Handball-Bayernliga Abschied der Königinnen des Nordens

Karl-Heinz Rucker
Torhüterin Jasmin Brugger trug sich in München in die Torschützenliste ein. Foto: /Katharina Hübner

Der SG Helmbrechts/Münchberg misslingt zum Abschluss der Playdowns in der Handball-Bayernliga die Überraschung. Was nimmt das Team aus dem letzten Spiel in Bayerns höchster Spielklasse mit?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Am 24. September 2023 begann die SG ihre Reise in der Handball-Bayernliga mit einer 22:34-Auswärtsniederlage beim MTV Stadeln. Diese Niederlage markierte den Startpunkt einer langen Reise für ein junges, ehrgeiziges und hoffnungsvolles Team der SG Helmbrechts/Münchberg, das sich nach einer einjährigen Zugehörigkeit zur Bayernliga mit einer 27:37-Auswärtsniederlage am letzten Spieltag in Richtung Landesliga verabschiedete.

Dazwischen sammelten die Schützlinge des nun scheidenden Trainergespanns Christopher Seel und Florian Bär jede Menge Erfahrung, die sie auf ihrem weiteren Weg begleiten und sie sicherlich auch verbessern wird. Die Aufgabe, dies alles ab sofort zu verpacken und zu formen, wird für den neuen Trainer Michael „Mick“ Bernert eine reizvolle und interessante Herausforderung sein, der ab der Spielzeit 2024/2025 das Zepter bei der SG Helmbrechts/Münchberg schwingen wird.

Um diese Saison noch einmal richtig einzuordnen: Der Auftaktgegner Stadeln hat es in die Aufstiegsrunde geschafft, landete dort abgeschlagen auf dem fünften von insgesamt sechs Plätzen. Die ersten Ränge belegten nach dem Meister TSV Schwabmünchen weitere Mannschaften aus dem Süden des Freistaates. Gleiches gilt für die Playdowns. Der TSV Ismaning und der SV München Laim haben die Liga gehalten, bevor mit Vaterstetten als erstem Absteiger ein weiterer oberbayerischer Verein folgte. Es war die Großmacht aus dem erweiterten Speckgürtel um München herum, die die Liga dominierte. Auch deshalb, weil alle diese Teams den Umgang mit dem Hilfsmittel Harz bis zur Perfektion beherrschen und damit der Konkurrenz um Längen überlegen waren.

Wieder Defizite durch das Harz

Genau das mussten die Spielerinnen der SG auch an ihrem letzten Bayernligaeinsatz mit Nachdruck zur Kenntnis nehmen. Es lief die 52. Minute, die Gastgeber führten mit 31:26, einem Resultat, das in etwa auch den Kräfteverhältnissen in dieser Begegnung entsprochen hätte. Doch dann folgte eine Schlussphase, in der aufseiten der SG die Harzdefizite wieder einmal deutlich zum Vorschein traten.

Das richtige Gefühl für das Spielgerät war für die Spielerinnen einfach nie vorhanden. Im Gegensatz dazu lief es für die Gastgeberinnen wie am Schnürchen. So stand am Ende eine verdiente Niederlage, deren Tordifferenz aber größtenteils auf diese ungleichen Verhältnisse zurückzuführen ist. Das war in dieser Saison fast immer ein Problem. Was bleibt, ist der hoffnungsvolle Blick auf eine Verbesserung der Situation, vielleicht sogar schon in naher Zukunft.

Für dieses Abschlussspiel galten die bisherigen Verhältnisse. Die SG wollte trotzdem das Beste daraus machen und reiste seit Langem einmal wieder mit voller Kapelle an. Zum Abschied bewiesen die Spielerinnen aus Helmbrechts und Münchberg noch einmal, dass sie in dieser Serie fast immer ein starker und oft auch gleichwertiger Gegner waren. Die Gastgeberinnen ihrerseits waren von Beginn an darauf aus, ihrem Publikum noch einmal vor Augen zu führen, dass sie eine richtig gute Playdownrunde spielten und somit hochverdient die Klasse halten.

München dominiert

So wurde das Saisonfinale zu einem Start-Ziel-Sieg für den SV München Laim, der lediglich den 1:1-Ausgleich zuließ. Danach aber diktierte er das Geschehen immer aus einer mehr oder weniger klaren Führung heraus. Die Gäste blieben trotzdem immer in Kontakt, zwischendurch verkürzten sie mehrmals sogar auf drei Tore. Aber mit den Vorteilen beim Spielgerät bauten die Gastgeberinnen die Führung in der zweiten Hälfte zwischendurch immer wieder klarer aus. Die vorübergehenden Resultatsverbesserungen der Gäste endeten spätestens beim 32:27 in der 55. Minute. Mit einem 5:0-Lauf beendeten die Laimerinnen unter dem Beifall ihrer Fans nicht nur dieses Match, sondern feierten gleichzeitig den Ligaverbleib und schauen dabei ab sofort mit der neuen Namensgebung auch hoffnungsvoll auf ihr erstes Regionalligajahr.

Bei der SG sind die Tränen über den sofortigen Wiederabstieg zwischenzeitlich getrocknet. Das Lächeln ist längst in den Gesichtern zurück. Auch deshalb, weil mit dem Blick nach hinten sehr viel Gutes zu erkennen ist. Zudem entstehen nach dem Abschied einiger verdienter Spielerinnen und des Trainergespanns Seel/Bär keine Lücken. Die talentierten Jugendlichen rücken nach, wollen und werden sich aufdrängen. Der neue Trainer „Mick“ Bernert wird die erfolgreiche Arbeit fortsetzen, sodass der Name SG Helmbrechts/Münchberg auf der bayerischen Handballlandkarte ein erfolgsorientierter Standort bleiben wird.

Trainer Christopher Seel äußerte sich abschließend: „Sportlich ging es für beide Mannschaften um nichts mehr, dennoch war in der Partie noch ordentlich Tempo drin. Aber, und das bleibt auch im letzten Spiel nicht unerwähnt: Ohne Harz keine Chance. Allein der hohe Pausenrückstand lässt sich fast ausschließlich auf die schlechte Chancenauswertung zurückführen. Aber sei es drum, die Mädels haben noch einmal alles gegeben und wir haben uns auch am letzten Spieltag nichts vorzuwerfen. Wir gehen erhobenen Hauptes. Der Großteil des Teams bleibt zusammen, und nach einer verdienten Pause wird die SG dann wieder in der neuen Saison angreifen.“ Abschließend betonte Seel nochmals, wie er und vor allem die Fans der SG ihre Mannschaft sahen und griff dabei noch einmal tief in die verbale Fremdsprachenkiste: „Queens of the North for a Reason“, und das möchten sie auch gerne bleiben.

SG Helmbrechts/Münchberg: Hahn, Brugger (1 Treffer) – Hüller, Hempfling (7/4), Smrhova (2), Schlegel, Bär (4/1), Kantnerova (4), Popp, Drozdova (3), Knoll (1), Koch (1), Jakob (2), Roßner (2), Hofmeister, Neeser.

Schiedsrichter: Herceg/Zeller (HT München). – Zuschauer: 200. – Zeitstrafen: 3; 4. – Rote Karte: Roßner (SG) nach der dritten Zweiminutenstrafe. – Siebenmeter: 1/1; 6/5. – Spielfilm: 3:1, 6:4, 10:5, 11:8, 18:11 (Pause); 19:14, 22:16, 26:19, 30:22, 31:26, 37:27.

Bilder