Hof Typisierung für Leonard ist bezahlt

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Ein Bürgersaal voll freiwilliger Helfer: 156 680 Euro hat die DKMS für die Typisierung der fast 4000 Blutproben ausgeben müssen, die sie am 22. März 2015 in Helmbrechts "gesammelt" hat. Doch dank der großen Spendenbereitschaft sind die Kosten jetzt gedeckt. Foto: cs

Das Schicksal des kleinen Leonard hat im vergangenen Jahr die Menschen bewegt und große Spendenbereitschaft ausgelöst. Die Kosten für die Typisierung sind bereits gedeckt.

 
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Helmbrechts - Erst der große Schock, dann die große Freude: Als Leonards Eltern im Februar 2015 an die Presse gehen und verkünden, dass ihr kleiner Sohn an Krebs leidet und dringend einen Stammzellenspender braucht, ahnt niemand, wie das Schicksal des Jungen aus Helmbrechts die Menschen in der Region mobilisieren wird. Der Typisierungstermin am 22. März 2015 übertrifft alle Erwartungen: Fast 4000 Menschen strömen in den Bürgersaal, um sich für den Jungen registrieren zu lassen. Der genetische Zwilling ist zwar nicht unter ihnen, er findet sich jedoch kurz darauf im fernen Amerika und ermöglicht Leonard ein Leben ohne Krebs.

Sechs der 3918 Menschen, die sich in Helmbrechts Blut abnehmen ließen, sind mittlerweile zu Lebensrettern geworden. Sie haben für Krebspatienten in Frankreich und Österreich Stammzellen gespendet.

Yvonne Renz, die Vertreterin der deutschen Knochenmarkspenderdatei DKMS, spricht von einer rundum gelungenen Aktion. Denn auch die Spendensumme hat ein ungewöhnlich hohes Maß erreicht: 157 797 Euro. Das sind sogar 1117 Euro mehr, als die DKMS für die Typisierung ausgeben musste. "Durch die vielen Blutentnahmen in Helmbrechts war die Summe natürlich auch immens hoch. Umso schöner, dass wir die Kosten wieder reinholen konnten. Das ist leider nicht immer der Fall", sagt Yvonne Renz. Die größte Geldspende kam von der Initiative "Hilfe für Nachbarn", einer Gemeinschaftsaktion der Sparkassen in Hochfranken und der Frankenpost. Hier kamen 15 000 Euro zusammen.

Ansonsten gab es viele Firmen, die Beträge in vierstelliger Höhe gespendet haben. Bei den Privatpersonen gab es als höchste Einzelspende 1000 Euro. Ursprünglich ging die DKMS davon aus, dass die Kosten für die Aktion bei 195 850 Euro liegen. Das Untersuchen und Registrieren der Blutproben ist jedoch im Laufe des Jahres günstiger geworden. Anstatt 50 Euro, kostet es pro Probe nun 40 Euro, sodass die Gesamtausgaben niedriger waren. "Die Aktion ist also schon überfinanziert", freut sich Renz.

Da das Geld für Typisierungen gebraucht wird, bei denen nicht so viele Spenden eingingen, hat die DKMS das Konto noch nicht geschlossen. "Solange Gelder eingehen, bleibt es geöffnet." Erst am 4. Januar ging wieder ein Betrag ein.

"In Helmbrechts war es von vorne bis hinten eine rundum gelungene Sache", freut sich Renz, "und das Beste ist natürlich, dass es Leonard gut geht." Das sehen auch Sven Sibber und sein Helferteam so. Der Nachbar von Leonards Familie, der mit anderen Nachbarn die Aktion ins Rollen brachte, ist stolz auf die große Hilfsbereitschaft. "Wir hätten nicht geglaubt, dass es so wunderbar läuft", sagt er und freut sich, dass von den Spenden nun auch andere Aktionen profitieren können.

In Helmbrechts war es von vorne bis hinten eine gelungene Sache.

Yvonne Renz von der DKMS

"Bin ich echt gesund, Mama?"

Die Frage hat Anfang Oktober Tausende zu Tränen gerührt: "Bin ich echt gesund, Mama?" Im Frankenpos t-Interview berichtete die Familie damals von ihren Gefühlen, als feststand, dass Leonard den Blutkrebs besiegt hat. Doch diesem glücklichen Moment ging eine

lange Zeit des Hoffens und Bangens voraus.

Im Mai 2012 erkrankt Leonard erstmals an Blutkrebs. Nach mehr als zwei Jahren Behandlung gilt der Krebs zunächst als besiegt. Doch er kommt wieder.

Im Dezember 2014 kehrt die Krankheit zurück. Die Ärzte sagen, jetzt hilft nur noch eine Stammzellen-Transplantation.

Im Februar 2015 gehen die Eltern - unterstützt durch zahlreiche Freunde und Familien - an die Öffentlichkeit. Die ganze Region solidarisiert sich über die folgenden Wochen mit Leonard.

Sonntag, 22. März: 3918 Menschen kommen zur Stammzellenspende nach Helmbrechts.

April: Ein Spender für Leonard wird in den USA gefunden. Aus der Helmbrechtser Aktion finden sich sechs Spender für andere Erkrankte.

Mai: Leonard erhält gesunde Stammzellen.

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