Hinter den Kulissen der Bruderschaft Freimaurer zeigen ihren Lebensstil

Richard Ryba
Erwin Hornauer (links) ist „Meister vom Stuhl“ der Loge „Brudertreue an der Luisenburg“, Gerhard Schwarz war dies vor Jahren. Mit den Freimaurer-Symbolen Winkel, Zirkel und Kelle stehen sie neben einer Schaufensterpuppe, die die Festkleidung der Loge trägt. Davor liegen ein 500 Millionen Jahre alter Brocken Wunsiedler Marmor und ein Spitzhammer: So wie der Stein behauen wird, arbeiten die Freimaurer daran, bessere Menschen zu werden. Foto: /Florian Miedl

Geheimniskrämer? Nein. Die Loge „Brudertreue an der Luisenburg“ lädt zum 111-jährigen Bestehen sogar zu einer Ausstellung ein. Der „Meister vom Stuhl“ und sein Vorgänger haben so manches zu erzählen.

 
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Marktredwitz/Wunsiedel - Es tut sich was im ehemaligen Modehaus Dietz in Marktredwitz, gegenüber dem historischen Rathaus: blaue Vorhänge an den Wänden, Schautafeln, Ausstellungsstücke und rechts neben dem Eingang des früheren Geschäfts für Damenbekleidung steht ein Herr im schwarzen Anzug, mit Zylinder, weißer Fliege, weißen Handschuhen – und einem Maurerschurz. Die Schaufensterpuppe trägt die Festkleidung der Loge „Brudertreue an der Luisenburg“. Sie ist Teil der Ausstellung über die Freimaurer, die am kommenden Marktsonntag von 12.30 bis 17.30 Uhr zu besichtigen ist.

Kein Geheimbund

Immer noch umweht die Freimaurer der Hauch des Geheimnisvollen, gar des Verschwörerischen. Darauf angesprochen, kann Erwin Hornauer aus Tröstau nur milde lächeln. Er ist seit 2010 „Meister vom Stuhl“ – also Vorsitzender – der Luisenburg-Loge. „Wir sind kein Geheimbund. Freimaurer sind zwar verschwiegen, aber keine Geheimniskrämer“, sagt er. Im Gegenteil: Die Logenbrüder aus dem Fichtelgebirge gehen an die Öffentlichkeit – jetzt mit der Ausstellung und auch digital: auf Facebook und mit eigener Homepage im Internet.

Das Domizil der Freimaurer-Loge „Brudertreue an der Luisenburg“ ist seit einigen Jahren das Hotel „Bairischer Hof“ in Marktredwitz – nachdem man zuvor lange Zeit in Bad Alexandersbad beheimatet war. Eigentlich sollte 2020 das 110-jährige Bestehen gefeiert werden. Doch dann kam Corona – und nichts ging mehr. „Jetzt, ein Jahr später, haben wir uns gesagt: Okay, 111 ist auch eine schöne Zahl. Feiern wir eben in etwas kleinerem Rahmen“, berichten Hornauer und Gerhard Schwarz aus Marktredwitz. Letzterer war von 2007 bis 2010 „Meister vom Stuhl“ und ist jetzt „Altstuhlmeister“. Zusammen mit Birgit Schultheiß, Chefin des Hotels „Bairischer Hof“, kam man auf die Idee, den Raum im Erdgeschoß des benachbarten früheren Modehauses Dietz für eine Ausstellung zu nutzen.

Humanität ist erstes Ziel

„Freimaurer – ein Lebensstil“ heißt die kleine aber feine Schau. Sie führt den Besucher hinein in die Symbolik der Organisation, die ihren Ursprung in den Steinmetzhütten des frühen 18. Jahrhunderts in London hatte. Freiheit und Menschlichkeit waren und sind die Ziele. Auch die Freimaurer im Fichtelgebirge bemühen sich sei 111 Jahren um Humanität, wie Erwin Hornauer und Gerhard Schwarz im Gespräch mit der Frankenpost betonen. „Es geht darum, an sich selbst zu arbeiten“, erklärt Hornauer, „vielleicht ein etwas besserer Mensch zu werden, ruhiger und gelassener – was schwer genug ist in der heutigen Zeit.“ Sinnbild für die Arbeit am Menschen ist der raue Stein, der bearbeitet werden muss.

Zirkel, Winkel und Maurerkelle sind weitere grundlegende Symbole, die in der Schau erklärt werden. Und dass der Raum mit blauen Vorhängen geschmückt ist – kein Zufall: Blau ist die Farbe der Freimaurer, sie verweist auf den Himmel, auf die Wahrheit, auf Treue. Totenschädel, Sanduhr und Kerze sind weitere einschlägige Symbole – sie mahnen an die Vergänglichkeit und eine bewusste Lebensweise als Konsequenz.

Feste Rituale

Viermal im Monat treffen sich die Brüder im „Bairischen Hof“, dreimal zu Clubabenden mit verschiedenen Themen und Vorträgen, und einmal – in festlicher Kleidung – zur Tempelarbeit mit festen Ritualen. Hierzu wird im Saal des Hotels der Tempel auf- und danach wieder abgebaut. Über ein eigenes Logenhaus verfügt die Brüderschaft nicht. Die Tempelarbeit und die damit verbundenen Rituale sind Gründe dafür, dass der Freimaurerei bisweilen religiöse Züge zugeschrieben werden – zu Unrecht , wie Hornauer und Schwarz betonen: „Freimaurerei hat mit Religion nichts zu tun.“ Und die Verschwiegenheit rühre eben daher, dass von den Gesprächen zwischen den Brüdern, die ja sehr persönlich sein können, nichts nach außen dringen solle.

32 Mitglieder hat die Luisenburg-Bruderschaft derzeit, mit einem Durchschnittsalter von 59 Jahren. Der jüngste Bruder ist 31, der älteste 82 Jahre alt. Allerdings können zu den regelmäßigen Treffen nur etwa die Hälfte der Mitglieder kommen, da es die andere Hälfte beruflich außerhalb des Einzugsgebiets der Loge verschlagen hat, das bis in die Landkreise Tirschenreuth und Neustadt an der Waldnaab sowie in die Stadt Weiden reicht. So soll die Ausstellung am Sonntag auch dazu dienen, sich in Erinnerung zu bringen, um vielleicht neue Gesichter für die Loge zu gewinnen. Frauen dürfen in Marktredwitz zwar die Freimaurer-Ausstellung besuchen – aber nicht Mitglied werden. „Schließlich sind wir ein Brüderbund“, sagt Erwin Hornauer.

Wobei: Auch die Ausstellung selbst trägt versteckte weibliche Züge. Man betrachte nur die Schaufensterpuppe etwas genauer ...

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