In Hof Katholiken bauen sich eine neue Zentrale

Spatenstich am Freitag: An der Ernst-Reuter-Straße, direkt angebaut an Sankt Konrad, sollen künftig alle Fäden der Katholiken im Hofer Land zusammenlaufen. Foto: /cp

Weniger Katholiken, weniger Geld, weniger Personal und weniger Ehrenamt: Die Antwort der Kirche im Hofer Land auf diese Entwicklungen heißt – bauen. Warum sich der Seelsorgebereich einen neuen Verwaltungssitz leistet.

 
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Klar ist auch ein bisschen Rechtfertigung dabei. Die Zahl der Gläubigen im Land und der Region schrumpft, immer mehr Deutsche stellen offen die Frage, wofür es die großen Kirchen überhaupt noch braucht, und irgendwie kommt immer irgendwo der nächste Skandal um die Ecke. Trotzdem oder gerade deshalb: Der Katholische Seelsorgebereich Hofer Land, zu dem alle Katholiken in Stadt und Landkreis gehören, investiert. Und das nicht nur, weil er zum Erzbistum Bamberg gehört, das deutschlandweit oft genug Vorreiter ist für neue Ansätze. Sondern, weil die Verantwortlichen sagen, dass die Arbeit der Kirche professioneller, nahbarer und effizienter werden muss, wenn man Volkskirche bleiben will. Der Spatenstich fürs neue Verwaltungszentrum im Schatten des Kirchturms von Sankt Konrad in Hof ist so zum Gang in die Offensive geworden für die Kirchenvertreter.

Der Bau: 2,1 Millionen Euro, Stand heute, soll das neue Verwaltungszentrum kosten, das (ebenfalls Stand heute) im Frühjahr 2024 eingeweiht werden soll. Dort, wo erst im Winter der alte Kindergarten abgerissen wurde, werden auf 185 Quadratmetern Büroflächen und Besprechungsräume angelegt, noch einmal so viel Fläche nehmen zwei Wohnungen im Obergeschoss ein – für den Pfarrer und als Angebot für Auszubildende: In Sachen Nachwuchsgewinnung tut sich die katholische Kirche so schwer wie kaum jemand sonst, das Ganze ist also auch eine Investition in Sachen Attraktivitätssteigerung. In den Büros sollen dereinst zehn bis 15 Pfarrsekretärinnen, Mesner, Hausmeister und pastorale Beschäftigte Arbeitsplätze finden. Wer wohin kommt – und wie die derzeitigen Pfarrämter in Stadt und Landkreis trotzdem Bestand behalten sollen –, das stehe mitnichten fest, betont Verwaltungsleiter Michael Zentgraf: „Wir wollen natürlich weiterhin vor Ort ansprechbar sein“, betont er. Gibt aber auch zu verstehen, was hinter dem Neubau steckt: der Wille, sich zum Dienstleister für die Menschen zu entwickeln.

Der Berg zum Propheten? Jenen Dienstleister-Gedanken trägt der Leitende Pfarrer Stefan Fleischmann vor sich her, seit er vor knapp zwei Jahren seine Stelle in Hof angetreten hat. Jeder, der bittet – nicht nur Katholiken –, soll Beistand bekommen, das gehört zu seinem Credo. Erreichen möchte die Kirche das durch organisatorische Umstrukturierungen auf den unteren Ebenen: Anstatt, dass sich wie bisher alle 246 Pfarrämter einzeln ans Bistum wenden, werden gerade allerorten Gesamtkirchenverwaltungen zwischengeschaltet – im Hofer Land bündelt diese Einheit die Arbeit von zwölf Pfarreien. Der Neubau folgt den Anforderungen: Wo bislang die Pfarramtssekretärin zwei Mal in der Woche für zwei Stunden ans Telefon geht, soll das Zentrum mindestens fünf Tage wöchentlich besetzt sein. „Und bei den stetig steigenden Anforderungen, die es in Bezug auf die Verwaltungen gibt, geht damit auch eine große Spezialisierung der Mitarbeiter einher“, sagt Michael Zentgraf. Ohne das nämlich seien die ständig wachsenden Aufgaben sonst nicht mehr zu stemmen – schon gar nicht vor dem Hintergrund sinkender Mitglieder und Finanzflüsse.

Die Aufgaben: „Viele Menschen fragen nach der Arbeit der Kirche und nach ihrem Wert heute“, berichtet denn auch Landrat Oliver Bär. Und betont, dass die Kirchen neben der Vermittlung des Glaubens eine Arbeit übernähmen, die weit darüber hinaus gehe, gesamtgesellschaftlich betrachtet. Allein die katholische Kirche im Hofer Land betreibt acht Kitas und, über die Caritas, diverse Seniorenheime und andere Einrichtungen. „Ein Verwaltungszentrum, wie es hier entsteht, macht deutlich, was hier geleistet wird“, betont Bär. Oberbürgermeisterin Eva Döhla argumentiert zuvor in die gleiche Richtung und hebt die Kirchen auch als wichtige Säule der sozialen Arbeit hervor: „Hier findet eine Weiterentwicklung statt. Das ist keine moderne Hülle für alte Strukturen – man passt sich den Erfordernissen an.“ Auf dem Gelände zwischen Ernst-Reuter- und Nailaer Straße geschieht das in einem Tempo und einer Stringenz, wie es in keiner anderen Kirchenstruktur im Hofer Land passiert.

Das Riesen-Puzzle: In den vergangenen zwölf Jahren haben die Verantwortlichen eine neue Kita (mit späterem Anbau), ein Pfarrhaus und ein neues Pfarrzentrum errichtet, haben dafür die Altbestände mit Ordenswohnheim und Co. abgerissen. Baulicher Vater der Anlagen ist von Anfang an Architekt Norbert Endrejat aus Sparneck, der auch den Neubau jetzt verantwortet – mitsamt Haupteingang neben dem Kirchturm, Gedanken zu Barrierefreiheit und den einzelnen Geschoss-Ebenen. Sieben oder acht Millionen Euro wird er auf dem Gelände verbaut haben, wenn nächstes Jahr das Verwaltungszentrum fertig sein sollte. Schluss ist dann aber noch nicht, betonen er und Pfarrer Stefan Fleischmann: „Danach machen wir uns noch an die Kirchenfassade – und an den Vorplatz, der einen Brunnen bekommen soll.“ Weil er einladender und heimeliger wirken soll als der heutige. Als Sinnbild für die ganze Kirche.

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