Hof Gut gestopft ist halb geleert

Laura Schmidt
Scheint der Wertstoffcontainer voll, stellen viele ihren Müll gerne auch neben den Container. Dabei sehen viele Behälter nur voll aus, weil zu große Tüten in den Einwurflöchern steckten, erklärt Stefan Böhme. Foto: ls

Volle Altkleidercontainer und Müll neben den Leichtstoff-Behältern: Immer wieder klagen Einwohner über Ärger am Container. Die Experten erklären das System.

 
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Hof - Regelmäßig melden die Einwohner in Stadt und Landkreis überfüllte Wertstoff- und Altkleidercontainer: Der Befüllungsgrad der Container und die Beschaffenheit der Plätze dazu sind nicht nur immer wieder Thema in den Stadt- und Gemeinderäten, sondern auch an den Stammtischen. Eine Rentnerin aus Hof hat sich deshalb sogar bei der Frankenpost gemeldet. Sie sagt: "Gerade Senioren trennen ihren Müll einfach nicht mehr, wenn es ihnen so schwer gemacht wird." Für sie gebe es eine bessere Lösung: den gelben Sack. Experten sehen das anders. Das sieht man auch in einem anderen Bereich.

Des Hofers alte Kleider

Für viele Altkleiderbehälter im Landkreis ist der Abfallzweckverband (AZV) Hof zuständig. Hermann Knoblich, Sachgebietsleiter für Wertstofferfassung beim AZV, gibt zu, dass die Situation in den vergangenen Wochen etwas problematisch war: "Nach Weihnachten und im Januar hat es schon mal gezwickt. Das lag an den Feiertagen und daran, dass es in der Firma, die für die Leerungen beauftragt ist, viele Krankheitsfälle gab", sagt er. Im vergangenen Jahr hätten die Leerungen aber gut funktioniert.

Allerdings seien die überfüllten Container ein Problem, das man nur schwer in den Griff bekommen könne: "Es gibt eben Zeiten, in denen Bürger ihre Schränke ausleeren, und dann ist ein Container schnell voll. Aber das ist auch bei Sterbefällen so, wenn der Besitz aufgelöst wird", berichtet Knoblich. Solche Einzelfälle seien nur schwer abschätzbar - daher könne es durchaus zu Wartezeiten kommen.

Für den Fall, dass der Container mal wieder voll ist, wenn man mit seinen eigenen Altkleidern davor steht, hat Hermann Knoblich einen Hinweis: "Es ist schön, wenn die Bürger uns das Problem melden. Das können sie telefonisch oder über ein Formular im Internet." Allerdings mahnt er auch zu realistischen Erwartungen: "Viele erwarten, dass der Container morgen geleert ist, wenn sie heute anrufen. Aber wir decken den kompletten Landkreis ab, da muss man den Verantwortlichen zwei bis drei Tage Zeit geben", sagt Knoblich. Und bei größeren Mengen an Kleidung lohne sich der Weg direkt zum Wertstoffhof.

Unerlaubter Restmüll

Zuständig für die Leerung der Wertstoffcontainer ist die Rehauer Firma Böhme Wertstofferfassung. Auch Geschäftsführer Stefan Böhme weiß, dass die Einwohner oft über volle Container klagen. Aber: "Unser System sieht es vor, Container dann zu leeren, wenn sie voll sind", sagt er. Würde man sie immer schon dann leeren, wenn sie nur halbvoll sind, müssten die Lkw noch häufiger durch die Ortschaften fahren - und das sei weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Ein weiteres Problem: Oft landet anderer Müll, allem voran Restmüll, in den Leichtstoffcontainern. Und: "Gerade in ländlichen Gebieten brechen Landwirte Container auf und entsorgen so ihre Silo-Folie. Diese Folie müssten die Bauern eigentlich kostenpflichtig entsorgen, das sparen sie sich so", berichtet Böhme. Die Konsequenz: überfüllte Container und erboste Bürger. "Die meisten Leute, die bei uns anrufen, sind sehr freundlich. Aber dann gibt es auch viele, die gleich sehr unfreundlich sind und uns beschimpfen", berichtet Disponentin Vanessa Berger.

Gegen den gelben Sack

Die Forderung nach einem Holsystem mit gelben Säcken oder Tonnen sieht Böhme aus mehreren Gründen weder als sinnvoll noch als realistisch an. Zum einen lägen dann in allen Straßen gelbe Säcke, was kein schönes Bild sei. Und gerade in ländlichen Gebieten machten sich Tiere wie Füchse oder Marder gerne mal über die Säcke her - und verteilten den Inhalt auf der Straße. Auch blieben ja die Glascontainer an den altbekannten Stellen stehen. "Der gelbe Sack erhöht die Gefahr, dass auch Leichtstoff-Verpackungen im Glas landen." Seine Erfahrung zeige: Auch wenn man "Problemcontainer" entferne, brächten manche Leute trotzdem ihren Müll weiterhin an den bekannten Platz. So geschehen an der Plauener Straße in Hof: "Weil immer wieder Müll neben dem Container lag, haben wir ihn auf den gegenüberliegenden Parkplatz gestellt. Die Anwohner kennen das inzwischen, aber andere Leute lagern ihren Müll immer noch am alten Platz", berichtet Böhme. Er schätzt, dass durch das "System gelber Sack" mehr Müll einfach auf der Straße liegen würde, da sich viele Menschen keine Mühe machten, ihn angemessen zu entsorgen. Böhme erinnert an die Zeiten vor der Einführung der Wertstoffcontainer, als viel Müll in den Wäldern abgeladen wurde. Gegen gelbe Tonnen spreche vor allem das Volumen der Verpackungsmaterialien: "Das Volumen der Tonnen ist begrenzt, sie wären unglaublich schnell voll - und werden trotzdem nur alle zwei Wochen geholt."

Einen Tipp hat Stephan Böhme auch: "Die Container, die am schnellsten voll sind, werden auch mehrmals wöchentlich geleert. Deswegen sollte man mit manch eigener Routine brechen: Wenn ich weiß, dass der Container beispielsweise Freitag um 11 Uhr geleert wird, muss ich statt am Donnerstagnachmittag eben am Freitagnachmittag meine Verpackungen dort hinbringen."

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