Hof/Auerbach Egronet-Ticket gleicht sich dem Bayern-Ticket an

Werner Rost

Etwas weniger Fahrgäste, aber mehr Einnahmen weist die Bilanz 2019 der Egronet-Gemeinschaft aus. Mit Sorgen blickt man auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

 
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Hof/Auerbach - Seit 20 Jahren können die Fahrgäste im Vierländereck Bayern, Böhmen, Thüringen und Sachsen mit nur einem einzigen Fahrschein grenzenlos mit allen Zügen und Bussen fahren. Die als Außenprojekt der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover an den Start gegangene internationale Kooperation Egronet ist seitdem ein Vorbild für viele andere europäische Grenzregionen. Einmal im Jahr treffen sich Vertreter der Egronet-Mitglieder, also der Landkreise, kreisfreien Städte und der beteiligten Verkehrsbetriebe, um eine Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres zu ziehen. Das jüngste Gemeinschaftstreffen fand im sächsischen Auerbach unter Corona-Bedingungen statt. Deshalb pendelte die Zusammenkunft zeitweise digital über das Internet über sämtliche Grenzen des Vierländerecks hinweg.

Michael Barth, der neue Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Vogtland (VVV) und der Egronet-Gemeinschaft, bezifferte für 2019 die Zahl der Nutzer auf rund 76 000 Fahrgäste. Damit sei zwar ein leichter Rückgang um 5900 zu verzeichnen, aber die Einnahmen aus den verkauften Tagestickets seien auf deutscher Seite um 2500 Euro gestiegen. Lediglich im Nachbarland Tschechien seien die Einnahmen um 400 000 Kronen (15 000 Euro) zurückgegangen. Dennoch sprach Barth von einer insgesamten stabilen Entwicklung im Jahr 2019 angesichts des starken Aufwärtstrends der vorangegangenen Jahre.

Wie aus dem Kreis der Egronet-Mitglieder zu erfahren war, dürften die Preissteigerungen für das Tagesticket dazu geführt haben, dass man 2019 keinen neuen Verkaufsrekord erzielen konnte. Auch zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 soll sich der Ticketpreis noch einmal erhöhen, und zwar von derzeit 22 auf 24 Euro für ein Einzelticket. Dabei soll die 2015 eingeführte Regelung bestehen bleiben, dass man bis zu vier Mitreisende gegen einen Aufpreis von künftig acht Euro pro Person mitnehmen darf. Drei Kinder zwischen 6 und 14 Jahren dürfen weiterhin unentgeltlich mitgenommen werden, ebenso Fahrräder.

Der Hintergrund für die vergleichsweise starken Preiserhöhungen des Egronet-Tickets in den vergangenen Jahren sei eine 2017 getroffene Vereinbarung der Kooperationspartner für eine stufenweise Preisanpassung bis zum 13. Dezember 2020, erläutert die VVV-Marketing-Leiterin Kerstin Büttner. Das Ziel sei eine Harmonisierung mit der Tarifstruktur der Länder-Tickets.

Eigentlich war für dieses Jahr ein großes Fest anlässlich des 20. Egronet-Jubiläums geplant. Doch die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie ließen keine öffentliche Großveranstaltung zu. Deshalb würdigten die Teilnehmer auf der jüngsten Mitgliederversammlung die Erfolgsgeschichte des Egronets im Rahmen einer kleinen "Geburtstagsfeier". Landrat Rolf Keil vom Vogtlandkreis zog als Vorsitzender der Egronet-Gemeinschaft ein rundum positives Resümee. "Wenn Menschen aus verschiedenen Regionen verschiedene Sprachen sprechen und sich dennoch gut verstehen, dann sind 20 Jahre eine große Leistung", sagte Keil. "Ich danke all den Visionären, die an ein solch großes Projekt geglaubt und es auf den Weg gebracht haben", betonte der Vorsitzende.

Mit großer Sorge blicken alle Beteiligten auf die weitere Entwicklung angesichts der Corona-Pandemie. Die nächsten Jahresbilanzen, so zeigten sich alle Teilnehmer der Mitgliederversammlung überzeugt, werden Fahrgastrückgänge im internationalen und nationalen Bahnverkehr ausweisen.

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