In Marktleuthen „Herr Pfarrer“ sagt „Auf Wiedersehen“

Anja Lohneisen
Mit Erinnerungsgeschenken und einem Segensständchen verabschiedeten sich die Kinder und Erzieherinnen des Kinderhauses vor der Kirche von Pfarrer Oliver Pollinger. Foto: Anja Lohneisen/Anja Lohneisen

Nun hat sich Oliver P. Pollinger offiziell von seinen vier Gemeinden verabschiedet. Der Gottesdienst ist geprägt von Wehmut, aber auch von Heiterkeit.

 
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„Ich geh ins Gelobte Land! Ich geh in die Oberpfalz!“, tönte der Pfarrer mit seiner kräftigen Stimme. Es war einer der vielen heiteren Momente, von denen der Abschiedsgottesdienst von Pfarrer Oliver P. Pollinger geprägt war.

Heiterkeit – natürlich inmitten von viel Abschiedswehmut. Schließlich sind zehn Jahre eine lange Zeit, in der viele enge Beziehungen entstanden sind, viele Paare getraut, viele Kinder getauft wurden, Erstkommunion gefeiert haben. Als Pfarradministrator war er 2013 mit jungen 32 Jahren aus Deggendorf in die oberfränkische Diaspora, in die Pfarreiengemeinschaft Marktleuthen – Kirchenlamitz – Weißenstadt – Röslau gekommen, seit 2015 war er da auch offiziell der „Herr Pfarrer“.

Nicht nur Seelsorge

Als solcher galt es, nicht nur Seelsorge in den anvertrauten Gemeinden zu betreiben, sondern auch viele wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. Diverse Renovierungen wurden in dem Zeitraum durchgeführt, unter anderem im Kindergarten. „Man erkennt da oft seine eigene Ohnmacht und kommt an seine Grenzen“, bekannte Pollinger im gutbesetzten Kirchenschiff. Da könne man einfach nur Gott demütig um Weisheit und ein kluges Herz bitten.

Christen, fuhr er fort, besonders junge Menschen, hätten es in der heutigen Zeit nicht leicht. Wer sich offen zum Glauben bekenne, werde oft belächelt. „Man muss vielleicht ein bisschen dumm sein, alles aufzugeben, um die Perle des Glaubens zu erlangen“, schmunzelte Pollinger. Aber es lohne sich, denn Christus wolle die Menschen ziehen und begeistern.

Zehnmal mehr Gottesdienstbesucher

Er erinnerte sich an seinen ersten Gottesdienst nach seiner Ankunft in Marktleuthen, da saßen gerade mal 17 Gläubige, ein Ministrant habe gedient. Wie groß war doch der Unterschied dazu im Abschiedsgottesdienst: Mindestens 170 Gottesdienstbesucher waren gekommen, und hinter dem Altar saßen weit über 20 Ministranten aus den vier Pfarrgemeinden. Mit vielen von ihnen hatte Pollinger in den vergangenen Jahren die heilige Erstkommunion gefeiert.

In der Diaspora Pfarrer zu sein, heiße andere Wege zu beschreiten, als einem im Priesterkolleg beigebracht worden sei, so der scheidende Geistliche. „Es ist da alles ein bissl anders“, aber das sei nichts Negatives. Sein Ziel und Wunsch als Pfarrer sei es, in Menschen die Sehnsucht nach Christus zu wecken.

Gute ökumenische Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit mit den vier Pfarrgemeinden habe wunderbar funktioniert. „Ich danke Ihnen allen für haufenweise schöne Momente! Und machen Sie da einfach weiter als Gemeinde! Haltet bitte zusammen!“ Sein Dank galt auch Pfarrer Ralf Haska für die gute ökumenische Zusammenarbeit; so manches Mal waren die beiden zusammen auch außerhalb der Kirche im Wirtshaus anzutreffen gewesen. Auch die Kooperation mit den Kommunen habe gut geklappt, so Pollinger. Dass aus allen vier Gemeinden die Bürgermeister oder stellvertretenden Bürgermeister persönlich dem Abschiedsgottesdienst beiwohnten, freute ihn sehr.

Vor der Kirche wurde Pfarrer Oliver Pollinger von den Kindern samt Erzieherinnen des Kinderhauses erwartet. Sie brachten ihm ein Segensständchen mit „Immer und überall (hält Gott seine Hände über mir, über dir)“ und Erinnerungsgeschenke.

Segenswünsche und Fotobuch

Im Gemeindesaal des Pfarrhauses war noch zum Sektempfang und Imbiss eingeladen. Pollinger erhielt unter anderem ein neues Messgewand zum Geschenk. Glück- und Segenswünsche brachte ihm der Frauenkreis. Von Seiten der Ministranten gab es ein dickes Fotobuch mit Erinnerungen aus den vergangenen zehn Jahren.

Seine Haushälterin Marianne Tröger, die in den vergangenen Jahren gleichzeitig das Amt der Mesnerin innehatte und für den schönen Blumenschmuck sorgte, nimmt Pollinger übrigens samt Hauskatze Hermine mit nach Mitterteich. Hermine hat da neue Jagdgründe, und Marianne Tröger wird sich als „Ausländerin“ mit ihrer herzlichen Art bestimmt auch bald in der Oberpfalz einleben und einbringen. Für sie gab es einen riesigen Blumenstrauß.

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