Immer noch geschlossen Kulmbach: Die Palliativstation und die Pandemie

red

Die schwierige Situation in Corona-Zeiten fordert die Mitarbeiter an den Kliniken ganz besonders. Alle Kräfte müssen gebündelt werden. In Kulmbach ist die Palliativstation deshalb seit Dezember geschlossen.

 
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Schwerstkranke und sterbende Menschen erfahren auf Palliativstationen eine besondere Betreuung. Foto: dpa/Britta Pedersen

Kulmbach - „So schnell wie möglich.“ Das sagt Landrat Klaus Peter Söllner auf die Frage, wann die Palliativstation am Klinikum Kulmbach wieder öffnet. Dafür hätten sich die Mitglieder der Verbandsversammlung des Zweckverbands in ihrer jüngsten Sitzung einhellig ausgesprochen“. Der Landrat ist der Vorsitzende des Zweckverbandes.

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Die Station mit ihren sechs Betten musste aufgrund der wachsenden Covid-19-Patientenzahlen im Dezember geschlossen werden. Damals war es in drei Seniorenheimen im Landkreis zu schweren Ausbrüchen gekommen. Am Klinikum musste zeitweise sogar eine zweite Corona-Station in Betrieb genommen werden. Die Zahl der Corona-Patienten lang bei täglich mehr als 40. Auch jetzt werden noch zwischen 25 und 30 am stationär betreut.

„Seit Ausbruch der Pandemie sind an unserem Haus 78 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben“, gibt Geschäftsführerin Brigitte Angermann in einer Pressemitteilung bekannt. Allein zwischen 19. Dezember und 31. Januar waren es 45.

Die Zahl der Corona-Patienten, die seit März 2020 am Klinikum behandelt wurden, beträgt 468. Davon wurden 310 seit Beginn dieses Jahres aufgenommen. Hinzu kommt, dass Covid-Patienten überdurchschnittlich lang im Krankenhaus sind. „Die Verweildauer liegt im Schnitt bei 12,5 Tagen, bei Patienten aus anderen Bereichen sind es 6,5 Tage“, so Angermann.

Um eine bestmögliche Versorgung auf einer Corona-Station sicherzustellen, wird ein höherer Personalschlüssel benötigt. Zudem erfordern das Krankheitsbild und der Verlauf den Einsatz von Mitarbeitern, die internistisch, geriatrisch und vor allem auch palliativmedizinisch geschult sind. Ein solches Team kurzfristig zusammenzustellen, sei nur möglich, wenn Mitarbeiter von anderen Stationen abgezogen werden, so Angermann. Deshalb die Schließung anderer Stationen oder Bereiche. In der Hochphase im Dezember und Januar waren drei Stationen davon betroffen – darunter eben auch die Palliativstation.

Dessen Team hat im Dezember und Januar rund 40 Menschen bis zum Tod begleitet „und dabei Herausragendes geleistet“, hieß es in der Verbandsversammlung. Die Entscheidung, die Station vorübergehend zu schließen, sie niemanden leichtgefallen. Wann sich das ändert, ist noch völlig offen: „Auch wenn sich alle einig sind, die Palliativstation baldmöglichst wieder in Betrieb zu nehmen, ist es nicht möglich, einen Termin dafür zu benennen. Das Personal wird weiterhin auf der Corona-Station benötigt, weil sich die Pandemie-Lage noch immer nicht entspannt hat. Die Patienten sind im Durchschnitt jetzt deutlich jünger, die Verläufe nicht weniger schwer“, sagt Brigitte Angermann.

Palliativpatienten aus anderen Bereichen werden derzeit in den für sie zuständigen Fachabteilungen betreut. Dort stehe onkologisch und palliativmedizinisch aus- und weitergebildetes Personal zur Verfügung. Die Betreuung von Palliativpatienten ist in den Fachbereichen keineswegs neu. Schon immer wurden solche Patienten auch unmittelbar in den für sie zuständigen Fachbereichen behandelt. Selbstverständlich sie es – wenn auch mit einigem Aufwand – auch in Pandemie-Zeiten dort möglich, sterbende Menschen zu besuchen, betont das Klinikum. Gleiches gelte für die Corona-Stationen. Die Pandemie hat darüber hinaus auch die Entscheidungen vieler schwerstkranker und sterbender Menschen beeinflusst. Aus dem SAPV-Team Bayreuth (Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung), das Patienten aus dem Landkreis mit betreut, wird berichtet, dass viele Sterbende lieber im Kreis ihrer Familie bleiben, um sicher zu gehen, dass sie jederzeit ihre Angehörigen um sich haben können und nehmen ärztliche und pflegerische Unterstützung ambulant in Anspruch.

„Dass die Leistungen unserer Palliativstation dennoch vermisst werden, ist uns bewusst. Wir nehmen die Anregungen unter anderem aus dem Hospizverein, dessen geschulte Mitarbeiter sich über viele Jahre ehrenamtlich und mit größtem Einsatz für schwerstkranke und sterbende Menschen engagieren, sehr ernst.“ Auch deshalb wolle man die Station umgehend wieder öffnen, „ sobald die Lage es wieder zulässt,“ betont Brigitte Angermann. red