Der Schlagersänger Tony Marshall starb im Alter von 85 Jahren, wie seine Familie nun mitteilte. Berühmt wurde er einst mit dem Lied „Schöne Maid“.
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Tony Marshall litt zumindest zu Beginn seiner Karriere an seinem Schlager-Image, liebte aber seine Fans und machte sich später sogar immer wieder ausdrücklich für das Schlager-Genre stark. Der Muntermacher der Nation zog bis ins hohe Alter durch die Stadthallen.
Der Entertainer aus Baden-Baden hatte eigentlich viel mehr drauf als die „Schöne Maid“ oder Gassenhauer wie „Heute hau’n wir auf die Pauke“ - er beherrschte neben Klavier und Geige noch vier andere Instrumente, sang in acht Sprachen und hatte ein Staatsexamen als Opernsänger.
Doch für seine Fans machte Tony Marshall über Jahrzehnte die Stimmungskanone und blieb so, wie sie ihn mochten: lange braungelockt, dann mit Hut und immer gut drauf. Für sie gewöhnte er sich sogar an die „Schöne Maid“.
Denn Liebe auf den ersten Blick war es nicht, was ihn mit dem Song verband. Als er das Lied als junger Mann im Aufnahmestudio singen sollte, trank er sich erst mal einen an. Der Text mit dem ganzen „Hojahojaho“ war ihm einfach nur peinlich.
Die Hoffnung, wegen Trunkenheit herausgeworfen zu werden, erfüllte sich nicht. Alle waren begeistert – und Tony Marshall ein Star. Dass er im Laufe von sechs Jahrzehnten Bühnenleben und weit über 10 000 Auftritten nicht nur in glanzvollen Sälen sang, sondern durchaus auch durch Vereinsheime von Schützen, Kaninchen- oder Taubenzüchtern tingelte, störte ihn nach eigenem Bekunden nicht. Hauptsache er hatte Kontakt zum Publikum.
Die letzten Jahre hatte sich der Risiko-Dialyse-Patient aus der Öffentlichkeit mehr oder weniger zurückgezogen. Für die Fans war Marshall zeitlebens ein Entertainer und vor allem auf Schlager gebucht. Dabei hatte der Baden-Badener ein Staatsexamen als Opernsänger, beherrschte neben Klavier und Geige vier weitere Instrumente und sang in acht Sprachen.
Die Gesundheit beschäftigte auch Marshall selbst mit den Jahren immer mehr. Er hatte einen Herzschrittmacher und lebte mit der Nervenkrankheit Polyneuropathie, die seinen Bewegungsdrang einschränkte. Anfang 2019, kurz vor seinem Geburtstag, musste er zeitweilig ins Krankenhaus. Er überstand später eine Corona-Infektion, wegen der er als Risikopatient in eine Klinik musste, und wurde im Mai 2022 notoperiert. Aus gesundheitlichen Gründen musste er auch Konzerte und Auftritte absagen.
In der Öffentlichkeit tauchte er immer seltener auf, auch wenn Medien sich rege für seinen Gesundheitszustand interessierten - was Marshall durchaus als belastend empfand. 2021 aber eröffnete er noch im badischen Gaggenau eine persönliche Galerie mit Fotos, Pokalen, Medaillen, Goldenen Schallplatten und anderen Erinnerungsstücken.
Privat war er Familienmensch: Der Vater dreier Kinder, Opa und Uropa war seit Jahrzehnten mit seiner Jugendliebe Gaby verheiratet. Seine Söhne Pascal und Marc begleiteten den Vater auf Tourneen. Mit seiner Tochter Stella engagierte Marshall sich in seiner Stiftung für Menschen mit Behinderung.
Seinen 85. Geburtstag feierte er Anfang Februar in aller Stille, ohne Rummel, ohne viel Tamtam. Öffentlich aufgetreten war er da aus gesundheitlichen Gründen schon länger nicht mehr. „Die ganze Familie ist um mich herum, von meiner Frau bis zu meinen Urenkeln“, sagte er noch vor etwa zwei Wochen. „Ich war erfolgreich in meinem Beruf als Sänger - und ich bin glücklich.“