Hofer Land Wie verlegt man ein Gewässer?

Manfred Köhler
Die Entschlammung des Frankenwaldsees Lichtenberg vor drei Jahren wurde erst in diesen Tagen mit dem Abtransport des getrockneten Schlamms endgültig abgeschlossen. Foto: Manfred Köhler

Beim „Gewässernachbarschaftstag“ des Wasserwirtschaftsamtes Hof geht es um spannende Themen wie die Umleitung eines Baches und die Entschlammung von Teichen. Aus zwei Gründen wird die Veranstaltung künftig in anderer Form ablaufen.

 
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Die Verlegung des Issigbaches auf dem Gelände der Firma Künzel-Holz Issigau und die Entschlammung von Teichen am Beispiel des Frankenwaldsees Lichtenberg waren zwei Schwerpunktthemen beim „Gewässernachbarschaftstag“ des Wasserwirtschaftsamtes Hof in Berg. Der bisher alle zwei Jahre stattfindende Tag dient dem fachlichen Austausch zwischen den Kommunen im Hofer Land untereinander und zwischen Kommunen und Wasserwirtschaftsamt. Außerdem besprechen die Fachleute bei diesen Gelegenheiten aktuelle Probleme.

Teichbau und Tierwohl Für den Teichbau gibt es neue Richtlinien – darüber informierte Simon Abt von der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken in Aufseß. Bei der Novellierung gehe es vor allem um die Standsicherheit der Dämme und die Entschlammung und Entlandung von Teichen. So müsse sich die Geschwindigkeit, in der das Wasser abgelassen wird, am Tierwohl orientieren, das heißt: „Es muss möglichst schnell und reibungslos abgefischt werden.“ Außerdem müsse darauf geachtet werden, dass der Schlammaustrag beim Ablassen so gering wie nur möglich ausfällt. Die Entnahme von Teichschlamm wie auch die Entfernung der Ufervegetation seien nicht genehmigungspflichtig, allerdings sollte ein Teil des Uferbewuchses erhalten bleiben.

Frankenwaldsee Welche Herausforderung die Entschlammung eines Badesees darstellen kann, davon berichtete Flussmeister Hagen Rothemund am Beispiel des Frankenwaldsees Lichtenberg. Bei Planung und Durchführung haben die Stadt Lichtenberg, das Wasserwirtschaftsamt, die DLRG und Vertreter der örtlichen Fischerei an einem Strang gezogen. Innerhalb einer Woche wurde der See abgelassen. Um nachfolgende Gewässer vor einer Schlammüberflutung zu bewahren, wurden eigens eine Sedimentsperre mit Schlammfänger errichtet und eine Notpumpe eingebaut. Stichproben zeigten, dass der Schlamm unbelastet ist und im unmittelbaren Einzugsgebiet zwischengelagert werden konnte. Ein Teil davon wurde wieder in den See eingebaut, der andere – nach gründlicher Trocknung – kürzlich nach Münchberg transportiert und dort im Naherholungsgebiet Hintere Höhe als Dammverstärkung verbaut. Hagen Rothemund appellierte an die Zuhörer, Teiche regelmäßig zu entschlammen.

Infektionsgefahren Über zwei Themen informierte der Nachbarschaftsberater des Wasserwirtschaftsamts, Michael Stocker. Zum einen über Infektionsgefahren und sonstige Risiken beim Arbeiten in der freien Natur. Dabei ging er vor allem auf die Zecke, den Fuchsbandwurm und Krankheiten wie Tollwut ein.

Die „Schwammstadt“ Stockers zweiter Vortrag widmete sich dem Thema „Schwammstadt“, also Maßnahmen in Städten, um Regenwasser aufzufangen und zwischenzuspeichern, statt es in die Kanalisation abzuleiten. So könne Überschwemmungen vorgebeugt und die Wasserqualität verbessert werden, Trockenperioden ließen sich überbrücken und das Stadtklima verbessern. Am Beispiel von Kopenhagen ging er auf Maßnahmen ein wie tiefer gelegte Parks, Sportplätze als offene Rückhaltebecken oder Parkplätze mit wasserdurchlässiger Befestigung.

Gewässerverlegung Der praktische Teil des Ganztagesprogramms führte auf das Gelände der Firma Künzel-Holz Issigau. Hier erläuterte Hagen Rothemund am Beispiel des Issigbaches, wie eine Gewässerverlegung funktioniert. Eine besondere Herausforderung sei es in diesem Fall gewesen, einen Hang abzugraben, um Platz für den neuen Bachverlauf zu schaffen. Bei der Maßnahme habe man eng mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Hof zusammengearbeitet und zum Beispiel gemeinsam festgelegt, mit welchen Gehölzen man den neuen Uferbereich zunächst bepflanze, damit der Bach nicht in der ersten Zeit durch völlig kahles Gelände fließe. Was den Fischbesatz betrifft, verlasse man sich auf die Natur. Die Neuverlegung des Baches sei ein Kompromiss zwischen den Anforderungen des Betriebs und der Ökologie des Gewässers sowie eine Maßnahme für den Hochwasserschutz.

Hagen Rothemund geht

Der „Gewässernachbarschaftstag“ findet künftig einmal pro Jahr statt, nicht mehr wie bisher alle zwei Jahre. Darauf wies Nachbarschaftsberater Michael Stocker vom Wasserwirtschaftsamt Hof hin: „Der Gewässernachbarschaftstag ist künftig eine Pflichtaufgabe und muss jährlich stattfinden“, teilte er mit. Da Flussmeister Hagen Rothemund, der bisher immer den praktischen Teil des Tages übernommen hat, im nächsten Frühjahr in den Ruhestand gehe, müsse grundsätzlich über eine Neuorganisation nachgedacht werden. Auf das Ausscheiden von Hagen Rothemund ging auch Christian Weiß, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, ein. Der Flussmeister sei in seinem Amt sehr stark präsent gewesen. Vermutlich würden seine Aufgaben künftig auf mehrere Schultern verteilt.

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