Historie Oblowitz: "Man liebt oder hasst mich"

"Alle waren high": Michael Oblowitz. Foto: asz

Furioser Auftakt für die Reihe "Porträt" der Hofer Filmtage 2013: Mit dem Film, den er selbst für seinen besten hält, legte der in Südafrika aufgewachsene US-Amerikaner Michael Oblowitz los.

 
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Der Thriller "This World, then the Fireworks", der unter dem schönen Film-noir-Titel "Ohne Gewissen" in deutschen Kinos lief, ist starker Tobak.

Die Geschichte spielt in den 1950er-Jahren. Doch geht ihr ein grausiges Ereignis in den Zwanzigern voraus: An ihrem vierten Geburtstag müssen die Zwillinge Marty und Carol mitansehen, wie ihr Vater, im Bett auf seiner Geliebten liegend, von deren Ehemann erschossen wird. Auch die Mutter wird Zeugin der Tat - und vom Blut des Opfers besudelt. 30 Jahre später ist Marty als Reporter, Carol als Prostituierte tätig. Beide haben diabolisches Potenzial, lassen sich nichts gefallen und lieben einander mehr, als die Polizei und das Strafgesetzbuch erlauben.

Apropos Polizei: Nach einer hocherotischen Verführungsszene landet Marty auch mit einer attraktiven Polizistin im Bett, wobei, anstelle des bösen Buben, sie die Handschellen trägt. Die junge Dame hat fortan als Carols Konkurrentin ein schweres Los, erlebt aber, nach reichlich schlimmen Dingen, einen Triumph. Am Ende weist sie Marty, der seine Schwester verloren hat, im Auto den Beifahrersitz zu: "Rutsch rüber." Starke Frauen scheinen ein zentrales Thema dieser Filmtage zu sein.

"This World, then the Fireworks" hätte, wie Oblowitz erzählt, in Cannes beinahe die Goldene Palme gewonnen. Auch die Kritiken in den USA waren famos. Doch der große Erfolg blieb aus. Weil er Dinge zeige, die nicht sein dürften, sei sein Film unterdrückt worden, sagt der Regisseur, der das Echo auf seine Arbeiten lakonisch zusammenfasst: "Man liebt mich oder man hasst mich."

Auch im Mittelpunkt seines Films "King Blank", der 1982 als Low-Budget-Produktion in Schwarzweiß entstand, stehen zwei verlorene Seelen. Der King, von religiösem Wahn getrieben, steuert ziellos einen Pkw durch die Gegend, seine Queenie hört sich die abstrusen Fantasien der Besucher eines Striplokals an. Zu Beginn sitzt das seltsame Paar vor einem Fernseher, auf dem die berühmte Duschszene aus Hitchcocks "Psycho" im Gange ist. Hysterische Atmosphäre prägt die gute Stunde, die folgt. Oblowitz über den Film, der in Amerika zeitweise im Double Feature zusammen mit Lynchs "Eraserhead" lief: Alle, die mitmachten, waren "fuckin' high".

In Hof wurde vor "King Blank" der 23-minütige Kurzfilm "Altered to suit" von 1979 gezeigt, für den Oblowitz hinter der Kamera stand; Kollegin Kathryn Bigelow, die 2010 als erste Frau den Regie-Oscar kassierte, besorgte den Schnitt. Autor aber war Lawrence Wiener, der inzwischen ein berühmter Konzeptkünstler ist. Drei Mal nahm er an der documenta in Kassel teil. Im Sektor Bildende Kunst wäre auch diese Arbeit besser platziert als bei einem Filmfestival. Ralf Sziegoleit

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