Wieder war es ein Zufall, der der Bücherei zu einer neuen Heimat verhalf: Im Grampphaus, unterhalb des Rathauses, stand damals die Wohnung der ehemaligen Wirtsleute leer. Obwohl die Kirchengemeinde, der das Anwesen gehört, händeringend nach einem Mieter suchte, fand sich zunächst niemand. Das Team um Isolde Hornfeck hatte die Idee, die Bücherei dort einziehen zu lassen. Mit diesem Vorschlag stieß man auf offene Ohren. "Fast alle Veranstaltungen bei uns im Ort finden im Grampphaus statt - seien es Chorproben oder die Feste der Hobbybrauer. Wir dachten uns, dass unsere Bücherei dort gut aufgehoben wäre", sagt Dieter Hornfeck. Und das war auch so. Dank der neuen Räume konnte das Team beispielsweise ein Büchereicafé anbieten.
Eine große Rolle im Bestand hat schon immer die Kinder- und Jugendliteratur gespielt - sie stellt von den inzwischen 8504 Büchern knapp die Hälfte. Das schlägt sich in den Veranstaltungen nieder, die das Büchereiteam organisiert, etwa Lesungen von Kinderbuchautoren. Außerdem gibt es speziell für Kinder sogenannte Leserucksäcke, die mit Büchern zu einem bestimmten Thema gefüllt sind - zum Beispiel Feuerwehr, Piraten oder Fußball. Die Konzentration auf Kinderbücher hat einen Hintergrund: Für das Büchereiteam ist es ein wichtiges Ziel, Kinder zum Lesen zu bringen. Lesen solle Spaß machen, da sind sich alle einig - es sei wichtig, weil es den Geist fördere, ebenso wie die Kreativität und die emotionale Entwicklung. In der Himmelkroner Bibliothek gebe es Bücher für alle Entwicklungsstufen: Es gehe um Wahrnehmung, um das Sehen und Fühlen bis hin zum Verstehen und Lernen. Im gemütlichen Raum mit den Kinderbüchern grüßen der Rabe Socke und die "drei Freunde" freundlich von der Wand - Figuren aus Kinderbüchern, selbstgemalt von den jüngeren Bücherei-Mitarbeiterinnen.
Das Team ist wie eine kleine Familie, sagt Siliva Henke schmunzelnd. Sie habe sich schon als junge Mutter Bücher hier ausgeliehen. Auch Rebecca Fritz war bereits als kleines Mädchen hier - heute gehört die 23-Jährige zu den neun Mitarbeitern, die für einen reibungslosen Betrieb sorgen.
Wer glaubt, die Bücherei habe ihre endgültige Größe erreicht, täuscht sich. Auch in den Räumen im Grampphaus wird es langsam eng: Auf 90 Quadratmetern reiht sich in den Regalen Buch an Buch. Und der nächste Anbau ist schon in Planung: Das Archiv soll in ein kleineres Zimmer umziehen, der frei werdende Raum an die Bücherei angeschlossen werden. Dann wären es schon 110 Quadratmeter. Nicht nur deshalb hat der Deutsche Verband evangelischer Büchereien die Himmelkroner Bibliothek als "große evangelische öffentliche Bücherei" eingestuft.
Trotz Internet und E-Book macht sich das Team keine Sorgen um die Zukunft. Doch wie sieht die Bücherei in 50 Jahren aus? "In fünfzig Jahren wird es sicherlich ganz viele neue verrückte Sachen geben", sagt Sivlia Henke, "aber ich glaube und hoffe, dass das Buch bleibt".