Am Generationentag habe ich Herta kennengelernt. Herta geht schätzungsweise auf die 80 zu und heißt vermutlich nicht Herta. Ihren richtigen Namen kenne ich nicht. Ihn in die Zeitung zu schreiben, wäre auch denkbar ungünstig, denn Hertas Bekannte sollen wohl nicht erfahren, was sie auf dem Volksfest getrieben hat. Zusammen mit ihren Kindern und Enkeln war sie dort zu Besuch. Ich habe die Familie beim Aufnehmen der Bestellung kennengelernt: Für die Mutter ein Radler, der Vater nimmt ein Weizen, die drei Kinder bekommen Apfelschorle und weiße Limo. Und Oma Herta? "A Apfelschorle" bestellt auch sie bei mir. Mit den Getränkewünschen im Block gehe ich zurück zum Ausschank - der befindet sich außer Sichtweite des Tisches. Während ich dort warte, dass mir die Zapfer das Bier rüberschieben, tippt es mir auf die Schulter: Es ist Herta. Und sie hat eine Bitte: "Kennt’n Sie mir in die Apfelsaftflaschn a weng a Bier neifülln?", fragt sie. "A Bier?", frage ich und muss lachen. "Ja, aber halt nit su auffällig. Halt su, dass basst", erklärt Herta. Ich habe verstanden. Gerne würde ich ihr den Wunsch nach einem Bier erfüllen. Mache ich später auch, hole mir aber vorher noch die Erlaubnis ihrer Familie. Als Bedienung ist man manchmal eben auch Vermittler. In diesem Fall war der Kompromiss ein Radler.