Hof/Selb - Der Kampf geht weiter - Seite an Seite

Lisbeth Kaupenjohann

So eine Saisonpremiere hatte das Theater Hof noch nicht: Erst Corona, dann der Blitz-Umzug nach Selb zur Uraufführung von "The Cold Heart". Intendant Reinhardt Friese und OB Eva Döhla geben nicht klein bei.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Hof/Selb - Im Foyer des Theaters Hof kommen sie am späten Abend alle zusammen: die Schauspieler und Tänzer sowie die Premierenbesucher - viele sind es diesmal nicht. Intendant Reinhardt Friese schart seine Mitarbeiter um sich und beglückwünscht sie zu ihrer starken Leistung in "The Cold Heart", das an diesem Abend ausnahmsweise im Rosenthal-Theater Selb Premiere hatte. Die neu errichtete Schaustelle in Hof war nicht frei gegeben worden - wie berichtet.

Als ob Corona nicht gereicht hätte. Unter widrigen Umständen haben sich die Mitarbeiter des Theaters Hof auf die neue Spielzeit vorbereitet - zuletzt in der noch nicht fertig gestellten Schaustelle unter Coronaschutzauflagen. "Der interne Zusammenhalt ist groß", lobt Friese. Dass man den Umzug der Produktion nach Selb innerhalb von zwei Tagen hingekriegt habe, auch darauf dürfe man stolz sein. Er dankt dem Sachbereichsleiter Kultur im Selber Rathaus, Hans-Peter Goritzka, für die schnelle Hilfe. Es geht eben nichts über gute Beziehungen!

Dem Publikum dankt Friese dafür, dass es dem Theater die Treue gehalten hat. Es seien kaum Karten zurückgegeben worden. Das Weihnachtsmärchen "Der kleine Muck" sei in wenigen Stunden ausverkauft gewesen. Fest stehe derzeit immerhin, dass "Die Hexen" im Foyer des Theaters Hof über die Bühne gehen werden. Oberbürgermeisterin Eva Döhla gebe dem Theater in diesen schweren Zeiten starken Rückhalt. "Wie es weitergeht, ist noch ungeklärt." Einfach werde es nicht. Man könne nicht mit den Produktionen nach Belieben umziehen. "Die Schaustelle ist für uns als Interimsstätte dringend notwendig."

Eva Döhla hatte sich bereits im Rosenthal-Theater in Selb ans Publikum gewandt und bedauert, keine drei Wünsche frei zu haben wie die Hauptfigur in "The Cold Heart". Sie setze auf harte Arbeit, wenn es darum gehe, Erfolge zu erzielen. Hart gearbeitet hätten auch die Mitarbeiter des Theaters Hof, um einen "Wahnsinnsspielplan" auf die Beine zu stellen. Dank gelte allen Förderern. Auch jetzt zur Premierenfeier gibt sich Döhla kampfbereit. Die Stadt werde alles tun, den "Partner", die Baufirma, dazu zu bringen, die Schaustelle so bald wie möglich bespielbar zu machen. "Die Akteure haben eine professionelle Spielstätte verdient." Mit der Inszenierung von "The Cold Heart" habe das Ensemble Maßstäbe gesetzt. "Es gilt, das hohe Niveau auch in schwierigen Zeiten zu halten."

Bei Sekt und Häppchen setzen die Premierenbesucher ihre im Bus begonnene Unterhaltung fort. Die meisten sind einfach froh, wieder einmal Theater erlebt zu haben. Kunst sei durchaus systemrelevant. Diese Premiere habe man weniger konsumiert, sich vielmehr privilegiert gefühlt. Dabei sollte man die vielen Freischaffenden nicht vergessen, die unter Corona leiden.

Kulturamtsleiter Peter Nürmberger gibt gern zu, in den letzten Wochen auf Grund der Aufregungen vier Kilogramm abgenommen zu haben. Christine Wild, zuständig fürs Marketing am Theater Hof, informiert über Hintergründe. Die Verlegung nach Selb habe nur deshalb stattfinden können, weil Selb mit diesem Stück auf der Liste der Abstecherorte stehe. Man kenne die Gegebenheiten und habe die Abstecher-Drehbühne nutzen können. Das Rosenthal-Theater sei zufällig gerade frei gewesen. Es sei ein Riesenaufwand, in zwei Tagen umzuziehen und alles umzustellen, inklusive Corona-System. Man habe alle Karteninhaber angerufen, den Karten neue Nummern zugeteilt und die Busse organisiert, welche die Besucher nach Selb brachten. "Alle waren im Einsatz."

Die Künstler sind glücklich, wieder auf der Bühne agieren zu können. "Sonst bin ich vor einer Premiere sehr aufgeregt", meint Jan Rogler, der den Peter Munk spielt. "Dafür war diesmal gar keine Zeit." Die Kollegen hätten ihm, der hier Gast ist, sehr geholfen, trotz der Schocksituation ruhig zu bleiben.

Man habe in den letzten Wochen und Monaten gelernt, mit den Corona-Auflagen umzugehen, sagt Dominique Bals, der den Holländer-Michel spielt. Leicht sei es nicht gewesen, die Abstände einzuhalten, ohne dass sich das negativ aufs Spiel auswirkt. Gefühle drückten sich daher in diesem Stück vor allem auch in Bildern aus.

"Die ganze Ballettcompagnie ist froh, wieder richtig trainieren zu können - auch wenn das mit Maske sehr anstrengend ist", merkt die Choreographin Barbara Buser an. Man investiere viel Herzblut, und dabei stehe immer alles auf Messers Schneide.

Dass die Kurzarbeit und das traurige Hometraining vorbei sind, macht auch den Tänzer Norbert Lukaszewski glücklich. Die besonderen Herausforderungen nimmt er dafür gern in Kauf.

Lesen Sie dazu auch die >>" target="_blank">Kritik zum Stück

Bilder