Hof - Wie kommt man eigentlich auf den Gedanken, innerhalb weniger Wochen gleich in 20 Verkaufsfilialen einer einzigen Großbäckerei einzubrechen? Diese Frage richtet sich an drei junge Männer aus Marktredwitz, die seit dem gestrigen Dienstag vor der Jugendkammer des Landgerichts Hof stehen. Ihre Antwort ist verblüffend einfach: „Weil es beim ersten Mal so gut geklappt hat. Da haben wir uns gesagt: Da bleiben wir dabei.“ Es lohnte sich ja auch: Im September und Oktober des vorigen Jahres brachen sie in nicht weniger als 20 Filialen der Konnersreuther Großbäckerei Kutzer in Oberfranken und der Oberpfalz ein. Dort nahmen sie mehrfach den Tresor mit den Tageseinnahmen mit und erbeuteten zusammen rund 15 000 Euro. Außerdem hinterließen sie Sachschaden in Höhe von 22 000 Euro.

Ein Anwohner, der in Weiden Augenzeuge eines Einbruchs geworden war, schilderte dem Gericht, wie schnell die Täter arbeiteten. Ihn hatte der Hund geweckt, als einer der Täter mit einem Vorschlaghammer den ersten Schlag gegen die Verriegelung der Eingangstür setzte. Gerade einmal fünf bis zehn Minuten habe es gedauert, bis der Täter wieder aus dem Laden gekommen sei und einen „rechteckigen Gegenstand“ in sein Auto geworfen habe. Als Nächstes habe er sich noch den Hammer aus dem Laden geholt, und dann brauste das Auto schon rechtzeitig vor dem Eintreffen der Polizeistreife wieder davon.

Bei dem rechteckigen Gegenstand hatte es sich um den Safe gehandelt, in dem die Verkäuferinnen der Bäckerei abends ihre Tageseinnahmen einschlossen. Allzu schwer sei es nicht gewesen, die Geldwürfel zu öffnen, sagte der 25-jährige mutmaßliche Haupttäter, der wie seine 22 und 21 Jahre alten Komplizen ein umfassendes Geständnis ablegte. „Ein, zwei Schläge mit dem Hammer haben völlig ausgereicht“, berichtete er. Genauso leicht sei es gewesen, die Geldwürfel aus ihren Befestigungen an der Wand oder auf dem Fußboden herauszuschlagen. Bei einigen Einbrüchen reichte die Zeit, den Safe gleich vor Ort zu öffnen.

Es habe einige Zeit gebraucht, bis er erkannt habe, dass man es mit Serientätern zu tun habe, berichtete der Inhaber der Großbäckerei. Danach habe man die Tageseinnahmen nicht mehr über Nacht in Filialen gelassen. Mehrfach stießen die Einbrecher auf einen leeren Safe. Allerdings seien etliche Verkäuferinnen, die morgens die Filialen aufsperren mussten, wochenlang mit unguten Gefühlen zur Arbeit gegangen.

Weitere 26 000 Euro sollen die drei Männer bei Einbrüchen in Autowerkstätten in Marktredwitz, Wunsiedel und Wiesau erbeutet haben. Auch dort hinterließen sie an Türen und Fenstern Schäden in fünfstelliger Höhe. Der 25-jährige Haupttäter gab an, dass er einen besonderen Grund gehabt habe, sich Geld zu besorgen. Kurz vor der Einbruchsserie sei er von zwei Unbekannten zusammengeschlagen worden, die von dem Arbeitslosen 50 000 Euro verlangten. 10 000 Euro habe er nach ihren Anweisungen in drei Raten in einem Mülleimer des Weidener Stadtparks deponiert.

Die Eröffnung der Hauptverhandlung hatte sich am Dienstagmorgen um anderthalb Stunden verzögert, da einer der Schöffen beim ersten Blick in die Anklageschrift feststellte, dass einer der geschädigten Werkstattbesitzer sein Sohn ist. Deswegen musste er aus dem Verfahren ausscheiden und eilends ein Ersatzschöffe geholt werden. Danach begann die Verhandlung noch einmal von Neuem. Sie wird am Donnerstag um 9 Uhr fortgesetzt.
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