Hallenbad im Corona-Schlaf Hof-Bad auch im Lockdown in Betrieb

Manfred Köhler
Marcel Hofmann, Fachangestellter für Bäderbetriebe, am kalten Ofen der Kelo-Sauna. Niemand weiß, wann er und seine Kollegen hier wieder Aufgüsse für die Gäste der Hof-Sauna anbieten können. Foto: Manfred Köhler

Im Hallenbad zirkuliert das Wasser, als würde der Betrieb morgen wieder starten. Die Anlage stillzulegen, kommt nur infrage, wenn das Bad länger zu haben soll. Bald wird sich das entscheiden.

 
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Hof - Zu den richtig verlassenen Orten zählen Hof-Bad und Hof-Sauna zwar nicht. Aber ein gewisser Lost-Place-Zauber kommt schon auf, wenn man zurzeit durch die Fensterscheiben lugt: Wo sonst zu dieser Jahreszeit Hochsaison herrscht und die Menschen vor dem Schmuddelwetter in die wohltuende Hitze von Sauna und Dampfbad flüchten, herrscht gähnende Leere. Der Whirlpool ist trocken, das Bistro leer. Vor den kalten Saunen wuchert zwischen den Plattenritzen bereits das Unkraut. Und der Kassenautomat steht aufgeklappt, als sei er geplündert worden. „Wir machen das, damit potenzielle Einbrecher sehen, dass es nichts zu holen gibt“, sagt Michaela Franke, die als Bäderleiterin der Stadtwerke Hof für Hof-Sauna und Hof-Bad verantwortlich ist. Derzeit ist sie in Kurzarbeit – wie alle anderen 32 Mitarbeiter.

Kurzarbeit null

Während die 30 Fachkräfte für Sauna und Hallenbad auf Kurzarbeit null gesetzt sind, arbeiten Michaela Franke, ihre Sekretärin und ein Techniker zumindest stundenweise. Denn im Gegensatz zur Sauna kann man das Hallenbad nicht einfach abschalten – die Becken sind seit dem „Lockdown light“ Anfang November weiterhin voll Wasser, werden geheizt und gereinigt und müssen regelmäßig überwacht und gewartet werden. Als könne der Betrieb jederzeit wieder los gehen.

Einnahmen bleiben aus

Dass man indes überhaupt nicht weiß, wann der gegenwärtige Lockdown endet und ob bei möglichen Lockerungen auch die Bäder und Saunen dabei sein werden, sorgt für große Verunsicherung. Zwar sind die Kosten für den gegenwärtigen Stand-by-Betrieb des Hof-Bades natürlich geringer als für den Normalbetrieb, aber Monat für Monat fehlen komplett die Einnahmen. Sollte man also lieber die Becken ablassen und das Bad stilllegen, um möglichst viel Geld zu sparen?

Beim ersten Lockdown nach Ausrufung des Katastrophenfalls am 16. März war die Frage noch leichter zu beantworten. Da lag die traditionelle Sommerpause des Hof-Bades im Juli nah genug, sodass ein Stand-by-Betrieb von unbestimmter Dauer bis dahin keinen Sinn gemacht hätte. Man legte das Bad also gleich still und konzentrierte sich auf die nahende Freibad-Saison.

Komplizierte Kreisläufe

Jetzt aber herrscht nicht Frühjahr, sondern beginnender Winter. „Ein Hallenbad ist nicht dafür konstruiert, im Winter und für so lange Zeit stillzustehen“, sagt Michaela Franke. Ohne das warme Wasser in den Becken würde die Gesamtanlage zu sehr auskühlen. Außerdem sei es nicht gerade einfach, die komplizierten Kreisläufe zu unterbrechen und komplett runterzufahren. „Dafür und für die spätere Wiederinbetriebnahme müssen wir jedes mal eine Spezialfirma kommen lassen.“ Unter einem langen Stillstand leide außerdem die Technik. Was also tun?

„Um nicht weiter so in der Luft zu hängen, haben wir uns einem Schreiben des Verbandes kommunaler Unternehmen an die Regierung angeschlossen“, erzählt Michaela Franke. Darin werde gefordert, einen Termin für die Wiedereröffnung von Bädern und Saunen zu nennen. Sollte die Antwort nicht klar genug ausfallen und zumindest eine Perspektive für den März bieten, müsse man spätestens im Februar wohl die Entscheidung für die Stilllegung treffen. Das heißt, auch im kommenden Jahr wären Hallenbad und Sauna bis mindestens Ende August zu, selbst wenn irgendwann im Frühling der Weiterbetrieb erlaubt werden würde.

Die Ungewissheit in dieser Frage setzt auch den Mitarbeitern zu. Die Stadtwerke Hof beschäftigen sieben Fachkräfte und sechs Meister für Bäderbetriebe. Beim ersten Lockdown wurden sie, wie jetzt auch, in Kurzarbeit versetzt – damals immerhin mit der Perspektive der Freibad-Eröffnung und ersten Vorarbeiten dafür. Seit dem neuerlichen Lockdown Anfang November aber gibt es überhaupt nichts zu tun.

Gäste zeigen Einsicht

Weil diese völlige Untätigkeit so gefürchtet wurde, gaben sich die Mitarbeiter in der kurzen Phase zwischen Wiedereröffnung im September und abermaliger Schließung Anfang November ganz besondere Mühe, um die Auflagen bestmöglich zu erfüllen. Wie damals berichtet, verstanden nicht alle Gäste die strengen neue Regeln, es gab manche Diskussion. „Aber schließlich haben alle mitgemacht“, erinnert sich Marcel Hofmann, Fachangestellter für Bäderbetriebe. Die Leute seien wieder gerne gekommen, alles habe sich neu eingespielt. Um so frustrierender dann das abermalige unverschuldete Aus, gerade als endlich alles wieder gut gelaufen sei.

Seine aufgezwungene Freizeit seitdem verbringt Marcel Hofmann gerne beim Sport. Schon im ersten Lockdown habe er sich zu Hause ein kleines Fitnessstudio eingerichtet, wo er jetzt täglich trainiere. Außerdem gehe er gern spazieren und joggen oder kümmere sich um seine Großeltern. Aber auch wenn es einem noch so gut gelinge, die Zeit auszufüllen, es fehle etwas. „Das Hof-Bad ist wie ein Teil von mir“, sagt Marcel Hofmann. Und so gehe es auch den Kollegen. Über eine eigens eingerichtete WhatsApp-Gruppe stehe man weiter in Kontakt. Und immer mal begegne man sich beim Einkaufen.

Zuversichtlich ins neue Jahr

Trotz der momentanen Ungewissheit schaut das Hof-Bad-Team mit einer gewissen Zuversicht auf das kommende Jahr. „Der Beginn der Impfungen macht mir Hoffnung“, sagt Marcel Hofmann. Und er ist sich sicher, dass die bisherigen Stammgäste auch nach einem noch so langen Lockdown nicht ausbleiben werden. Im Hof-Bad und in der Hof-Sauna gehe es nicht allein ums Schwimmen und Schwitzen. „Die Leute schätzen bei uns das Gemeinschaftliche“, hat Marcel Hofmann festgestellt. „Und das werden sie auch weiterhin finden, wenn wir irgendwann wieder öffnen.“

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