Handball-Landesliga HSG kommt ab vom Kurs

Peter Perzl
Erfolgreiche HSG-Mauer (von links): Foto: /Peter Perzl

Hoch geführt, knapp gewonnen: Die Fichtelgebirgs-Handballer zittern sich zum Auftakt in der Landesliga Nord gegen Erlangen III zum 26:25-Sieg.

 
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Marktredwitz - Es hat gerade so gereicht. Ohne Esprit und spielerischen Glanz bei zunehmend nachlassender Dominanz schleppten die Fichtelgebirgs-Handballer diesen Saison-Auftaktsieg in der Landesliga Nord gegen die dritte Mannschaft des HC Erlangen über die Zeit. Nach der Schlusssirene war sowohl im Betreuerstab wie auch auf den mäßig gefüllten Rängen – die strengen Corona-Auflagen hielten doch den einen oder anderen vom Besuch ab – erst einmal kräftiges Durchpusten angesagt.

Was zur Pause noch relativ ungefährdet ausgesehen hatte, entwickelte sich am Ende zur großen Zitterpartie. „Gott sei Dank zwei Punkte, zufrieden aber bin ich nicht“, quittierte Trainer Vladimir Haber unmittelbar nach Spielschluss die vielen Nachlässig- und Schludrigkeiten mit einem Kopfschütteln. Seine Jungs hatten wegen der bekannt aggressiven Deckung der jungen Erlanger Truppe in der Pause „eine völlig andere Order“ mit auf den Weg bekommen, sollten das Spiel ohne Ball forcieren und mit zwei Kreisläufern agieren. „Wir haben plötzlich alles vergessen“, wunderte sich der 72-jährige Handballlehrer, der in dieser Woche Redebedarf sieht und nicht zur Tagesordnung übergehen wird. Niemand hätte sich am Ende wundern dürfen, wenn unter dem Strich nur ein Punkt in Marktredwitz geblieben wäre. Klasse Paraden des starken Miroslav Brosko im HSG-Tor und eine überragende Vorstellung von Denker- und Lenker Zdenek Danielka verhinderten letztlich eine verpatzte Saisonpremiere.

Wenn es sich beim U23-Nachwuchs des Handball-Bundesligisten „um super Jungs und keine Laufkundschaft gehandelt“ hat, wie Spielleiter und Linksaußen Daniel Bralic zu Recht anmerkte, so hätte doch der Sechs-Tore-Vorsprung nach 26 Minuten ein so ambitioniertes und erfahrenes Team beflügeln müssen. Stattdessen agierte die Mannschaft fortan über- und wankelmütig und verlor hier schon zeitweise ihre Linie. Zwei versemmelte Strafwürfe vom sonst von der Sieben-Meter-Marke so sicheren Philipp Mocker hintereinander und ein überhasteter Abschluss eines Nebenmanns zogen prompt Gegentore (12:9) nach sich. Die HSG korrigierte das Malheur zwar noch bis zur Pause. Doch statt der möglichen Acht- oder Neun-Tore-Führung blieb es bei fünf.

Dennoch hatte zu dem Zeitpunkt niemand das Gefühl, die HSG könnte alsbald die Kontrolle abgeben. Ausgenommen vielleicht Erlangens Coach Matthias Groß, der nach eigenem Bekunden noch fest an das Wunder glaubte („sonst wäre ich ein schlechter Trainer“) und seine Jungs in der Kabine so richtig heiß machte: „Wer eine Halbzeit mit fünf Toren verliert, der kann die zweite auch mit sechs gewinnen“, hatte er ihnen eingebläut. Und die nahmen ihm die Worte offenbar ab, legten nach dem Seitenwechsel noch eine Schippe drauf und durften auf ihren neunfachen Torschützen Tim Bauder vertrauen, der sogar alle seine fünf Siebenmeter verwandelte.

Nur vermuten kann Bralic, dass es nach dem Seitenwechsel die aufkeimende Nervosität gewesen ist, die nach einem Jahr Pause diesen Einbruch mit begünstigte: „Wir haben vorne unsere Struktur völlig verloren und dann hat es sich zugespitzt. Am Ende hatten wir großes Glück.“ Einige überflüssige Zeitstrafen und unkonzentrierte Abschlüsse sowie die von den Gästen nochmals forcierte Aggressivität warfen die HSG zeitweise völlig aus der Bahn. Dabei hatte Haber mit den Seinen auf selbige in den vergangenen 14 Tagen hingearbeitet – „extra dafür Spielzüge einstudiert“. Das schien wie weggeblasen und auch die Abwehr wackelte bedenklich. Die Beine wurden immer schwerer, während den jungen Burschen auf der anderen Seite Flügel zu wachsen schienen.

Die strenge Regelauslegung der kleinlich leitenden Unparteiischen, die ungewöhnlich schnell auf Zeitspiel erkannten und somit zu hektischen Würfen animierten, taten ihr Übriges. Entsprechend unterkühlt sank der Stimmungspegel, der unter Spiel und Maske litt und erst durch Animation des Hallensprechers wieder besseres Niveau erlangte.

In der 53. Minute war es dann soweit: Erlangen glich tatsächlich zum 21:21 aus. Nur gut, dass Zdenek Danielka und Erik Hammer sofort mit einem Doppelschlag antworteten. Doch für eine Beruhigung sorgten die Treffer nicht. Eben jener bereits erwähnte Bauder schaffte 2:22 Minute vor dem Ende bei Überzahlspiel ebenso rasch den Anschluss zum 26:25. Nach überaus haarigen Schlusssekunden und bei offener Manndeckung durch die Gäste ertönte endlich die Sirene, die allen, die mit der HSG sympathisierten, wie eine Erlösung vorgekommen sein musste.

HSG Fichtelgebirge: Brosko, Gruber; Burger (2), Bralic (2), Flasche (3), Wippenbeck (6), Hammer (5), Mocker (4/1), Danielka (2), St. Tröger, Birner (2), M. Schlitter, J. Koristka.

Schiedsrichter: Ulrich Grimm, Petronela Richter (Cadolzburg). – Zuschauer: 150. – Zeitstrafen: HSG 5, HCE 2. – Siebenmeter: HSG 2/4, HCE 5/5. – Spielfilm: 1:0, 1:3, 5:3, 7:6, 12:6, 12:9, 14:9 (HZ), 16:11, 17:15, 19:16, 19:18, 21:19, 21:21, 23:21, 24:23, 25:24, 26:25.

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