35 Grad im Fichtelgebirge – das mögen die Menschen von hier nicht sonderlich. Im Wasser und im Schatten ist es auszuhalten
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Ich gehe zum Rawetzer Altstadtfest, ich gehe nicht. Ich gehe zum Weißenstädter Wiesenfest, ich gehe nicht. Ich gehe zum Naturraum-Open-Air am Fichtelsee, ich gehe nicht. Solche Gedanken werden am Samstag vielen Menschen durch den Kopf geschossen sein. Der Fichtelgebirgler ist mit Temperaturen über 30 Grad nicht vertraut, er mag diese südländische Gluthitze auch nicht. Bis auf 35 Grad kletterte die Quecksilbersäule im Thermometer am Nachmittag.
Gut, wenn man einen Wald vor der Tür hat. Und gut, wenn es da ein Flüsschen gibt. Die Arten, mit der Hitze der vergangenen Tage umzugehen, reichten vom Ventilator mit Turbofunktion über ein Bad in der Regentonne bis zum Sprung ins Freibad oder ein nasses Handtuch überm Kopf. Glücklich kann man sich derzeit auch schätzen, auf dem Land und in einer waldreichen Region wie dem Fichtelgebirge zu leben. Bäume spenden Schatten und schützen vor gefährlicher UV-Strahlung. Und: Im Wald ist es spürbar kühler als auf Freiflächen oder in der Stadt. Das kann schon einmal zweistellige Temperaturunterschiede bedeuten. Bei den Temperaturen der vergangenen Tagen ist das ein echter Segen.
Alternativ kann man sich auch zu Hause verbarrikadieren. Rollos zu, Klamotten aus und ab aufs kühle Ledersofa. Das Leben ruhte weitgehend. Die Einkäufe erledigten viele Menschen bereits in den Morgenstunden. Am Nachmittag gibt es an den Metzger-Theken in den Einkaufsmärkten keine Schlange, die meisten hatten sich schon mit Bratwürsten und Steaks für den Grillabend am Abend eingedeckt. Die Fußgängerzonen sind leerer als sonst, am Golfplatz in Tröstau-Fahrenbach sind an diesem Nachmittag die Spieler an einer Hand abzuzählen. Viele Autos stehen nur vor den Freibädern. Eine Erfrischung im kühlen Nass tut gut ebenso wie ein erfrischendes Getränk unter Sonnenschirm.
Eine schweißtreibende Angelegenheit ist für Eisi Gulp & Co. die 15-Uhr-Vorstellung von „Der Brandner Kaspar 2“, aber Schauspiel-Profis wie Gulp, Wolfgang Maria Bauer und die weiteren Darsteller meistern diese Herausforderung mit Bravour. Christof Kaldonek, Leiter Kommunikation der Luisenburg-Festspiele, erklärt, dass das Theater selbstverständlich seiner Sorgfaltspflicht nachkomme und viele Flaschen Mineralwasser bereitstelle. Ein größeres Problem seien bei dieser Hitze die Mücken. „Wir verbrauchen das Insektenmittel heuer literweise“, sagt Kaldonek.
Der Abend rückt näher, die Zeit zum Aufbrechen zu den vielen Festen im Landkreis kommt. Viele entschließend sich zur Freude der Veranstalter doch zum Hingehen. Die Abende bei den Wiesenfesten in Weißenstadt und Hohenberg werden zum Erfolg, beim Altstadtfest in Marktredwitz sind Besuchermassen ohnehin garantiert. Etwas später als gewöhnlich geht das Feiern los. Dem „Kasmandl“, Stammgast bei vielen Volksfesten im Landkreis, überrascht das nicht. „Bei so einem Wetter kommen die Besucher immer etwas später. Was will man bei dieser Hitze auch früh auf einem Festplatz?“, erzählt der Käseverkäufer, während er einer Stammkundin feine Scheiben von seinem erlesenen Schweizer Emmentaler herunterschneidet.
Ich gehe in den Biergarten, ich gehe nicht. Dunkle Gewitterwolken haben manchen die Entscheidung abgenommen. Zu Hause gibt es bei einem wohltuenden Bierchen auch etwas zu erleben: ein Sturm-Regen-Blitz-und- Donner-Spektakel. Ende des bislang heißesten Tag des Jahres.