Hof und die Special Olympics Sport - eine Chance für mehr Inklusion

Lisbeth Kaupenjohann
Nächstes Jahr finden die Special Olympics in Berlin statt – und Hof ist als Gastgeberstadt für Athleten aus aller Welt mit dabei. Foto:  

2023 ist Hof „Host Town“ für die Special-Olympics-Weltspiele. Während die Athleten darauf hoffen, bald wieder trainieren zu können, starten die Macher mit der Organisation.

 
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Hof - Auch wenn es noch lange hin ist und niemand weiß, wie die Lage im Juni nächsten Jahres in Sachen Corona sein wird: Hof bereitet sich vor auf die Special-Olympics-Weltspiele, die vom 17. bis 15. Juni 2023 in Berlin stattfinden. Tausende Athletinnen und Athleten mit geistiger Beeinträchtigung werden in der deutschen Hauptstadt in 26 Sportarten an den Start gehen – einige auch aus den Reihen der Lebenshilfe Hof Stadt und Landkreis. Schon heute schlagen die Herzen der Athleten höher, die sich eine Chance erhoffen, an dieser weltweit größten inklusiven Sportveranstaltung an den Start zu gehen. Einige hatten bereits einmal die Ehre und kehrten von den Weltspielen in Idaho/USA (2009), Athen/Griechenland (2011) und Seoul/Südkorea (2013) mit Medaillen zurück.

Hof wird, wie berichtet, neben 215 weiteren Städten „Host Town“, also Gastgeberstadt für eine Gruppe Athleten aus aller Welt sein. Vom 12. bis 15. Juni 2023 werden sich die Sportler in Hof auf ihren Start bei den Weltspielen vorbereiten. Außer an den Trainingseinheiten nehmen sie auch an einem Rahmenprogramm teil, in dessen Verlauf sie ihre Gastgeber näher kennenlernen können. Neben der Stadt Hof und der Lebenshilfe beteiligen sich Schulen, Vereine und andere Einrichtungen.

„Der Stadtrat hat der Bewerbung um die Teilnahme am Host-Town-Programm zugestimmt, da Inklusion in allen Bereichen ein großes Thema ist“, sagt Klaus Wulf, Leiter des Unternehmensbereichs „Schulen, Jugend, Soziales, Sport“ bei der Stadt Hof. Hof sei sportlich breit aufgestellt und habe gute Erfahrungen gemacht mit der Austragung der bayerischen Landessommerspiele von Special Olympics 2017. Veranstaltungen wie diese seien eine große Chance, dass sich Menschen öffnen für das Kennenlernen von Menschen mit Behinderung. „Die Einrichtungen der Lebenshilfe sind immer offen – aber es geht darum, dass sich auch ganz normale Vereine und vor allem deren Jugendgruppen öffnen.“ Der finanzielle Aufwand dafür sei zu schultern, meint Wulf. Man rechne mit 12 000 Euro Kosten – 8000 für Unterkunft und Verpflegung, 4000 für das Rahmenprogramm.

„Wir sind seit den 1990er-Jahren mit Special Olympics verbunden“, erklärt Siegfried Wonsack, Geschäftsführer der Lebenshilfe Stadt und Landkreis Hof. Angefangen habe alles mit Familiensport, Fußballturnieren und Skifreizeiten, was schließlich zur Teilnahme an den ersten Winter- und Sommerspielen führte. „Das Ganze hat sich toll entwickelt“, staunt Wonsack im Rückblick. Wer hätte sich anfangs träumen lassen, dass es einmal Weltspiele für geistig behinderte Sportler geben könnte. Und dass auch Athleten aus Hof und Umgebung siegreich daran teilnehmen würden. Die Landessommerspiele 2017 in Hof seien sportlich und emotional ein Höhepunkt gewesen und noch vielen Teilnehmern in bester Erinnerung, die zuvor kaum Kontakt hatten zu Menschen mit Behinderung. Daher sei die Lebenshilfe gern bereit gewesen, sich gemeinsam mit der Stadt Hof um die Teilnahme am Host-Town-Programm zu bewerben.

