Hof Hof ist so sicher wie seit zehn Jahren nicht

Die Drogen-Problematik verschiebt sich hin zu Ecstasy und Cannabis, der Brennpunkt Altstadtpassage ist abgelöst worden vom Freiluftstammtisch Saaleauen. Quelle: Unbekannt

Die Kriminalität in der Stadt sinkt um 19 Prozent, die im Landkreis um 15. Doch steigt der Drogenkonsum wieder - und es gibt 50 Reichsbürger in der Region.

 
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Hof - Zu Spitzenzeiten fährt die Hofer Polizei 60 Einsätze an einem einzigen Tag. 11 949 sind es insgesamt gewesen im vergangenen Jahr - recht ungleichmäßig aufs Jahr verteilt. Mit diesen Zahlen hat Klaus Weich, Leiter der Polizeiinspektion (PI) Hof, seinen Sicherheitsbericht für Hof eröffnet: Traditionsgemäß stellt die Polizei im Frühjahr die Kriminalstatistik dem Stadtrat vor. Weichs Zahlen waren meist ebenso imposant wie positiv: Schließlich stand am Anfang die Erkenntnis, dass im Gegensatz zu einem oberfrankenweiten Anstieg der Kriminalität (+3,8 Prozent) die Straftaten in Stadt (-18,7 Prozent) und Landkreis (-14,6 Prozent) enorm zurückgegangen sind. Zumindest die, von denen die Polizei erfährt.

Neue Uniform in Blau

Die ersten Test-Autos und Probe-Uniformen sind bereits unterwegs, von Juni an sollen die Hofer Polizisten ganz regulär mit den neuen blauen Uniformen und Autos ausgestattet werden. Das kündigte PI-Leiter Klaus Weich im Stadtrat an. Er betonte: Der Austausch erfolge sukzessive, gerade bei den Fahrzeugen werden nur auszumusternde Autos ersetzt.

Die Fallzahlen: 3711 Hofer Fälle sind im vergangenen Jahr auf den Schreibtischen der PI Hof gelandet. Das ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren: 2006 hatte die Polizei mehr als 5000 Fälle zu bearbeiten. Um Städte und Regionen in Sachen Kriminalitätsbelastung besser vergleichen zu können, leitet die Polizei aus den tatsächlichen Fällen immer die sogenannte Häufigkeitszahl ab - quasi die Anzahl an Straftaten in Relation zu den Einwohnern. Vor drei Jahren war Hof in Sachen Häufigkeitszahl (11 500 pro 100 000 Einwohner) auf dem zweitschlechtesten Platz in Bayern; mit einem Wert von 8300 landete der Bereich der Polizeiinspektion nun in einem ganz anderen Vergleichsfeld. Ebenso bei der Aufklärungsquote: Die Hofer Polizei klärt 74,3 Prozent aller Fälle auf (-0,7 Prozent). Zum Vergleich: In Bayern beträgt die Quote 66 Prozent, deutschlandweit nur noch 54 Prozent. Hinzu kommt, dass die meisten der Fälle in Hof aus vergleichsweise kleineren Delikten bestehen.

Worum geht es? Die Zahl der "Straftaten gegen das Leben" ist von 38 im Jahr 2015 auf 34 im Jahr 2016 zurückgegangen. "Der Fall, als es in der Marienstraße Tritte gegen den Kopf eines Opfers gab, ging ja auch durch die Presse", sagte Klaus Weich. "Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung" sind von fünf auf vier zurückgegangen. Die Straßenkriminalität in Hof sank um 21 Prozent, die der privaten Sachbeschädigungen um 23 Prozent - Randale an öffentlichem Eigentum sank sogar um 49 Prozent, die gegen Autos um satte 50 Prozent.

Bekannte Themen: Einige der Dauerbrenner der vergangenen Jahre spielten bei der diesjährigen Vorstellung des Sicherheitsberichts kaum noch eine Rolle. Die Zahl der Einbrüche in Hof hatte sich von 2014 auf 2015 von 18 auf neun halbiert, im vergangenen Jahr habe es "einige wenige Fälle" gegeben, erläuterte Kripo-Chef Jürgen Schlee auf Nachfrage aus dem Gremium.

Die Hofer Altstadtpassage ist in den vergangenen Jahren im Sicherheitsbericht ebenfalls immer ein großes Thema gewesen. Diesmal handelten es die Beamten mit einem einzigen positiven Satz ab: Gemeinsam mit Stadt und Betreibern habe man das Problem gut in den Griff bekommen.

Auch die Gefahr von rechts spiele lange nicht mehr die Rolle wie in den vergangenen Jahren: Die Zahl der rechtsradikal motivierten Delikte befindet sich auf gleichbleibend niedrigem Niveau. 14 Verstöße zählte die Polizei Hof 2015, 23 waren es im vergangenen Jahr.

