender (Keyboards) und Thomas Stieger (Bass) an der Seite. Die beiden sind, so sagt Haffner, seine „Herzmusiker“. Oslender, das 24-jährige Jazz-Wunderkind, und Stieger, der auch im Pop zuhause ist und seit Jahren unter anderem mit Sarah Connor tourt. Zusammen mit dem in Wunsiedel geborenen Wolfgang Haffner sind sie die „Tres Hermanos“, drei Brüder, wie eines der Stücke zu Konzertbeginn heißt.

Rote Sneaker, rote Posaune

Haffner liebt die Luisenburg heiß und innig, hatte er hier doch in den 1970ern seinen ersten öffentlichen Auftritt. Der Ausgangspunkt einer beispiellose Karriere. Schon in jungen Jahren war er ein gefragter Taktgeber, stand mit den Größen des Jazz auf der Bühne – heute ist Wolfgang Haffner selbst eine. Nahmen ihn einst Klaus Doldinger und Peter Herbolzheimer unter die Fittiche, so ist der 56-Jährige jetzt selbst Mentor vielversprechender Nachwuchsmusiker. Zwei hat er auf die Luisenburg mitgebracht, „obwohl ich ja nicht dafür bekannt bin, einfach Leute zu engagieren“, wie Wolfgang Haffner sagt. Doch dazu später mehr.

Denn zunächst ist es Zeit für „Mr. Red Horn“. Rote Sneaker zur roten Posaune, so kommt Nils Landgren auf die Bühne. Mit „Fragile“ und „Get here“ wird schnell deutlich, dass der Schwede nicht nur ein grandioser Posaunist, sondern auch ein äußerst einfühlsamer Sänger ist. „Wunderschön ist es hier“, sagt Landgren und freut sich über das mehr als gut gefüllte Auditorium vor der Felsenbühne. „Dass wir hier spielen dürfen, ist ein Geschenk, und wir wissen das sehr zu schätzen.“ Landgren und Haffner kennen sich seit Jahrzehnten, da genügen Blicke, um kurz mal musikalisch die Richtung zu wechseln von der gefühlvollen Ballade zur funkigen Interpretation des Disco-Klassikers „I will survive“. Spätestens da beginnt die Hälfte der Zuhörer auf den Sitzen hin- und herzuwackeln. Später wird Landgren, der in Sachen „charmante Ansagen“ Wolfgang Haffner in nichts nachsteht, das Publikum bitten, einfach mal aufzustehen. Es sei doch schon viel zu lange auf seinem Hintern gesessen.

Verabredet fürs nächste Jahr

Vorher aber lassen Haffner und Co. die jungen Wilden frei. Trompeter Jakob Bänsch, gerade mal 19 Jahre alt, liefert sich lässig heiße Duelle mit Nils Landgren, und Sängerin Alma Naidu bezaubert mit Songs von ihrem ersten, von Wolfgang Haffner produzierten, Album. Da stellen sich Haffner, Landgren, Oslender und Stieger in die Dienste der Songs, nehmen sich zurück und lassen den Nachwuchs ins Rampenlicht.

Der Mann, der den Abend über die Fäden in der Hand hält, ist Wolfgang Haffner. Ein Ruhepol hinterm Drumkit – wenn es sowas gibt. Seine gute Laune steckt an, auf der Bühne, im Publikum. Und so ist es kein Wunder, dass es zu den Zugaben („Same old Story, same old Song“, „Ain’t Nobody“) keinen im Auditorium auf den Sitzen hält. Auch wenn wohl die meisten gerne noch ein bisschen länger mitgeklatscht und mitgesungen hätten, irgendwann muss das schönste Konzert ein Ende finden. Schließlich wollen viele Fans noch LPs, CDs und Poster signiert haben. „Wir kommen in einem Jahr wieder“, ruft Wolfgang Haffner in den donnernden Applaus. Tja, da haben wir alle wohl eine Verabredung.

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