Hof Frische Farbe nach den Flammen

Von Christian Pack
Neuer Anstrich: Katja Pekusa auf dem Baugerüst ihres Wohnhauses in Weitramsdorf, das nach einem Brand im Februar komplett renoviert werden muss. Die 29-Jährige hofft, dass sie im August mit ihrer Familie wieder einziehen kann. Foto: Frank Wunderatsch

Nicht nur in Coburg hat ein Brand viel verändert. In Weitramsdorf steht im Februar das Kinderzimmer eines Hauses in Flammen. Das Heim vom Familie Pekusa gleicht auch heute noch einer Großbaustelle.

 
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Weitramsdorf - Mit dem Brand in der Coburger Altstadt kommen die schlimmen Erinnerungen zurück. Erinnerungen an den 13. Februar 2012. An den Tag, als das Kinderzimmer im ersten Stock des Einfamilienhauses in Flammen steht. An die Minuten, in denen Katja Pekusa bei eisiger Kälte vor ihrem Haus in Weitramsdorf auf die Feuerwehr wartet. An den Moment, wo sie mit ansehen muss, wie auch der Dachstuhl Feuer fängt. "Immer, wenn es irgendwo einen Brand gibt, kommt alles wieder hoch. Fotos von damals kann ich immer noch nicht anschauen", erzählt die 29-Jährige.

An jenem Montag Mitte Februar saugt die Weitramsdorferin im Erdgeschoss Staub, als plötzlich der Rauchmelder angeht. Pekusa hastet nach oben. Das Kinderzimmer ist bereits in Rauch gehüllt, es stinkt bestialisch. Die dreifache Mutter eilt wieder nach unten, ruft die Feuerwehr. Mit ihrer Handtasche rennt sie raus, blickt fassungslos auf das Haus, das die Familie 2004 gekauft hat. Ihre Kinder sind zum Glück nicht daheim.

Knapp fünf Monate später steht Katja Pekusa an der gleichen Stelle und schaut auf die Fenster des Kinderzimmers. Ein technischer Defekt in einem Ofen - in dem Raum gab es eine nicht benutzte Einbauküche - löst den Brand damals aus. Die Feuerwehr bekämpft die Flammen, verhindert Schlimmeres. Wie in den Gebäuden in Coburg sickert das Löschwasser bis in das unterste Stockwerk. Die traurige Bilanz: 100 000 Euro Schaden.

Das Haus gleicht heute immer noch einer Großbaustelle. Ein Gerüst umspannt die vier Wände, überall stehen Gerätschaften, im ersten Stock wuseln zwei Bauarbeiter. Im Inneren sind alle Räume leer, die Wände wurden frisch verputzt. "Alles muss neu gemacht werden: Böden, Decken, Kabel. Das Wasser war in jeder Fuge."

Direkt nach dem Brand kommen die Pekusas in einer kleinen Einliegerwohnung der Nachbarn unter. Eine Übergangslösung, denken sie. Zumal die Sanierung in den ersten Tagen nach der Katastrophe schnell vorangeht. Handwerker beginnen mit den Aufräumarbeiten, die Versicherung empfiehlt eine Architektin. Doch irgendwann stockt alles. "Manchmal kamen die Handwerker einfach nicht, und die Architektin hatte es auch nicht mit der Eile. Sechs Wochen ging hier zwischenzeitlich gar nichts mehr."

Bei den Nachbarn leben sie heute immer noch, berichtet Pekusa, und deutet auf die Einliegerwohnung. Aktuell gehe es ganz gut voran, doch befriedigend sei das nicht. "Das zerrt an den Nerven. An ein normales Familienleben ist nicht zu denken." Da tue es gut, wenn man wisse, dass so viele Menschen hinter einem stehen. Während der Löscharbeiten kochen Nachbarn Tee, nach dem Feuer spenden einige Firmen ihre Kaffeekasse. Der Kindergarten "Villa Kunterbunt" sammelt Kleidung für die Kinder. Wildfremde Menschen rufen an, um ihre Hilfe anzubieten. "Was man da fühlt, kann man mit normaler Dankbarkeit gar nicht ausdrücken", sagt Katja Pekusa mit Tränen in den Augen.

Aktuell zählt die Familie die Stunden, bis das Haus endlich fertig ist. Im August soll es so weit sein. Dann, hofft Katja Pekusa, kann sie und ihre Familie wieder ein ganz normales Leben führen. Die schrecklichen Bilder werden aber bleiben. Spätestens, wenn eine Katastrophe wie die in Coburg passiert. Durch die ist Pekusa noch mal bewusst geworden, wie schnell die heile Welt aus den Fugen geraten kann. "Von jetzt auf gleich ändert sich das Leben komplett. Und das kann jeden treffen."

Das zerrt an den Nerven. An ein normales Familienleben ist nicht zu denken.

Katja Pekusa


Enttäuschung über Gemeindevertreter

Die Solidarität der Menschen sei nach dem Feuer enorm gewesen, berichtet Katja Pekusa. Ein wenig enttäuscht ist die Weitramsdorferin nur von den politischen Entscheidungsträgern der Gemeinde. Bürgermeister Christian Gunsenheimer sei direkt nach dem Feuer vor Ort gewesen, seither habe er sich aber nicht mehr gemeldet. Der Rest der Gemeinderäte hätte sich überhaupt nicht blicken lassen. "Es geht mir nicht um finanzielle Unterstützung, sondern um eine Geste", macht die 29-Jährige deutlich.

Gunsenheimer kann den Vorwurf nicht ganz nachvollziehen. Er habe der Familie vor Ort jegliche Hilfe angeboten. "Wir sind so verblieben, dass sie sich melden sollen, wann immer sie etwas brauchen." Das sei nicht geschehen. "Ich kann ja nicht alle zwei Tage anrufen und nachfragen", so Gunsenheimer. Trotzdem habe er sich fest vorgenommen, sich bald noch mal zu melden. chp


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