Bad Steben/Naila/Schauenstein/Hof - Mitte April 1945 sind Siegfried Geupel und sein gleichaltriger Schulfreund Günther Schmidt in den Eselwald bei Schauenstein gegangen, um Patronenhülsen und Maschinengewehr-Textilbänder zu suchen. Wenige Tage zuvor hatte ein Luftangriff auf einen Personenzug auf der Bahnstrecke im Selbitztal stattgefunden. Die Neunjährigen entdeckten im Eselswald jedoch etwas ganz anderes: eine Brille, einen Holzschuh, Blechgeschirr und schließlich - nur mit einigen Fichtenzweigen überdeckt - die Leichen von acht Menschen. "Mir kommen heute noch die Tränen, wenn ich an diesen Anblick denke", sagt Geupel. Den beiden jungen Uschertsgrünern war klar, was das für Menschen waren. Am Abend des 12. April hatten etwa 150 KZ-Häftlinge und die SS-Wächter eines Todesmarsches in ihrem Dorf übernachtet. Kurz zuvor hatte man einen Pritschenwagen in den Eselwald geschoben, woraufhin Schüsse zu hören waren. Es waren nicht die einzigen Todesopfer der Nazi-Schergen im Raum Schauenstein. Im Pfarrholz zwischen Volkmannsgrün und Helmbrechts fand man 20 weitere Leichen. Die Gebeine der Opfer kamen auf den Friedhof Schauenstein in ein Reihengrab. "Hier ruhen 28 unbekannte KZ-Häftlinge, April 1945" steht auf dem Grabstein.