Hof Jokers Seit 30 Jahren trägt Hof violett

Immer auf der Suche nach violettem Zuwachs – die Hof Jokers feiern mit einem Tryout ihr 30-jähriges Bestehen. Foto: /Andreas Geißer

Auch wenn die vergangene Saison sportlich keine gute war – die American Footballer der Hof Jokers sind eine Erfolgsgeschichte in Violett. Bei den Feierlichkeiten am Samstag soll der Grundstein für weitere Erfolge gelegt werden.

 
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30 Jahre American Football in Hof – ein Jubiläum, auf welches sie bei den Hof Jokers zurecht Stolz sein können. Seitdem die Sportart in Deutschland den ersten wahrnehmbaren Aufschwung erlebte, ist Hof in violetten Trikots vertreten. Viele zeitgleich oder später gegründete Vereine sind mittlerweile wieder verschwunden – die Jokers sind längst eine Konstante im regionalen Sportgeschehen.

„Manchmal war es auch ein Überlebenskampf“, blickt Sven „Sucker“ Suhaj jedoch zurück. Als Hof Joker der ersten Stunde weiß er nur zu gut, dass der Verein auch schon in schwierigem Fahrwasser unterwegs war. „Ich erinnere mich an die Spielgemeinschaft mit den Chemnitz Crusaders, um den Football hier nicht sterben zu lassen.“ Auch gab es intern nicht immer nur Sonnenschein. Nach einem Disput spaltete sich einst ein Grüppchen ab, aus dem dann die Bayreuth Dragons hervorgingen, worin sich auch die jahrelange Rivalität gründete. Diese ist mittlerweile aber Geschichte. Heute kooperieren beide Vereine sogar in der Jugendarbeit.

Es gab aber auch viele sehr schöne Momente in 30 Jahren Hof Jokers. So marschierte der Verein von der Aufbauliga über Verbands- und Bayernliga unter Quarterback Suhaj mit der Nummer 7 auf dem Rücken bis in die Regionalliga. Wohl auch aus diesem Grund ist die 7 eine von nur drei retired numbers, also Rückennummern, die bei den Jokers nicht mehr vergeben werden. Die anderen beiden trugen Mark Washburn (Nr. 18) und Alexander Scarabello (Nr. 44).

Die violette Geschichte begann laut Vereinschronik 1992 mit zwei „verrückten alten Männern.“ Harald „Tiger“ Hager hatte die Idee, einen Footballverein zu gründen und Harald „Shaky“ Rausch war gleich mit Feuer und Flamme dabei. „Damals haben wir das allererste Training auf dem Platz des FC Wiesla Hof ausgerichtet. Ich war da gerade zwölf Jahre alt und tatsächlich schon dabei“, erinnert sich Suhaj, heute als Trainer bei den Jokers aktiv. Bei diesem Training blieb es bekanntlich nicht. „1992 zum See-Fest habe ich die ersten, selbst gebastelten Plakate aufgehängt“, erinnert sich Hauptinitiator Tiger. „Das erste Spiel hatten wir gegen Dresden vor 680 Zuschauern. Nur die sind jetzt der amtierende Deutsche Meister .“

Natürlich hatten die Monarchs für ihre herausragende Entwicklung in der Elbmetropole auch weit bessere Bedingungen, als sie die Saalestadt je bieten könnte. Doch im Rahmen der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ist Hofs solides Bestehen ebenfalls mehr als ordentlich. Die Anfänge waren noch geprägt von vielen amerikanischen Spielern und Coaches in Reihen der Jokers. „Leute wie Mark Washburn, der ja auch heute noch mit dem Verein verbunden ist, hat es damals einfach gebraucht, um dem Verein das ganze Know-how beizubringen, weil viele natürlich überhaupt keine Ahnung von American Football hatten“, meint Suhaj. Doch mit der Zeit hat sich der Klub von den Amis emanzipiert. So spielten die Jokers ihre erfolgreichste Saison 2009 mit dem Klassenerhalt in der Regionalliga als einziges Team ohne amerikanische Spieler. Das war schon damals Beleg für die gute Nachwuchsarbeit in Hof.

Diese sei, wie auch der aktuelle Headcoach Johannes Wellner immer wieder betont, die Grund-DNA des Vereins. Es sei überlebenswichtig, Talente zu entdecken und zu fördern – mitunter auch nur als Durchgangsstation in einer sportlichen Karriere. Jüngste Beispiele sind Joshua „Sunshine“ Lang der jetzt in der Bundesliga bei den Schwäbisch Hall Unicorns spielt, wie auch Robert Hager, der Sohn von Tiger, oder Tizian Vogl, der momentan alles überragende Mann bei den Munich Cowboys – alle haben sie in Hof das Footballspielen gelernt, dabei mitunter sogar erst spät mit der Sportart angefangen. Und gerade weil die Jokers so sehr von ihrer Nachwuchsarbeit leben, tat Corona deutlich mehr weh, als bei vielen anderen Vereinen. Weil in dieser Zeit keine Jugendarbeit betrieben werden konnte, fehlen fast drei Jahrgänge. Darauf sei zum Teil auch das schlechte Abschneiden in der vergangenen Saison zurückzuführen.

Tryout bei der Geburtstagsfeier

Deswegen wird bei der Feier am zum 30. Jubiläum dem Family & Friends Day am Samstag, den 17. September, der Blick mit einem Angebot an den Nachwuchs auch wieder nach vorne gerichtet. „Wir haben gesagt, wir machen das, was uns am meisten Spaß macht. Das ist Footballspielen und versuchen, Leute für unseren Sport zu begeistern“, begründet Valentin Stingl, der 1. Vorsitzender des Fördervereins Hof Jokers, das Tryout. Bei diesem Probetraining, kann jedermann und jede Frau, egal welchen Alters, welcher Statur, welchen Fitnesszustands in American Football mal hineinschnuppern und sich ausprobieren. „Das ist ja das gute beim American Football, dass alle Typen in einem Team ihren Einsatz finden.“

Für alle Altersklassen werden von 14 bis 17 Uhr auf dem PTSV-Sportplatz an der Ossecker Straße verschiedene Parcours angeboten. Besonders wollen die Jokers dabei die Kids auch ab dem Alter von sechs bis acht Jahren ansprechen, weil wieder Flag-Football-Teams aufgebaut werden sollen. Diese Art des Footballs wird ohnehin bis 16 Jahre gespielt und ist körperlos, sodass sich auch die Eltern keine Sorgen um ihre Schützlinge machen müssen. Vielmehr erhält jeder Teilnehmer am Tryout ein Freilos für die Tombola und hat laut Stingl „somit automatisch die Chance, einen coolen Preis abzusahnen.“

Auch für die Unterstützung von Menschen, die es schwer haben, Anschluss zu finden, wollen die men in purple ein weiteres Zeichen setzen. „Wir stehen als Hof Jokers schon immer für Integration, hatten teilweise schon Spieler aus 17 verschiedenen Nationen im Team. Da hat dann auch schon der Iraker für den US-Amerikaner alles gegeben. Zusammenhalt ist immer besser als Ausgrenzung“, betont Stingl. „Wenn man das lila Trikot trägt, ist das die Farbe, die man hat. Alles andere zählt nicht.“ Und das wird nach dem Tryout beim gemütlichen Zusammensein, zu dem alle eingeladen sind, fortgesetzt – ganz familiär, wie immer bei den Jokers.

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