Das war schon damals der Fall, als er von Jena nach Hof gewechselt ist. "Ich musste mich anpassen", sagt Schraps. Was allerdings auch daran lag, dass es sich um seinen ersten Wechsel im Männerbereich handelte - und der junge Schraps erst einmal in der Härte des Herrenfußballs ankommen musste. Ein Lernprozess, den er im Moment bei der SpVgg Bayern Hof an die zahlreichen jungen Spieler weitergeben muss. "Du kannst von den Jungs keine Wunderdinge erwarten", sagt er beim Blick auf die Aufstellung beim jüngsten Spiel in Bamberg, als beinahe die Hälfte der Mannschaft aus Spielern bestand, die derzeit erste Erfahrungen im Männerbereich sammeln. Aus seinen Erfahrungen heraus sagt er vor dem Spiel bei Viktoria Kahl am Samstag, 16 Uhr: "Man muss kein Prophet sein, um zu sagen: Es wird eine schwierige Saison für uns. In Kahl dürfen wir keinesfalls verlieren." Sonst droht in der Bayernliga ein extrem schwieriger Herbst mit Abstiegskampf pur.
Ein Mittel, um in Kahl zu bestehen, sieht er in der Zweikampfhärte. Eine Tugend, die er eben noch aus seiner Jugendzeit und der fußballerischen Ausbildung in Jena kennt. "Die Mannschaft, die in Kahl am wachsten ist und die meisten Zweikämpfe gewinnt, die wird auch das Spiel gewinnen."
Durchsetzen - das ist etwas, das Schraps auch in seiner Karriere als Fußballer zwischen Ost und West gelernt hat. In Hof hatte er an eine lange Tradition von Spieler angeknüpft, die speziell in den Jahren nach dem Mauerfall von Ost nach West wechselten, um ihr Glück zu versuchen - und in vielen Fällen reiften sie hier zu Stammkräften heran. Schraps ist von allen am längsten geblieben. Elf Jahre bei Hof - und mittlerweile sogar mit der Kapitänsbinde der Chef auf dem Platz. Den Schritt, 2009 zu wechseln, hat er nicht bereut. "Es war bislang eine coole Zeit - und wir haben lange Zeit auch in der höchsten Amateurspielklasse gespielt", sagt er. "Auch wenn es natürlich viele Hochs und Tiefs gab."
Erinnert er sich an die Anfangszeit in Hof, bleibt ihm eines bis heute in Erinnerung: mündige Spieler. "Wir haben damals im Osten einfach gemacht, was der Trainer uns vorgegeben hat. In Hof haben die Spieler stärker diskutiert." Womöglich ist dies auch ein Grund dafür, dass in der Region in den Amateurspielklassen nur wenige Trainer aus Sachsen oder Thüringen erfolgreich trainiert haben. Bei Bayern Hof war das Experiment mit Frank Papritz im Jahr 2000 nach wenigen Spielen beendet. "Es ist natürlich auffällig, dass es kaum Trainer aus dem Osten gibt", sagt Schraps. Über die Gründe möchte er allerdings nicht spekulieren. Denn: "Dafür kenne ich mich mittlerweile nicht mehr gut genug im Ostfußball aus", sagt Schraps, der nach elf Jahren in Hof seine neue Wohlfühloase gefunden hat. Seine zweite nach seiner Zeit in der Thüringer Heimat.