Hof - Eine gemütliche alte Dame und ein kultivierter Herr betreten den Sitzungssaal des Hofer Landgerichts und richten sich ihren Arbeitsplatz in der Sonne ein. Das beschauliche Bild trügt jedoch. Marianne W. (66) ist keine gemütliche Oma, sondern auf dem Weg dazu, eine der bekannteren Volksverhetzerinnen Deutschlands zu werden. Ihr Anwalt Wolfram Nahrath aus Berlin hilft ihr dabei nach Kräften. Er vertrat Marianne W. schon in der ersten Instanz vor dem Amtsgericht Hof, wo sie im Januar dieses Jahres eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung wegen Volksverhetzung und Beleidigung bekommen hatte. So hatte sie im Juni 2018 bei einer Kundgebung in der Nürnberger Innenstadt das Podium erklommen und ausführlich geschildert, dass es im Dritten Reich gar keine Vergasung von Juden gegeben hatte. In einem Brief an die Hofer Staatsanwaltschaft, der im Internet zirkuliert, pries sie das Programm des Nationalsozialismus und dessen Verfolgung durch „mosaische Gemischtrassige“. Gegen das Urteil haben sowohl Marianne W. als auch die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt.