Hospizbegleitung Sinnvoller Dienst für Sterbende

Christl Schemm
Menschen bei schwerer Krankheit, im hohen Alter und beim Sterben zu begleiten, ist eine erfüllende Aufgabe. Der Hospizverein Fichtelgebirge bietet von Januar an wieder einen Kurs, der in die Hospiz- und Palliativ-Arbeit einführt.                                                       Foto: dpa/Norbert Försterling

Ehrenamtliche des Hospizvereins Fichtelgebirge empfinden ihr Engagement als erfüllend und bereichernd für ihr eigenes Leben. Im Januar beginnt einer neuer Kurs, der auf die Begleitung von alten, kranken und sterbenden Menschen vorbereitet.

 
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Harald Kraus hat in der Pflege gearbeitet. Einer schweren Erkrankung wegen ist ihm das nicht mehr möglich. „Ich wollte aber trotzdem noch etwas Sinnvolles tun“, sagt der 55-Jährige. „Die Menschen in ihren letzten Wochen und Stunden zu begleiten, war mir auch bei meiner Arbeit immer sehr wichtig.“ Seit 2021 ist der Bad Alexandersbader im Hospizverein Fichtelgebirge aktiv. Nachdem er einen Einführungskurs absolvierte hatte, übernahm er die Begleitung von alten, kranken und sterbenden Menschen. Von Januar an bietet die Hospizinitiative in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung Wunsiedel wieder einen Kurs für Interessierte, die sich, so wie Harald Kraus, in der Hospizarbeit engagieren möchten.

Intensiver emotionaler Kontakt

„Man gibt viel, aber man bekommt auch viel zurück“, sagt Kraus im Gespräch mit unserer Zeitung. Reden, beten, gemeinsam lachen: Der emotionale Kontakt mit den Menschen, die begleitet werden, ist intensiv. Aber selbst dann, wenn sich ein Sterbender nicht mehr artikulieren kann, besteht eine enge Verbindung zwischen Begleiter oder Begleiterin und dem Menschen auf seinem letzten Weg. „Auch wenn man nur am Bett sitzt und die Hand hält oder gemeinsam Musik hört, merkt man, wie die Sterbenden ruhig werden“, berichtet Kraus von seinen Erfahrungen aus rund 15 Begleitungen. Mit einer alten Dame habe er zum Beispiel klassische Musik oder Schlager aus ihrer Jugend gehört. „Ich bin auch schon beschimpft worden, aber dann haben wir wieder miteinander gelacht, und die Frau ist friedlich eingeschlafen.“ Sehr freuen würde sich Harald Kraus, wenn sich auch Männer für den neuen Kurs anmelden würden.

Seit 2019 macht Susanne Reinel beim Hospizverein mit. Zehnmal hat sie seitdem Begleitungen und Besuchsdienste übernommen, auch bei Menschen in ihrer finalen Lebensphase. „Manchmal sitzen die Leute noch im Rollstuhl, wenn ich das erste Mal zu ihnen komme, zum Schluss liegen sie im Bett.“ Die 49-Jährige erinnert sich zum Beispiel an eine Frau, mit der sie am Ende nur noch nonverbal kommunizieren konnte. „Sie hatte zwar einen Sohn. Aber der konnte sie nicht besuchen, weil er selbst schwer krank war“, erzählt die Begleiterin, die in Lauterbach bei Selb wohnt.

Auch Spaß auf dem letzten Weg

Für manche Menschen mag das nicht vorstellbar sein, aber Susanne Reinel berichtet, dass sie durchaus auch Spaß habe mit den Menschen, mit denen sie die letzte Strecke des Wegs geht. „Ich mache viel mit Musik und Singen, und wir besuchen, solange es geht, auch mal eine Theatervorstellung oder ein Konzert. Dann schwelgen die Leute in ihren Erinnerungen.“

Große Dankbarkeit und Demut dem Leben gegenüber empfindet Susanne Reinel, wenn sie über die Hospizarbeit nachdenkt. „Nichts ist selbstverständlich, alles ist vergänglich“, sagt sie. „Deswegen ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen, auch für sich selbst und den eigenen Körper.“ Oft höre sie, so die Ehrenamtlerin, dass viele Menschen Angst davor hätten, sich mit Sterbenden zu beschäftigen. „Aber das muss man nicht. Das ist nichts Trauriges und nichts, das einen fix und fertig macht.“ Dass viele Menschen das Thema wegschieben, findet Susanne Reinel sehr schade. „Da verbauen sich die Leute etwas.“

Neuer Kurs ab Januar

Die Hospizbewegung legt großen Wert auf bestens ausgebildete und von ihr gut unterstützte ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie dem Flyer für den neuen Kurs zu entnehmen ist. Dieser beginnt am 17. Januar mit einem Einführungsabend im Mehrgenerationenhaus in Wunsiedel. An 14 weiteren Terminen, die bis zum Mai stattfinden, werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in rund 80 Stunden auf die Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen vorbereitet. Dazu gehört neben der Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit. Ein Praktikum steht ebenfalls auf dem Programm.

Der neue Kurs

– Anmeldung und weitere Informationen: Hospiz-Initiative Fichtelgebirge, Friedrich-Ebert-Straße 52, 95100 Selb; E-Mail: info@hospiz-fichtelgebirge.de; Telefonnummer: 0177/5910177.

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