Hilfe für Nachbarn Zur Trauer kommen Sorgen ums Geld

Beate Franz
Fast ein halbes Jahrhundert hat das Ehepaar S. gemeinsam verbracht. Nach langer häuslicher Pflege starb der Mann während der Corona-Pandemie im Krankenhaus, ohne dass seine Frau ihn dort noch einmal besuchen konnte. Foto: stock.adobe.com/Photographee.eu

Nach jahrelanger Pflege ist der Mann von Marion S. aus dem Fichtelgebirge gestorben. Die ehemalige Porzellinerin kämpft schwer mit dem Verlust. Ein finanzieller Engpass lässt sie nicht zur Ruhe kommen.

 
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Hof/Wunsiedel - In der Nacht liegt Marion S. (Name geändert) oft wach. Dann beginnt „das Kopfkino“ – so beschreibt die Witwe Anfang 60 die Stunden, in denen sie wieder und wieder ihr kleines Budget durchrechnet – und sich den Kopf darüber zerbricht, wie sie mit den 140 Euro über die Runden kommen soll. Soviel Geld bleibt ihr monatlich zum Leben übrig, wenn sie alle Fixkosten wie Miete, Strom, Telefon und Ratenzahlungen abgezogen hat. „Wir haben immer dafür gekämpft“, sagt die ehemalige Porzellinerin aus dem Fichtelgebirge, „dass wir keine Schulden haben.“ Und das habe auch funktioniert. „Bis jetzt. Und jetzt kann ich nicht mehr.“

Nicht dabei, als ihr ihr Mann starb

Marion S. kämpft noch mit der Trauer um den geliebten Ehemann, der in diesem Jahr verstorben ist. Fast ein halbes Jahrhundert haben die beiden gemeinsam erlebt. Was die Witwe am meisten belastet: Dass sie, nachdem sie ihn jahrelang zu Hause gepflegt hatte, nicht dabei sein konnte, als er im Krankenhaus starb. „Das ist sehr schwer“, sagt sie. Aber wegen der angespannten Corona-Lage waren damals Besuche in der Klinik generell untersagt. „Er wollte nicht mehr und er konnte nicht mehr“, berichtet sie. „Mein Mann war durch die vielen Operationen sehr geschwächt.“ Auch sie selbst ist krank: Ihr Rückenleiden ist mittlerweile chronisch, das Laufen fällt ihr schwer. Die psychische Belastung hat sich in einer Depression niedergeschlagen.

24 Stunden am Sauerstoffgerät

Trotzdem war für Marion S. immer klar, dass sie ihren Mann zu Hause pflegt. „Ich würde das wieder so machen“, betont sie. „Es bedeutet viel, einen Menschen zu pflegen“, das sei keine leichte Arbeit. „Und aufs Geld schauen darf man dabei auch nicht.“ 24 Stunden täglich war ihr Mann, der in einem hohen Pflegegrad eingestuft war, wegen seiner Lungenkrankheit auf ein Sauerstoffgerät angewiesen, zusätzlich benötigte er mehrere Stunden täglich eine Sauerstoffmaske. Zwar habe die Krankenkasse einmal jährlich 90 Euro Zuschuss zu den erhöhten Stromkosten gezahlt. Aber die Stromrechnungen des Ehepaars waren mehr als dreimal so hoch wie zu normalen Zeiten, im Schnitt lagen sie bei über 200 Euro – pro Monat, berichtet Marion S. Sie hat sämtliche Zahlen sofort parat – eine Folge ihrer ständigen Rechnerei in den vergangenen Monaten. Sie muss jeden Euro zehnmal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben kann.

Wie ein Stein auf dem Herzen

Zuletzt hatten sich durch den Dauerbetrieb der medizinischen Geräte Stromschulden in Höhe von mehr als 1000 Euro aufgetürmt, erinnert sie sich. Mehr als die Hälfte der Summe hat Marion S. inzwischen abgestottert. Dazu kommen knapp 400 Euro, die sie nach einer Überzahlung ans Jobcenter in kleinen Raten zurücküberweist. „Noch gut ein halbes Jahr bin ich in dieser Bredouille“, hat sie sich ausgerechnet, dann seien zumindest die Stromschulden getilgt. Die Summe ihrer Verbindlichkeiten beträgt rund 900 Euro, der Betrag liegt ihr wie ein Stein auf dem Herzen. Mit aller Macht will sie sich von der finanziellen Last möglichst schnell befreien.

„Einen Lachs und eine gute Semmel dazu“

Sie spart sich das Geld dafür buchstäblich vom Mund ab. „Beim Metzger kauf ich überhaupt nicht mehr ein“, berichtet sie. Auch frisches Obst, Gemüse und Salat hat sie vom Speiseplan gestrichen. An Anschaffungen denkt sie derzeit ohnehin nicht. Erst auf Nachfrage räumt sie ein, dass sie wegen ihres Rückenleidens ein erhöhtes Bett bräuchte, damit sie besser aufstehen kann.

Und was wäre, wenn sie einen Wunsch frei hätte? Spontan sagt sie als Antwort : „Ich möchte einfach mal einen Fünfziger haben und sagen können: ,Jetzt kauf ich mir mal einen Lachs und eine gute Semmel dazu. Und ein paar Äpfel und ein bisschen Obst‘.“

Spendenkonto

Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, Marion S. helfen wollen, überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto der Aktion „Hilfe für Nachbarn“ bei der Sparkasse Hochfranken:

IBAN:

DE 29 7805 0000 0220 0204 16

BIC: BYLADEM1HOF

Die Spenden sind steuerlich absetzbar. Für Beträge von mehr als 300 Euro gibt es eine Spendenquittung (bitte Adresse auf Überweisung vermerken). Für kleinere Beträge reicht der Kontoauszug zur Vorlage beim Finanzamt.

Online-Banking-Kunden können auch über den Girocode spenden.

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