Hof "Das war ein echter Ritterschlag"

Der Gospelchor "Joy in Belief" trat bereits vier Mal mit Howard Carpendale auf. Chorleiterin Marina Seidel spricht im Interview über tolle Momente und Männerparfüm.

 
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Frau Seidel, Sie durften mit Ihrem Chor nicht nur in Hof, sondern auch bei drei weiteren Konzerten der aktuellen Carpendale-Tour dabei sein. Wie fühlt es sich an, wenn ein solcher Star dem eigenen Chor so viel Wertschätzung und Vertrauen entgegenbringt?

Bis zum zweiten Konzert hatten wir es überhaupt nicht richtig realisiert. Wir dachten uns: "Wow! Wir sollen wirklich nochmal singen?" Aber als wir dann in Frankfurt und Mannheim nochmal dabei waren, fühlten wir uns schon geehrt. Das gibt einem natürlich zu denken. Wir merkten: Der möchte wirklich Qualität. Wir hatten das Gefühl, dass Howard Carpendale wertschätzt, was wir geleistet haben. Ich muss schon zugeben, dass uns das sehr geschmeichelt hat.

Vor Ihrem ersten Carpendale-Konzert in Hof wussten Sie noch nicht einmal, wo Ihre Einsätze sind. Wie haben Sie diesen ersten Auftritt letztendlich gemeistert?

Da muss ich zunächst vorausschicken, dass wir ein sehr individueller Chor sind. Wir haben noch nie mit Notenblättern geübt und gesungen, sondern machen das alles sehr freestyle-mäßig. Als wir in die Freiheitshalle gingen, hatten wir schon ein gewisses Bild im Kopf, was wir wann singen müssen. Als wir dann dort waren, kam plötzlich alles anders. Man sagte zu uns: "So müsst ihr das singen und hier müsst ihr einsetzen!" Eine Chor-Kollegin hat die Situation ganz gut auf den Punkt gebracht, als sie sagte: "Also eigentlich so wie immer!" Unsere Art, wie wir schon seit 15 Jahren proben, kam uns also wirklich zugute.

Manche mögen das als Chaos bezeichnen. Ich gebe meinen Leuten aber lieber mit, nach dem eigenen Gefühl zu singen. Es muss natürlich harmonisch alles zusammenpassen, aber wir sind jetzt kein Chor, der alles bis ins kleinste Detail übt.

Es war also letztendlich die Spontaneität, die das Carpendale-Team von "Joy in Belief" überzeugt hat?

Ja. Es hat allen Spaß gemacht, mit uns zu arbeiten. Sie sagten, dass wir eine Professionalität an den Tag legen würden, die sie bisher selten erlebt hätten. Auch wenn unsere Art absolut gegen die Lehrbücher geht. Sie sagten uns wortwörtlich: "Ihr besteht aus super Stimmen, Spontaneität, Zuverlässigkeit und Unkompliziertheit." Das waren die Schlagwörter. Wenn du so was von Profi-Musikern hörst, fühlst du dich schon geehrt. Spätestens beim letzten Konzert in Mannheim hatten wir wirklich das Gefühl, dazu zu gehören. Wir fühlten uns nicht nur wie ein Sahnehäubchen. Einer der tollen Background-Sänger sagte uns, dass er uns als Kollegen betrachte und nicht bloß als Laien. Das war ein echter Ritterschlag für uns.

Sie würden die Konzerte mit Howard Carpendale also durchaus als Höhepunkt Ihrer Chor-Laufbahn bezeichnen?

Als musikalisches Highlight definitiv. Aber es gibt für uns auch andere Highlights: Wir haben uns ja eigentlich auf die Fahne geschrieben, auch für Menschen zu singen, die kein Geld haben, in sozialen Bereichen tätig zu sein. Unsere Auftritte in Alten- und Pflegeheimen beispielsweise sind für uns auch Highlights. Aber eben auf menschlicher Ebene.

Haben Sie Howard Carpendale auch persönlich kennenlernen dürfen?

Ja. Und er hat mir unglaublich imponiert. Ich war eigentlich nie ein großer Carpendale-Fan, aber menschlich ist er wirklich top! Wirklich an sich herangelassen hat er uns aber erst am dritten und vierten Tag. Die ersten Tage hat er sich noch eher distanziert verhalten.

Worüber haben Sie sich denn mit ihm unterhalten?

Über sein Parfüm! (lacht) Da kamen ganz witzige Sachen zur Sprache. Er hat uns aber auch zu verstehen gegeben, dass es ihm unheimlich gefällt, dass wir dabei sind. Er hat uns letztendlich zu sich gewunken und wollte mit uns zusammen sein. Das ging schon über das obligatorische Gruppenfoto hinaus. Wir haben uns vor allem über Musik unterhalten. Er hat uns gefragt, wer wir sind und was wir machen. Er hat sich wirklich für uns interessiert und das fand ich toll.

Gab es unter den vier Konzerten, die Sie mit ihm absolviert haben, eines, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Alle vier waren toll! Das erste, weil es etwas ganz Neues für uns war und es in unserer Heimatstadt Hof stattgefunden hat. Das zweite Konzert war ein Highlight, weil wir uns einfach gefreut haben, dass wir nochmal dabei sein durften. Mannheim war dann noch einmal ein besonderer Höhepunkt, weil die Halle brechend voll war und wir die Crew mittlerweile menschlich voll und ganz auf unserer Seite hatten.

Was würden Sie tun, wenn man Sie jetzt fragen würde, ob Sie bei weiteren Konzerten dabei sein möchten?

Da würden wir wahrscheinlich zusagen. Das liegt aber in erster Linie an dem Eindruck, den wir von Carpendale als Mensch haben. Mir geht es nicht darum, im Rampenlicht zu stehen. Auch unsere sozialen Engagements geben uns sehr viel. Aber an der Seite von jemandem wie ihm zu singen, ist natürlich etwas ganz Spezielles. Vor allem, weil er jemand ist, der auch sehr aufs Menschliche achtet. Hätten wir das Gefühl, nur ausgenutzt und missbraucht zu werden, würden wir das nicht machen.

Das Gespräch führte Nico Schwappacher

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