Das Drogen-Problem: "Der rückläufige Trend der vergangenen Jahre im Bezug auf die Drogenkriminalität im Stadtgebiet hielt 2016 leider nicht an." So beginnt das Kapitel über das Thema im 48-seitigen Sicherheitsbericht. Die gute Nachricht dabei: Die Zahl der polizeilich bekannten Fälle, bei denen die harte Droge Crystal eine Rolle spielte, sank 2016 um 40 Prozent auf 36 Vorkommnisse. Die schlechten Nachrichten: Die Hofer Polizei stellte 2016 64 Prozent mehr Cannabis sicher als im Jahr zuvor, 56 Prozent mehr Fentanylpflaster, 37 Prozent mehr Amphetamin und 111 Prozent mehr Ecstasy. Einziges Trostpflaster für die Hofer: Die Zahl der Drogendelikte in ganz Oberfranken steigt sehr viel stärker an, gerade im Raum Bayreuth und Bamberg habe man derzeit mit Crystal und Co. zu kämpfen, erläuterte Jürgen Schlee.

Straffällige Ausländer: Wie stark sind in Hof Ausländer an Kriminalität beteiligt? Dieser Frage sind die Beamten der Polizeiinspektion genau nachgegangen. Das Ergebnis: 36 Prozent der 2757 aufgeklärten Straftaten wurden von Ausländern begangen - von solchen, die in Hof leben, von ausländischen Diebesbanden, die durchs Land ziehen, oder von anderen. Hof hat einen Ausländeranteil von elf Prozent. "Die meisten Fälle betreffen allerdings die Flüchtlinge direkt in den Unterkünften", erklärte Weich. Die Liste der ausländischen Straftäter, die in Hof leben, wird angeführt von Syrern (107 Fälle), Türken (82 Fälle), Afghanen (78) und Irakern (64). Ob diese Fallzahlen besonders hoch seien im Vergleich zu jenen deutscher Täter, diese Frage konnte Klaus Weich nicht beantworten - aber einordnen: "Man sagt ja, Kriminalität sei jung und männlich. Und gerade Flüchtlinge gehören zu einem großen Teil dieser Bevölkerungsgruppe an. Einen Vergleichswert für die deutschen Hofer haben wir nicht errechnet", betonte Weich. Mit jenen Zahlen vor Augen mahnte er zu einem sachlichen Umgang mit dem Thema Ausländer und Kriminalität.

"Es gab ja die wüstesten Szenarien, welche Übergriffe es auf badende Frauen im Sommer am See geben wird; damals hat die Polizei gesagt, man möge doch den Ball flach halten. Das hat sich alles nicht bewahrheitet", sagte Weich. Allerdings: "Man hat auch gesehen, dass nicht alle, die mit dem Flüchtlingsstrom kommen, aus einem Bürgerkriegsland stammen. Ziel der Behörden ist es, die wenigen Kriminellen unter den Zuwanderern herauszufiltern." Daher dürfe man mit Vorfällen auch nicht hinter dem Berg halten.

Reichsbürger: In Hochfranken leben etwa 50 Reichsbürger. Das teilte der Leiter der Kriminalpolizei Hof, Jürgen Schlee, den Hofer Stadträten mit. Die Polizei habe klare Klassifizierungsschritte und -merkmale, um die Bürger entsprechend einzuordnen. Und egal, ob es sich bei ihnen um sogenannte Reichsideologen handelt, die lediglich die Bundesrepublik nicht anerkennen, oder um Selbstversorger, die jegliche Autorität verneinen, hatte Schlee einen Rat für die Stadträte: "Fangen Sie nicht an, die Ansichten dieser Personen zu hinterfragen - diese Zeit können Sie sich sparen." Neben vergleichsweise lästigen Auswirkungen wie den regelmäßigen Versuchen von Reichsbürgern, im Passamt ihren Austritt aus der Bundesrepublik zu erklären, teile die Polizei die Betroffenen auch in ganz klare sicherheitsrelevante Kategorien ein, betonte Schlee. Sie seien in drei Prioritätsklassen eingruppiert - je nachdem, ob sie bereits polizeilich in Erscheinung getreten sind, ob sie Bescheinigungen für Waffen, Sprengstoff oder Kampfhunde hätten oder ob sie noch nicht auffällig geworden sind. Schlee: "Hier arbeiten Polizei, Verwaltung und Staatsschutz bisher gut zusammen."

Personalstärke: Was der Hofer Polizei fehlt, sind Mitarbeiter. 35 bis 40 Fehlstellen habe die PI derzeit - und daran werde sich realistisch gesehen auch nichts ändern, sagte Klaus Weich. Zwar halte der Innenminister Wort und stelle durchaus Beamte ein - doch landete ein Großteil von ihnen in neu geschaffenen Fachstellen. Für den regulären Dienst ergäbe sich daraus keine Verbesserung.

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