Hof Folgt der Corona-Krise die Azubi-Krise?

Wer noch auf der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz ist, kann in der gesetzlichen Rentenversicherung Anrechnungszeiten bekommen. Foto: Carsten Rehder/dpa/dpa-tmn

Die Zahl der Ausbildungsplätze ist gesunken im Landkreis Hof. Nun kann es die Branchen nochmals treffen, die eh kaum Nachwuchs finden, warnt die Gewerkschaft NGG.

 
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Hof - Wenn Corona die Karrierepläne durchkreuzt: Vor dem Start des neuen Ausbildungsjahres warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in einer Presse mitteilung vor gravierenden Folgen der Pandemie für Berufsanfänger im Landkreis Hof. Bereits im ablaufenden Ausbildungsjahr hätten viele Firmen die betriebliche Ausbildung deutlich zurückgefahren oder ganz eingestellt. Nach Angaben der Arbeitsagentur sank die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze im Landkreis zwischen Oktober und Juni um 13,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. "Trotz Krise sollten die Unternehmen alles daransetzen, die Ausbildung aufrechtzuerhalten und dafür die neuen staatlichen Fördermittel nutzen. Wer heute auf Azubis verzichtet, dem fehlen morgen die Fachkräfte", betont der Geschäftsführer der NGG-Region Oberfranken, Michael Grundl.

Besonders dramatisch sei die Lage in Hotels und Gaststätten, aber auch im Lebensmittelhandwerk. "Corona könnte den Fachkräftemangel ausgerechnet in Branchen verschärfen, die ohnehin seit Jahren kaum noch Nachwuchs finden", warnt Grundl weiter. Dabei greife die Politik betroffenen Firmen längst unter die Arme. Nach den Beschlüssen der großen Koalition bekommen kleinere und mittlere Betriebe, die im Zuge der Corona-Krise Umsatzeinbußen von mehr als 60 Prozent verzeichnet haben, einen Zuschuss von 2000 Euro für jeden nicht gestrichenen Ausbildungsplatz. Wer zusätzliche Stellen für Auszubildende schafft, erhält pro Platz 3000 Euro. Außerdem können sich Firmen, die wegen Corona Arbeitsausfälle von mindestens 50 Prozent haben, drei Viertel der Ausbildungsvergütung erstatten lassen.

"Wer gut durch die Krise gekommen ist, sollte als Unternehmer eine besondere Verantwortung zeigen und Auszubildende aus insolventen Betrieben übernehmen", fordert Grundl. Auch dafür hat die Bundesregierung eine Prämie beschlossen. Wer in technischen Berufen, etwa als angehender Mechatroniker, von der Pleite des Arbeitgebers betroffen ist, kann auch von einem Süßwarenhersteller oder einer Großbrauerei zu Ende ausgebildet werden. Wegen der vergleichsweise guten wirtschaftlichen Lage der Lebensmittelindustrie sei die Branche auch in der Region noch auf der Suche nach Azubis.

"In den kommenden Monaten müssen die Unternehmen dafür sorgen, dass die Corona-Krise nicht zu einer Azubi-Krise wird. Am Ende geht es darum, ob Gäste beim Restaurant- oder Hotelbesuch künftig noch den gewohnten Standard erwarten können. Den garantieren langfristig nur gelernte Köche und ausgebildete Hotelfachleute", erklärt Grundl. red

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