Himmelkron Mit Büchern groß geworden

Martin Kreklau
Dieter Hornfeck, Silvia Henke und Rebecca Fritz sind drei von neun Mitarbeitern, die die Himmelkroner Bücherei im Grampphaus hegen und pflegen und am Laufen halten. Foto: Martin Kreklau

Die Himmelkroner Bücherei feiert heuer ihr 50-jähriges Bestehen. Da der Bestand stetig gewachsen ist, standen für Mitarbeiter und Bücher schon einige Umzüge an.

 
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Himmelkron - Die Dielen knarzen leise im alten Grampphaus in Himmelkron, es duftet nach Papier. Seit 50 Jahren gibt es im Ort eine Bücherei. In das Gemeindehaus Grampp in der Ortsmitte ist sie allerdings erst 2011 eingezogen - nach zahlreichen Zwischenstationen.

Jubiläums-Programm

Donnerstag, 25. Oktober, 19.30 Uhr: Vortrag zum Thema Leseförderung vom Kindergarten bis zur Pubertät: "Warum Lesen wichtig ist" mit Michael Fröhlich und Jochen Kees.

Freitag, 26. Oktober; 15 bis 18 Uhr:

Jubiläumscafé

15.30 und 16.30 Uhr:

Bilderbuchkino für Kinder

Samstag, 27. Oktober, 19 Uhr:

Der Bamberger Krimiatuor Harry Luck liest aus seinem Buch "Bamberger Seidla" - mit Musik und Brotzeit

Sonntag, 28. Oktober, 9.30 Uhr:

Familiengottesdienst in der Stiftskirche, mitgestaltet vom Bücherei-Team. Anschließend Empfang im Grampphaus.

Angefangen hat alles ganz in der Nähe, nur ein paar Meter den Hang hinauf im Pfarrhaus. Gemeindepfarrer Hermann Ernst und seine Ehefrau Herta haben die Bücherei 1968 gegründet. Wieso und weshalb, weiß man heute nicht mehr genau. Im Gemeindebrief von damals steht nur: "Dank einer Spende konnten wir Bücher anschaffen."

415 Bücher bildeten den ersten Bestand. Sie waren in einem 20 Quadratmeter großen Raum untergebracht, in dem heute die Sekretärin des Pfarrbüros ihr Zimmer hat. Die neue Bücherei kam gut an, es wurden mehr und mehr Bücher angeschafft, und schließlich stieß der kleine Raum an seine Kapazitätsgrenzen. Ein Umzug stand an - ein Zimmer weiter, dort wo heute der Gemeindepfarrer residiert. Immerhin hatte sich das Flächenangebot verdoppelt, statt 20 standen nur 40 Quadratmeter zur Verfügung. Das war 1987. "Das hat dann erst einmal für ein paar Jahre gereicht", sagt Dieter Hornfeck. Seine Frau hat bis zu ihrem Tod im vergangenen Jahr über 30 Jahre die Geschicke der Himmelkroner Bücherei gelenkt. Er war, wie er bescheiden feststellt, nur ein Helfer des Teams im Hintergrund.

Nicht zuletzt dank des unermüdlichen Einsatzes und des Herzbluts von Isolde Hornfeck wuchs die Bibliothek immer weiter - und so war auch der zweite Raum bald zu klein. "Der damalige Pfarrer Gerhard Welz hat mit der Familie Kluwe einen Deal gemacht", sagt Dieter Hornfeck. Der Laden der Kluwes stand leer, und Pfarrer Welz konnte sie überzeugen, die Räume der Kirchengemeinde für die Bücherei mietfrei zur Verfügung zu stellen.

