Hochschule Coburg Innovationsmotor für die Region

Norbert Klüglein

Die Hochschule Coburg hat einen neuen Präsidenten. Auf Christiane Fritze folgt Stefan Gast. Er will Coburg, Kronach und Lichtenfels durch neue Studiengänge stärken.

 
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Gefühlt sei immer irgendwo Ämterübergabe an der Hochschule Coburg, erklärte Vizepräsidentin Dr. Jutta Michel den Gästen, die am Montagnachmittag in die Aula am Campus Friedrich-Streib-Straße gekommen waren. Gestern vollzog sich allerdings ein ganz besonderer Stabwechsel vor großem Publikum: Dr. Christiane Fritze gab das Amt der Hochschulpräsidentin weiter an Dr. Stefan Gast.

Fritze, die fünf Jahre lang an der Spitze der Bildungseinrichtung gestanden hatte, wird Coburg verlassen und in Zukunft wieder an der Hochschule München lehren. Stefan Gast, bisher Dekan der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik an der Hochschule Coburg, übernimmt in einer Zeit der raschen Veränderung die Hochschulleitung. „Wir wollen unsere Kräfte bündeln und die Hochschule zu Herz und Seele der Region in Innovationsfragen und für die Zukunftsgestaltung entwickeln“, kündigte der Ingenieur an, der vor seiner Zeit als Professor in der Fahrzeugentwicklung der Daimler Benz AG gearbeitet hatte.

Das vom künftigen Präsidenten formulierte Ziel wird auch vom neuen bayerischen Wissenschaftsminister Markus Blume mitgetragen, der zur Amtsübergabe nach Coburg gekommen war: „Wir müssen eng an der technischen Entwicklung sein und nah an dem, was die Menschen in der Region brauchen“, sagte er. Es sei der richtige Weg gewesen, dass sich die Hochschule unter der Ägide von Christiane Fritze für die Region geöffnet und Impulse in die Nachbarstädte Kronach und Lichtenfels gesendet habe. „Die Hochschule muss der Innovationsmotor für die Stadt Coburg und die ganze Region sein“, ermunterte Blume.

In Stefan Gast habe er größtes Vertrauen, sagte der Wissenschaftsminister. Gast sei ein erfahrener Hochschullehrer, eine starke Führungspersönlichkeit und mit der Hochschule Coburg eng vertraut, an der er schon zwölf Jahr lehre. „Wir unterstützen sie gern auf ihrem Weg“, meinte der Wissenschaftsminister. Von der Hightech-Agenda der bayerischen Staatsregierung profitiere Coburg in ganz besondere Weise. Der Hochschule bringe die Initiative 54 neue Stellen und Mittelzuweisungen in Höhe von 1,8 Millionen Euro.

Der scheidenden Präsidentin Christiane Fritze dankte Blume dafür, dass sie in einer Zeit grundlegender Veränderungen die Hochschule sicher durch schwieriges Fahrwasser manövriert habe. Nicht nur technologisch hätte sich in den letzte fünf Jahren Grundlegendes verändert. Man wäre auch mit Zeitenwenden konfrontiert worden. Einmal durch die Corona-Pandemie, die den Hochschulbetrieb völlig auf den Kopf gestellt hatte, und nun ganz aktuell durch den Krieg in der Ukraine. „Das ist ein Paradigmenwechsel für Europa. Es wird kein Zurück mehr geben in die Ordnung, die vor diesem Krieg gegolten hat“, meinte der CSU-Politiker. Europa müsse sehen, dass es technologisch souverän bleibe und seine Verteidigungsfähigkeit stärken. Markus Blume prophezeite einen neuen Wettbewerb der Systeme und einen Kampf um die Talente.