Nun werden sich Antje Frohmader vom Fachbereich „Schulen, Jugend, Soziales, Sport“ sowie die Sozialpädagogin Elisabeth Blechschmidt von der Lebenshilfe gezielt an Schulen, Vereine und andere Einrichtungen wenden, um für die Veranstaltung zu werben und Akteure zu gewinnen. Gedacht ist an Hilfe bei der Vorbereitung sowie gemeinsames Training mit den Gästen und deren Begleitung in der Freizeit. Zugesagt haben bereits das Reinhart-Gymnasium und der Tischtennis-Club 1990 Hof. „Andere werden folgen“, ist sich Frohmader sicher. Geplant sind unter anderem ein Empfang im Rathaus, eine Stadtführung, ein Besuch der Hochfränkischen Werkstätten und ein Sommernachtsball der Offenen Hilfen. Möglicherweise wird auch der olympische Fackellauf der Athleten über Hof führen. Eine Kooperation besteht bereits mit den Hofer Gymnasien, die P-Seminare anbieten, welche einen Schwerpunkt auf inklusive Begegnungen setzen – sei es im sportlichen, kreativen oder sozialen Bereich. „Anfang Mai erfahren wir, wer unsere Gäste sein werden – dann können wir weiter planen“, berichtet Frohmader. Schließlich müsse man beim Organisieren der Unterkünfte und Trainingsmöglichkeiten auf spezielle Handicaps Rücksicht nehmen und Barrierefreiheit schaffen. Auch Firmen in der Region könnten die Aktion unterstützen, sei es durch Sponsoring oder andere Kooperationen. Eine ganze Reihe von Mitarbeitern der Hochfränkischen Werkstätten arbeiten an ausgelagerten Arbeitsplätzen in hiesigen Betrieben.

Doch vor den Weltspielen kommen die nationalen Spiele der Special Olympics, die in diesem Jahr vom 19. bis 24. Juni ebenfalls in Berlin stattfinden – wenn Corona dem Ganzen keinen Strich durch die Rechnung macht. Und dann wären da noch die Landesspiele, die heuer vom 19. bis 23. Juli in Regensburg stattfinden sollen. Es werden andere Spiele sein als die früherer Jahre. Corona schränkt die Athleten noch immer stark in ihren Trainingsmöglichkeiten ein. „In Hof ist derzeit noch kein gruppenübergreifendes Training möglich“, bedauert Blechschmidt.

Doch Einzelne und kleinere Gruppen nutzten jede Möglichkeit, sich auf die Spiele vorzubereiten. Als Trainer fungierten wieder Monika Büscher in Zusammenarbeit mit dem Schwimmverein Hof, Damiano Gruosso, der seit Jahren die Fußballer unter seine Fittiche nimmt, und Horst Schlisio, der im Faltbootclub Hof seit vielen Jahren auch behinderte Kinder trainiert. Als Koordinator von Special Olympics Bayern hat er die nationalen Sommerspiele 2017 nach Hof gebracht. Für sein Engagement in Sachen Inklusion wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Auch Horst Lang, stellvertretender Sprecher des Familienbeirats von Special Olympics Bayern, ist wieder mit von der Partie.

„Alle sind höchst motiviert, jeder tut, was möglich ist – und alle freuen sich riesig, wenn es wieder richtig losgeht“, sagt Elisabeth Blechschmidt. So sieht das auch Max Kühnreich aus Oberkotzau, einer von zehn Athletensprechern von SOBY. Der junge Mann arbeitet derzeit in der Gärtnerei der Lebenshilfe in Martinsreuth. Seit vielen Jahren schon nimmt er an den Special Olympics in verschiedenen Disziplinen teil. Heuer wird er als Fußballer an den nationalen Spielen in Berlin mitwirken. Die Landesspiele in Regenburg darf er als Reporter für SOBY begleiten. „Ich freue mich riesig darüber, dass Hof Host Town wird – aber auch, dass ich als Sportler wieder mit am Start sein kann“, sagt er. Letztes Jahr sei wegen Corona nichts gelaufen, und auch jetzt sei leider noch kein Mannschaftstraining möglich. „Ich halte mich fit, mache Übungen und Workouts zu Hause und halte das auf dem Handy fest“, berichtet Kühnreich. Trainer Gruosso kontrolliere die Zeiten mittels Sport-Challenge. Aber es gehe doch nichts über richtiges Mannschaftstraining, meint Max Kühnreich . „Es wird Zeit, dass es endlich wieder richtig losgeht.“

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