Siliva Henke ist seit vielen Jahren eine der Mitarbeiterinnen. Sie erinnert sich noch gerne an die Zeit im Kluwe-Laden. "Durch die großen Schaufenster hat alles viel heller und einladender gewirkt. Außerdem sind wir durch die Lage mehr in den Mittelpunkt des Ortes gerückt. Die Bücherei hat damals einen richtigen Boom erlebt", sagt sie. Für einen kleinen Ort wie Himmelkron habe es unheimlich viele Besucher gegeben, die sich Bücher ausgeliehen haben. Damit hing auch die Förderung der Bücherei zusammen - mehr Kunden bedeuteten auch mehr Geld. "Die Leser kommen eben auch deshalb, weil der Bestand immer aktuell ist", erklärt die 58-Jährige. Und um den Bestand aktuell zu halten, wurden weitere Bücher angeschafft. 2011 stellten das Team dann fest: Der 60 Quadratmeter große Raum im Kluwe-Laden ist zu klein.

Wieder war es ein Zufall, der der Bücherei zu einer neuen Heimat verhalf: Im Grampphaus, unterhalb des Rathauses, stand damals die Wohnung der ehemaligen Wirtsleute leer. Obwohl die Kirchengemeinde, der das Anwesen gehört, händeringend nach einem Mieter suchte, fand sich zunächst niemand. Das Team um Isolde Hornfeck hatte die Idee, die Bücherei dort einziehen zu lassen. Mit diesem Vorschlag stieß man auf offene Ohren. "Fast alle Veranstaltungen bei uns im Ort finden im Grampphaus statt - seien es Chorproben oder die Feste der Hobbybrauer. Wir dachten uns, dass unsere Bücherei dort gut aufgehoben wäre", sagt Dieter Hornfeck. Und das war auch so. Dank der neuen Räume konnte das Team beispielsweise ein Büchereicafé anbieten.

Eine große Rolle im Bestand hat schon immer die Kinder- und Jugendliteratur gespielt - sie stellt von den inzwischen 8504 Büchern knapp die Hälfte. Das schlägt sich in den Veranstaltungen nieder, die das Büchereiteam organisiert, etwa Lesungen von Kinderbuchautoren. Außerdem gibt es speziell für Kinder sogenannte Leserucksäcke, die mit Büchern zu einem bestimmten Thema gefüllt sind - zum Beispiel Feuerwehr, Piraten oder Fußball. Die Konzentration auf Kinderbücher hat einen Hintergrund: Für das Büchereiteam ist es ein wichtiges Ziel, Kinder zum Lesen zu bringen. Lesen solle Spaß machen, da sind sich alle einig - es sei wichtig, weil es den Geist fördere, ebenso wie die Kreativität und die emotionale Entwicklung. In der Himmelkroner Bibliothek gebe es Bücher für alle Entwicklungsstufen: Es gehe um Wahrnehmung, um das Sehen und Fühlen bis hin zum Verstehen und Lernen. Im gemütlichen Raum mit den Kinderbüchern grüßen der Rabe Socke und die "drei Freunde" freundlich von der Wand - Figuren aus Kinderbüchern, selbstgemalt von den jüngeren Bücherei-Mitarbeiterinnen.

Das Team ist wie eine kleine Familie, sagt Siliva Henke schmunzelnd. Sie habe sich schon als junge Mutter Bücher hier ausgeliehen. Auch Rebecca Fritz war bereits als kleines Mädchen hier - heute gehört die 23-Jährige zu den neun Mitarbeitern, die für einen reibungslosen Betrieb sorgen.

Wer glaubt, die Bücherei habe ihre endgültige Größe erreicht, täuscht sich. Auch in den Räumen im Grampphaus wird es langsam eng: Auf 90 Quadratmetern reiht sich in den Regalen Buch an Buch. Und der nächste Anbau ist schon in Planung: Das Archiv soll in ein kleineres Zimmer umziehen, der frei werdende Raum an die Bücherei angeschlossen werden. Dann wären es schon 110 Quadratmeter. Nicht nur deshalb hat der Deutsche Verband evangelischer Büchereien die Himmelkroner Bibliothek als "große evangelische öffentliche Bücherei" eingestuft.

Trotz Internet und E-Book macht sich das Team keine Sorgen um die Zukunft. Doch wie sieht die Bücherei in 50 Jahren aus? "In fünfzig Jahren wird es sicherlich ganz viele neue verrückte Sachen geben", sagt Sivlia Henke, "aber ich glaube und hoffe, dass das Buch bleibt".

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