Hilfe kommt teuer Kosten für Pflege im Heim steigen deutlich

Christopher Michael
Vor allem gestiegene Personalkosten haben sich auf die Höhe der Zuzahlungen ausgewirkt. Foto: IMAGO/Fotostand/IMAGO/Fotostand / Gelhot

Im vergangenen Jahr sind die Beträge, die Pflegebedürftige für einen Platz in einer Einrichtung bezahlen müssen, enorm in die Höhe geschossen. Auch die von der Politik beschlossenen Entlastungszuschläge haben die Entwicklung nur geringfügig abgefedert.

 
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Die selbst zu zahlenden Kosten für im Heim lebende Pflegebedürftige sind im Freistaat trotz der neuen Entlastungszuschläge weiter deutlich gestiegen. Wer das erste Jahr im Heim lebt, musste im bayernweiten Schnitt zum 1. Januar dieses Jahres 2332 Euro pro Monat aus eigener Tasche zahlen – 207 Euro mehr als Anfang 2022, wie eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen ergab.

Mit dem höchsten Zuschlag, den es ab dem vierten Jahr im Heim gibt, stieg die Zuzahlung auf nunmehr 1522 Euro pro Monat. Das waren durchschnittlich 93 Euro mehr als zum 1. Januar 2022, wie aus den Daten hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

„In der aktuellen Struktur der Pflege haben Angehörige, Pflegebedürftige und Pflegekräfte das Nachsehen“, sagt Elisabeth Scharfenberg, die von 2005 bis 2017 als Abgeordnete der Grünen Mitglied im Deutschen Bundestag und dort pflegepolitische Sprecherin ihrer Fraktion war, im Gespräch mit unserer Zeitung. Seit ihrem Ausscheiden aus dem Parlament ist Scharfenberg beratend in Pflegeangelegenheiten tätig. „Pflegebedürftige und Angehörige müssen sich in den bestehenden Strukturen zurechtfinden, weil sie keine andere Chance haben“, sagt sie.

Die Entlastungszuschläge steigen mit längerem Heimaufenthalt und dämpfen die Kostenzuwächse dann jeweils stärker. Ohne jegliche Zuschläge müssten die Bewohner in Bayern rein rechnerisch im Schnitt nun 2394 Euro zuzahlen, vor einem Jahr waren es noch 2178 Euro. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Verdienst eines bayerischen Arbeitnehmers lag nach den jüngsten Daten des statistischen Landesamtes im Jahr 2021 bei knapp 3400 Euro – brutto. Hintergrund der Steigerungen sind laut Verband der Ersatzkassen besonders höhere Kosten für Lebensmittel und Personal.

In den Summen ist nämlich zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten – die Pflegeversicherung trägt, anders als die Krankenversicherung, nur einen Teil der Kosten. Für die Heimbewohner kommen dann noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für Investitionen in den Einrichtungen hinzu.

Seit Anfang 2022 gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse einen Entlastungszuschlag, der mit der Pflegedauer steigt. Den Eigenanteil nur für die reine Pflege drückt das im ersten Jahr im Heim um fünf Prozent, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent, ab dem vierten Jahr um 70 Prozent.

Allerdings stiegen auch die Kosten für die reine Pflege weiter – ohne Zuschläge beträgt der Eigenanteil im Schnitt nun 1246 Euro nach 1070 Euro Anfang 2022. Hintergrund sind auch teils höhere Personalkosten. Seit dem 1. September 2022 müssen alle Einrichtungen Pflegekräfte nach Tarifverträgen oder ähnlich bezahlen, um mit den Pflegekassen abrechnen zu können.

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Oberfranken, die in Heimen versorgt werden, ist in den vergangenen Jahren laut Statistischem Landesamt von 12.470 im Jahr 2011 auf 13.991 (plus 1521 Personen) im Jahr 2021 gestiegen. Gleichzeitig stieg das Personal um 1904 Personen auf 12.515 Pflegekräfte.

Die Gefahr, dass Menschen nicht mehr gepflegt werden, wenn sie die Heimkosten nicht mehr selbst tragen können, besteht indes nicht, wie Pflege-Expertin Scharfenberg erklärt. „Die Pflege ist in Deutschland immer gesichert.“ Wenn Pflegebedürftige nicht mehr zahlen könnten, werde der Sozialhilfeträger tätig. Wenn die Angehörigen solvent sind, müssten diese bis zu einer gewissen Grenze die Kosten übernehmen. „Wenn die Sozialhilfe bezahlen muss, werden die Kosten im Endeffekt auf die Allgemeinheit umgelegt“, sagt Scharfenberg.

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