Hof Wer aufs Eis geht, riskiert sein Leben

Manfred Köhler
Mit welcher Urgewalt das Eis auf dem Untreusee hin und her wandert, sieht man daran, wie sich am Ufer die Schollen aufschieben. Seewärter Wolfgang Ott warnt vor Leichtsinn, der ein schlimmes Ende haben könnte. Foto: Köhler Quelle: Unbekannt

Der scheinbar bombenfest zugefrorene Untreusee lockt Spaziergänger fast schon magisch auf sein Eis. Aber es gibt sehr gute Gründe, das tunlichst zu unterlassen.

 
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Hof - Es wummert, brummt, knistert und knackt. Wer genau hinhört, dem fallen am Untreusee derzeit unheimliche Geräusche auf. "Die Eisfläche arbeitet ständig. Spannungen bauen sich auf und entladen sich. Und das ist oft ziemlich laut zu hören", sagt Seewärter Wolfgang Ott. Er mahnt dringend, diese Töne als abschreckendes Signal zu deuten, denn: "Wer aufs Eis läuft, geht ein großes Risiko ein."

Gut zu wissen

Die Seewärter sind jetzt im Winter täglich zwischen 6 und 12 Uhr am Untreusee anzutreffen und stehen für Fragen der Besucher zur Verfügung. Wer sie nicht bei ihren Kontrollrunden um den See antrifft, findet sie an ihrem Stützpunkt über den Bootsstegen, von wo aus sie ihr Einsatzgebiet überschauen.

Eigentlich kann einem diese Botschaft gar nicht entgehen, wenn man um den Untreusee spaziert. Alle paar Meter warnen Schilder: "Achtung Lebensgefahr! Eisfläche wegen veränderlichen Wasserspiegels nicht betreten." Dennoch müssen Wolfgang Ott und seine Kollegen Michael Freiberger und Marcus Fischer ständig Besucher vom Eis holen. Und nicht nur das: "Manche Leute ziehen einen Schlitten mit Kindern drauf oder schieben sogar den Kinderwagen über den See."

Dass die Winterausflügler sich auf dem Eis sicher fühlen, liegt an der extremen Kälte. "Aber das täuscht", sagt Wolfgang Ott. "Das Eis ist trotzdem höchstens ein paar Zentimeter dick, und das außerdem nicht überall gleichmäßig." Die größte Gefahr gehe aber nicht allein von zu dünnem Eis aus, sondern von dem, was darunter ist.

"Der Untreusee ist kein statisches Gewässer", erläutert der Seewärter. "Es läuft ständig Wasser zu und ab. Dadurch können Hohlräume zwischen Eis und Wasser entstehen." Zudem treiben Strömungen und Wind das Eis ans Ufer, wodurch es unter Druck gesetzt wird. All das mache das Betreten der Eisfläche völlig unberechenbar.

Die meisten Eisläufer, die Wolfgang Ott ans Ufer holt, sehen die Gefahr ein, wenn er sie ihnen erklärt. Und wer partout nicht vom Eis will, dem macht der Seewärter auch schon mal klar, dass er als verlängerter Arm der Stadt Hof das Hausrecht am Untreusee besitzt, sprich: Er kann Platzverweise erteilen. Und er kann sich dazu Unterstützung holen: "Wenn ich mit der Polizei drohe, hat das bisher noch jeden überzeugt."

Zu den Pflichten der Seewärter gehört es im Winter unter anderem, die Wege zu räumen und zu streuen. Wie an jedem einzelnen Tag des Jahres messen sie außerdem den Wasserstand und kontrollieren die Dammsicherheit. Reinigungsarbeiten rings um den kompletten Untreusee sind ganzjährig zu erledigen, wenn auch im Winter deutlich weniger anfällt.

Ob sich die Seewärter voll und ganz diesen Pflichten widmen oder zwischendurch immer wieder Leute vom Eis scheuchen müssen, hängt ganz und gar vom Wetter ab: "Wenn es so kalt ist wie jetzt, kommen die Leute nur bei Sonnenschein", weiß Wolfgang Ott. Dann aber, wenn plötzlich die Wolken aufreißen, kann es von einem Moment zum anderen so richtig rundgehen: "Das ist manchmal, als ob irgendwo ein Tor aufgeht", erzählt der Seewärter. Und schickt in diesem Zusammenhang gleich noch eine Warnung hinterher: Die Sonneneinstrahlung könne die Tragkraft des Eises zusätzlich schwächen. Wer die Warnschilder ignoriere, spiele mit seinem Leben.

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