Vor einem Jahr zog die Einrichtung in diese Räumlichkeiten, vorher gab es zwei Außenwohngruppen mit insgesamt acht Plätzen. Da der Bedarf in den vergangenen Jahren immer größer wurde, wurden die zwei Wohngruppen in den Räumen in der Orleansstraße zusammengelegt und die Zahl der Plätze verdoppelt. Nebenan gibt es noch das Thomas-Breit-Haus, ein Wohnheim für Obdachlose Männer mit 22 Plätzen.
Einige Frauen sitzen an diesem Vormittag in einem Gemeinschaftsraum und spielen „Mensch ärgere dich nicht“. Sie sind unterschiedlich alt, kommen aus verschiedenen Welten, jede hat ein Päckchen zu tragen. Gemeinsame Aktivitäten – Ausflüge, Spiele oder gemeinsames Kochen – sollen ihren Gemeinschaftssinn fördern, eine Tagesstruktur schaffen. „Wir würden gerne auch Fahrräder für die Bewohnerinnen anschaffen“, sagt Köppel. Mit einer Spende würde man Ausflüge mit den Frauen oder Einkaufsgutscheine finanzieren.
Sechs Mitarbeiterinnen betreuen die Bewohnerinnen, darunter Ergotherapeutinnen und eine Hauswirtschafterin. Sie alle arbeiten darauf hin, die Frauen so weit zu stabilisieren, dass sie ihr Leben selbst meistern können. Das Ziel ist, dass die Frauen in einen geregelten Alltag mit Würde und eigenem Dach über dem Kopf finden, eine Arbeit oder einen Ausbildungsplatz. „Sie müssen sich selbst versorgen können“, sagt Köppel.
Die stationäre Unterbringung in der Wohngruppe wird vom jeweils zuständigen Bezirk finanziert. Als Eigenbeteiligung treten die Bewohnerinnen ihr Einkommen ab – meist Sozialhilfe oder Hartz IV. Sie bekommen ein Taschengeld von 20 Euro in der Woche und Verpflegungsgeld.
Wie viele Menschen in Deutschland wohnungslos sind, ist nicht genau bekannt. Erstmals hat das Statistische Bundesamt Anfang dieses Jahres amtliche Zahlen dazu veröffentlicht, wie viele Wohnungslose in Deutschland Leistungen zur Unterbringung in Anspruch genommen haben. Zum Stichtag am 31. Januar 2022 waren es 178 000 Personen. In Hof waren an diesem Tag zwölf Frauen in der Unterkunft gemeldet.
Statistisch gesehen ist jeder vierte obdachlose Mensch eine Frau. Im Gegensatz zu obdachlosen Männern fallen sie in der Gesellschaft oder auf der Straße nicht auf, weil sie sich in der Öffentlichkeit anders als Männer verhalten. Nach Möglichkeit versuchen sie, bei Bekannten unterzukommen, um nicht auf der Straße schlafen zu müssen.
Männer haben in der Hofer Unterkunft keinen Zutritt, und das aus guten Gründen, findet Carolin Köppel: „Gewalterfahrungen spielen eine Rolle. Deshalb sind die Frauen auch dankbar, dass hier kein Männerbesuch erlaubt ist.“
Manche Frauen haben Kinder, diese sind aber woanders untergebracht. Die acht Kinder von Claudia M. – der älteste Sohn ist 19 Jahre alt, die jüngste Tochter ist sieben – leben alle in verschiedenen Einrichtungen. Die 38-Jährige bemüht sich um Kontakt, sie möchte die Kinder wieder zu sich holen. Sie nimmt keine Drogen mehr und arbeitet in einer vom Job-Center finanzierten Beschäftigungsmaßnahme im Zweitwerk. Dort kann sie sich zusätzlich zu ihrem Hartz-IV-Regelsatz 1,50 Euro in der Stunde dazu verdienen. „Ich will irgendwann ausziehen, eine eigene Wohnung und ein eigenes Leben führen. Ich bin gerade am Aufbauen“, sagt Claudia M. Dabei wird sie auch weiter ambulant unterstützt, bis es ganz alleine klappt.
Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, Claudia M. und andere Frauen aus der Unterkunft unterstützen wollen, überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto von „Hilfe für Nachbarn“ bei der Sparkasse. Die Spenden sind absetzbar. Für Beträge von mehr als 300 Euro gibt es eine Spendenquittung (Adresse vermerken). Für kleinere Beträge reicht der Kontoauszug zur Vorlage beim Finanzamt.
IBAN DE 29 7805 0000 0220 0204 16
BIC BYLADEM1HOF