Kurzes Innehalten vor dem Ja

"Ehen sind sehr zerbrechlich geworden", sagt Fiedler. "Sie gelingen nicht von selbst, man muss dafür etwas tun." Er sehe es als Aufgabe an, Heiratswilligen dieses Angebot zum Nachdenken zu machen. In anderen Gegenden, vor allem in den Großstädten, gebe es das längst.

Ein katholischer Geistlicher als Sachverständiger in Sachen Ehe? Fiedler lächelt. "Auch das Leben im Zölibat muss gepflegt sein, will man als Pfarrer nicht scheitern." Dennoch wird er sich auf Themen beschränken, die der Liebe und Ehe aus biblischer Sicht Bedeutung geben. Der Traugottesdienst selbst wird ebenfalls Thema sein. Für den psychologischen Part hat er sich eine Ehe- und Partnerschaftsberaterin geholt. Petra Thost ist versierte Mitarbeiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Diözese Bamberg. Zu ihren Sprechstunden kommen oft Paare, bei denen es nicht so richtig klappt mit der Partnerschaft.

Das neue Angebot von St. Marien findet Petra Thost gut. "Ein Seminar kann hilfreich sein, damit jemand nicht einfach in die Ehe rasselt, weil es sich halt so ergeben hat und nun einmal alles vorbereitet ist. In einem ehrlichen Gespräch kann man noch so manches klären und Gedanken anstoßen."

Sowohl Pfarrer Fiedler als auch Petra Thost stehen mit beiden Beinen voll im Leben und wissen, wie junge Leute denken und fühlen, dass sie meist bereits Erfahrungen gesammelt haben in Sachen Partnerschaft. "Doch da lernt man nie aus", sagt Thost. "Selbst alte Paare entdecken oft noch neue Aspekte." Und eine Ehe sei auch etwas anderes, als einfach nur zusammen zu leben, da ist sich Fiedler sicher.

Während des Seminars müsse keiner vor versammelter Mannschaft Seelenstriptease begehen. Die Teilnehmer sollten sich aber klar darüber werden, woher sie kommen und wohin sie gehen. Welche Prägungen hat man erfahren, wie sieht das beim Partner aus?

Die meisten Streitigkeiten in der Ehe drehen sich bekanntlich um Kleinigkeiten. "Ist man sich frühzeitig über die Hintergründe im Klaren, warum der eine dies, der andere das anders macht, hilft das sehr", meint Petra Thost und verspricht: Locker und abwechslungsreich werde das Seminar bestimmt sein. "Die Kirche verbindet Liebe und Ehe mit hohen Idealen. Wichtig ist, dass die Ehe lebendig bleibt - und vielleicht sogar neues Leben zur Folge hat", hofft Pfarrer Holger Fiedler. "Was gibt es denn Schöneres, als sich am Schöpfungsakt ganz persönlich zu beteiligen?"