Helmbrechts Vom Dachboden zurück ins Licht

Reinhard Schmalz
Der Arbeitskreis „Stadthistorische Sammlung“ in Helmbrechts (von links): hinten Wolfgang Tejkl, seine Frau Brigitte, Thomas Rödel, Armin Groß; vorne Alfred Rauh, Brigitte Franz und Wilfried Vogel. Es fehlen Helga Rührold und Peter Bittermann. Foto: Schmalz

In Helmbrechts ist eine Ausstellung zur Geschichte der Stadt weiterhin zu sehen. Wie es mit ihr weitergeht, wenn der Mietvertrag ausläuft, ist noch ungewiss.

 
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Die Gruppe nennt sich „Stadthistorische Sammlung“ und existiert seit dem Jahr 2010. Der Name würde sich auch gut für die Ausstellung eignen, die die Heimatforscher im Rahmen der 600-Jahr-Feier der Stadt Helmbrechts im vergangenen Jahr auf die Beine gestellt haben.

In den Räumen der ehemaligen Commerzbank, direkt neben dem Rathaus in der Luitpoldstraße 17, finden sich unzählige historische Exponate aus dem Leben der Industriestadt– eine beachtliche, sehenswerte Sammlung der Heimatgeschichte, die der Öffentlichkeit noch immer zugänglich ist.

Archive und Museen sind das Gedächtnis unserer Kultur. Es hängt jedoch häufig an einzelnen Personen und günstigen Umständen, ob derartige Einrichtungen geschaffen und erhalten werden. Helmbrechts hatte das Glück, dass sich immer wieder Persönlichkeiten fanden, die historisches Interesse mit Tatkraft verbanden.

Hans Seiffert beispielsweise richtete schon vor 100 Jahren ein Museum in seiner Heimatstadt ein. Otto Knopf und Alfred Rauh entwickelten daraus – mit breiter Unterstützung – das bekannte Oberfränkische Textilmuseum.

Alle Ausstellungsstücke, die nicht zur Textilthematik passten, verschwanden jedoch auf diversen Dachböden. Auf Initiative von Wolfgang Tejkl und seinen Mitstreitern wurden sie hervorgeholt und zunächst in der Weiß-Fabrik ein zentrales Depot eingerichtet. Im Jubiläumsjahr traf man eine Auswahl und eröffnete die Ausstellung am 7. April.

Dazu muss man wissen: Helmbrechts ist gesegnet mit einer Reihe von hochwertigen und repräsentativen Gebäuden, die teilweise unter Denkmalschutz stehen. Dazu gehört auch das Haus in der Luitpoldstraße 17, das schon Mitte des 17. Jahrhunderts erwähnt wurde, als es der Bäckermeister Andreas Hartung erwarb. Es brannte ab, wurde neu aufgebaut, war dann als Wagenführerhaus bekannt und seit dem Jahr 1900 Heimat einer Filiale der Schmidtbank, später Commerzbank. Heute befindet es sich im Privatbesitz.

Die Ausstellung gliedert sich in zehn Themenbereiche. Lesefunde aus der Jungsteinzeit und ein Schwert aus dem Hochmittelalter bilden den zeitlichen Anfangspunkt. Es folgen Exponate zur Hausgeschichte, den Feuerwehren, den Schulen und der Stadtverwaltung. Weiter geht es zu den Sportvereinen und Brauereien. Wer hätte etwa vermutet, dass der Helmbrechtser Ortsteil Baiergrün einst eine Hochburg des Kunstradfahrens war?

Ein dickes Buch mit der akribischen Auflistung von Lieferungen der Helmbrechtser Firma Georg Findeiß an Gaststätten in ganz Franken und darüber hinaus um 1900 liegt aufgeschlagen auf dem Tisch. Es handelt sich um den berühmten „5-Gulden-Likör“ der Firma, der in typischen Flaschen abgefüllt wurde. Tejkl weiß dazu eine treffende Redewendung: Die 14 Nothelfer der Region Wunsiedel, Helmbrechts und Hof waren demnach: 6 Ämter, 5 Gulden und 3 Richter.

In einem eigenen Raum sind Möbel und Gebrauchsgegenstände aus dem Haushalt unserer Vorfahren ausgestellt. Eine elektrische Waschmaschine aus dem Jahr 1925 unterscheidet sich ziemlich von unseren heutigen Modellen.

Auch den Helmbrechtser Künstlern ist ein kleiner Raum gewidmet. Bedeutende Maler, Musiker und Schriftsteller sind hier zu finden. Der Verleger Ernst Heimeran beispielsweise wurde 1922 in Helmbrechts geboren.

Natürlich ist Helmbrechts vor allem durch seine Hausweber bekannt. Aber auch andere Handwerkszünfte waren hier vertreten, die durch eine eindrucksvolle Sammlung von Bahrtuch-Schildern repräsentiert sind. Das sind Schilder, die bei Beerdigungen an der Bahre befestigt wurden und das Zunftwappen des Verstorbenen zeigen.

Die Räume der Stadthistorischen Sammlung sind derzeit von der Stadt Helmbrechts angemietet. „Der Mietvertrag läuft im November aus“ sagt Wolfgang Tejkl dazu. Was danach mit der Ausstellung geschieht, sei ungewiss. Man würde natürlich gerne ein eigenes Haus beziehen und habe auch schon etwas im Auge. Aber noch ist nichts entschieden.

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