„Es waren spannende Jahre, in denen wir viel bewegen konnten“, lautete das Resümee, das die scheidende Präsidentin Christiane Fritze zog. Die Einrichtung neuer Studiengänge vor allem in den Bereichen Gesundheitswesen und Künstliche Intelligenz sowie die Gründung neuer Standorte in Kronach und Lichtenfels zählte sie zu den größten Erfolgen ihrer Präsidentschaft. Leider, so Fritze, habe man auch Rückschläge hinnehmen müssen. Etwa die Tatsache, dass sich der sogenannte „Coburger Weg“ – gemeint ist damit eine starke Praxisorientierung während des Studiums – nicht etablieren konnte. Auch die Sanierung des Gebäudes II sei nicht voran gekommen. Ferner habe die Corona-Pandemie für starke Einschnitte im Hochschulbetrieb gesorgt. „Ich habe mich manchmal in meinem Büro wie eingesperrt gefühlt. Außerdem hat sich alles noch weiter beschleunigt durch Corona“, bedauerte die scheidende Präsidentin.

Sobald sich ihr eine Gelegenheit bot, habe sie versucht, diese zum Wohle der Hochschule beim Schopf zu packen. „Als Präsidentin muss man Regionalpolitikerin, akademische Speerspitze und Impulsgeber zugleich sein“, meinte Fritze.

Sie dankte allen Partnern, die ihr die Arbeit für die Region erleichtert hatten. Ihr ganz besonderer Dank galt Vizepräsidentin Jutta Michel, die dieses Amt sieben Jahre lang ausgeübt und sich nun ebenfalls nicht mehr zur Wiederwahl gestellt hatte. Neuer Vizepräsident ist Felix Weis-pfenning, der in der Fakultät Wirtschaftswissenschaften die Fachgebiete Marketing und Vertrieb lehrt.

Der Nachfolger von Christiane Fritze kündigte an, den von ihr eingeschlagenen Weg weiterverfolgen zu wollen. „Wir wollen das Innovationsdreieck Coburg-Kronach-Lichtenfels nutzen, um die vielfältigen Möglichkeiten der Hochschule, der Region und der hier ansässigen Unternehmen auszuspielen“, kündigte Stefan Gast an. Als Leitgedanken stellte er die Exzellenz, die Wirkkraft in die Region und die Vielfalt der Lehre heraus. Wie der neue Hochschulpräsident ankündigte, werde er in Kürze einen Antrag auf Promotionsrecht stellen. Seiner Meinung nach seien die Bereiche Analytik, Sensorik, Diagnostik und Modellierung sowie der sogenannte „Cluster der nachhaltigen Infrastruktur und Informationssysteme“ geeignet, um Doktoranden auf ihrem Weg zum akademischen Grad zu begleiten. Weiter sieht Stefan Gast die Notwendigkeit, Master-Studiengänge in Zukunft international aufzustellen, um einem Exzellenz-Anspruch gerecht zu werden.

Ferner kündigte er an, dass er die Hochschule „zu Herz und Seele der Region für Innovationsfragen und Zukunftsgestaltung“ entwickeln wolle. Gast schwebt vor, eine Modellregion für Gesundheits- und Versorgungskonzepte im ländlichen Raum in der Region zu schaffen. Auch die Themen Mobilitäts- und Energieversorgung könnten in diesem Zusammenhang angegangen werden. Neben der Schaffung eines KI-Zentrums auf dem Schlachthofgelände in Coburg schwebt dem neunen Hochschulpräsidenten die Schaffung des Studiengangs „Applied Digital Transformation“ in Kronach, die Weiterentwicklung des Hebammenstudiengangs in Zusammenarbeit mit Bamberg und die Etablierung eines Studiengangs in Lichtenfels vor. Persönlich wünscht er sich die Hochschule zu einem Platz zu entwickeln, „wo mehr ist als Lernen und Arbeiten“.

Glückwünsche überbrachten bei dem Festakt Andrea Prehofer, die Vorsitzende des Hochschulrats, und Professor Dr. Niko Kohls, der Vorsitzende des Hochschul-Senats.

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