Im Marktredwitzer Freibad Turmspringen endet mit Schädelbrüchen

Nach dem schweren Unfall am Samstag wagten am gestrigen Montag nur wenige Badegäste den Sprung vom Zehn-Meter-Turm im Marktredwitz. Foto:  

Nur wenige Tage nach dem Tod einer Rentnerin in Helmbrechts passiert in Marktredwitz der nächste schwere Freibad-Unfall: Hier springen zwei Männer fast gleichzeitig aus fünf und zehn Metern Höhe ins Becken. Im Wasser prallen ihre Köpfen zusammen.

 
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Marktredwitz - Ein schwerer Unfall mit zwei Verletzten hat die Gäste des Marktredwitzer Freibads erschüttert. Wie die Polizei erst am Montag mitteilte, sind ein 38 Jahre und ein 26 Jahre alter Pullenreuther am Samstag gegen 15.20 Uhr fast zeitgleich aus fünf und zehn Metern Höhe vom Turm ins Becken gesprungen. Im Wasser krachten die Männer mit den Köpfen aneinander. Den Ermittlern zufolge konnten die Verletzten aber noch aus eigener Kraft zum Beckenrand schwimmen. Die Bademeister übernahmen die Erstversorgung der Turmspringer. Anschließend brachte der Rettungsdienst die zwei Verletzten ins Klinikum Fichtelgebirge.

38-Jährigen trifft es besonders

Nach ersten Untersuchungen kam der 38-Jährige aufgrund seiner schweren Brüche ins Klinikum Bayreuth. Der Mann erlitt diverse Schädelfrakturen – im Moment sei er jedoch stabil, informiert die Polizei. Der zweite, 26 Jahre alte Turmspringer, hatte mehr Glück: Er konnte das Klinikum in Marktredwitz bereits am Montag wieder verlassen.

Wie es dazu kam, dass sich beide Männer gleichzeitig auf dem Sprungturm befanden, sollen die laufenden Ermittlungen der Polizei Marktredwitz klären. Denn den aktuellen Bad-Regeln zufolge hätte sich nur eine Person auf dem Sprungturm aufhalten dürfen.

Rentnerin starb in Helmbrechts

Nach den langen, kalten Wochen überschattet in Hochfranken nun schon der zweite Badeunfall die Freude über den Beginn der Freibadsaison: Wenige Tage vor dem Zusammenprall in Marktredwitz gab es einen tödlichen Badeunfall in Helmbrechts im Landkreis Hof. Eine Rentnerin war am Donnerstag leblos aus dem Naturbadesee geborgen worden. Trotz Reanimation starb die 73-Jährige im Krankenhaus.

Turm bleibt am Montag fast leer

Etliche Badegäste in Marktredwitz zeigten sich am Montagnachmittag noch erschüttert über den Zusammenprall der Turmspringer. Auf dem zehn Meter hohen Sprungturm – seit Jahrzehnten das Highlight des Naturfreibads – blieb es gestern lange menschenleer. Endlich traute sich ein 17-Jähriger bis nach ganz oben. Einmal durchatmen – ab ging es zehn Meter in die Tiefe. Von dem Unfall am Samstag habe er nichts mitbekommen, erzählt der junge Norddeutsche namens Fietje. Um sich im Marktredwitzer Freibad abzukühlen, unterbrach er am Montag seine Radreise mit zwei Freunden. Wäre Fietje trotzdem vom Zehn-Meter-Turm gesprungen, wenn er von dem Unfall gewusst hätte? „Ich glaube schon“, sagt der junge Mann zögernd, während sein Freund die Turm-Leiter erklimmt. Doch offensichtlich macht auch ihm das gerade Gehörte zu schaffen. Lange schaut der junge Urlauber vom „Zehner“ runter, dann tritt er vorsichtshalber den Rückzug zum „Fünfer“ an.

Gegen die Regeln verstoßen

Bäderleiter Hubert Weigert möchte mit der Frankenpost nicht über den Unfall sprechen und verweist an die Pressestelle der Stadt. Leiterin Claudia Hiergeist teilt mit, sie gebe aufgrund der laufenden Ermittlungen keine Auskunft. Mitteilungsfreudiger ist der Freibad-Kiosk-Betreiber Flurim Alija. Die Verletzten – „es waren offensichtlich Syrer“ – seien gemeinsam auf den „Zehner“ gestiegen, obwohl das verboten sei. Die Bademeisterin ordnete an, dass einer der beiden nach unten gehen müsse. „Und es hat auch so ausgesehen, als ob einer absteigt. Doch stattdessen ist er nur bis zum ,Fünfer’ runter“, erzählt Alija. Dann seien beide ziemlich gleichzeitig gesprungen.

Während die Verantwortlichen Erste Hilfe leisteten, alarmierte Flurin Alija mit seinem Handy sofort den Rettungsdienst. Allerdings habe es 17 Minuten gedauert, bis die Sankas eintrafen. „Zu lange“, kritisiert der Kiosk-Betreiber. Lob zollt den Rettungskräften hingegen eine weitere Augenzeugin: Die Ersthelfer seien gleich mit drei Rettungswagen angerückt und hätten sich direkt im Bad lange um die Verletzten gekümmert. „Da wussten wir gleich: Es ist etwas Schlimmes passiert“, sagt die Freibadbesucherin.

Polizei sucht Zeugen

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